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»Da müssen wir eben durch«, sagt Mutter Grethe, als ihr Sohn Walter nach acht Jahren Haft aus dem Zuchthaus Bautzen zu ihr nach Hamburg zurückkehrt ohne Ausbildung und Beruf, ohne Ziel und Geld. Und in die Freiheit entlassen ergeht es ihm nicht anders als vielen Deutschen, die aus dem Osten in den so begehrten Westen gelangt sind: Von den Menschen, mit denen sie es zu tun haben, nicht anerkannt, fühlen sie sich als Bürger zweiter Klasse. Walter übt sich in Geduld, während um ihn herum sich die Räder des Wirtschaftswunders immer schneller drehen. Zunächst schlüpft er bei seiner Mutter unter. Auf der Burg Hatzfeld im Werragebiet versucht er sich als Erzieher für schwierige Kinder. In Hamburg erwarten ihn die Mutter und Cornelli, der ihn an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen unterbringt. Ein ungewohnt sorgloses Studentenleben beginnt, doch die Jahre in Bautzen haben ihre Spuren hinterlassen: Immer wieder erliegt er Anfällen von Melancholie. Die Familie wächst wieder zusammen und Walter findet endlich die Frau, die ihn versteht. So enden für ihn mit diesem Roman die Jahre des Suchens und des Übergangs, deren Bestandsaufnahme Walter Kempowskis »Deutsche Chronik« nun abschließt.
A propos de l'auteur
Walter Kempowski, geb. 1929 in Rostock geboren, wurde 1948 aus politischen Gründen von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach acht Jahren im Zuchthaus Bautzen wurde er entlassen. Seit Mitte der sechziger Jahre arbeitete Kempowski planmäßig an der auf neun Bände angelegten "Deutschen Chronik", die er 1971 mit dem Roman "Tadellöser &Wolf" eröffnete und 1984 mit "Herzlich Willkommen" beschloss. Die "Deutsche Chronik" ist ein in der Literatur beispielloses Werk, dem der Autor das korrespondierende zehnbändige "Echolot", für das er höchste Anerkennung erntete, folgen ließ. Walter Kempowski verstarb am 5. Oktober 2007. Er gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. 2002 wurde er mit dem Nicolas-Born-Preis des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. 2005 erhielt er den Thomas-Mann-Preis.