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Charles I. erlitt ein weltgeschichtlich einzigartiges Schicksal: Er wurde von einem Gericht im Namen des Volkes zum Tod verurteilt und öffentlich am 30. Januar 1649 hingerichtet. Es war der Höhepunkt der englischen Revolution mit einem Bürgerkrieg, der wahrscheinlich rund eine Viertelmillion Menschenleben gefordert hatte. Charles wurde zerrieben zwischen den historischen Umständen, unter denen er den Thron bestieg, seinen eigenen persönlichen und politischen Schwächen und einer parlamentarischen Opposition, die nach elf Jahren Regierung ohne Parlament seine Rolle auf die eines konstutionellen Monarchen zurückstutzen wollte. Es begann mit der katastrophalen Politik gegenüber seiner schottischen Heimat, dann stand der Bürgerkrieg lange auf der Kippe, bevor Charles unterlag. Die wiederholte Suche nach einem Frieden scheiterte wieder und wieder an einer Verhandlungstaktik, die seine Gegenüber zur Verzweiflung trieb: Sie sahen einen Mann, der nicht ehrlich verhandelte und nur daran interessiert war, die andere Seite zu spalten. Für seine Gegner, vor allem in der radikal-demokratischen Bewegung, die der Krieg hervorbrachte, war er somit der »man of blood«, der für alles Unglück verantwortlich war.
Für seine Anhänger starb er als Märtyrer, der die traditionelle Staats- und Kirchenverfassung gegen die Flut von Sekten und »Häresien« verteidigte und dafür zu sterben bereit war. Beide Seiten konnten legitime Argumente ins Feld führen, aber historisch und emotional gewann der Märtyrer, was nicht zuletzt die kurzlebige Republik unter Cromwell destabilisierte. Auch heute noch überwiegt eher, wenn auch nicht in der Geschichtsschreibung, die positive Einschätzung dieses umstrittensten Monarchen der englischen Geschichte.
A propos de l'auteur
Dr. Jürgen Diethe (Jg. 1947) studierte Geschichte, Anglistik und Politik in Göttingen und arbeitete viele Jahre als Journalist in Großbritannien. Er lebt in der Nähe von Inverness.
Résumé
Die Monografie bietet eine quellengestützte Analyse der Herrschaft Charles' I. 
Der Fokus dieses Buches liegt in den zwei Jahren vor seiner Hinrichtung, seinem Prozess und Tod sowie den Reaktionen darauf. Dafür wird ein kurzer Abriss seines vor allem politischen und militärischen Lebens gegeben, der einen biografischen Charakter trägt. 
Beginnend mit seiner Politik gegenüber Schottland über die Eskalation zum Bürgerkrieg bis hin zur mehrfach gescheiterten Friedenssuche. Im Zentrum steht die Frage, wie sich ein Monarch zwischen politischen Erwartungen, persönlicher Unnachgiebigkeit und strategischem Fehlverhalten selbst in den Untergang manövrierte. Dabei wird der Fokus auch auf die Gegenseite gerichtet: die parlamentarische Opposition, die radikaldemokratische Bewegung und Oliver Cromwell. Gegensätzliche Wahrnehmungen prallen aufeinander: Charles als „man of blood" einerseits, als Märtyrer für Krone und Kirche andererseits.
Ziel der Publikation ist es, das historische Urteil über Charles I. differenziert darzustellen und die langfristigen Auswirkungen seiner Hinrichtung auf das politische Denken in England zu reflektieren. Seine Rolle in der Entwicklung der konstitutionellen Monarchie und sein Nachleben in Erinnerungskultur und Historiografie werden abschließend beleuchtet.
Die Monografie richtet sich an Lehrende und Studierende der Geschichts- und Politikwissenschaft sowie Anglisten und an historisch interessierte Leser:innen, die sich für europäische Monarchiegeschichte und revolutionäre Umbrüche begeistern.