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Werke und Briefe - Ln - Bd. 3: Werke 1754-1757 - Hrsg. v. Conrad Wiedemann u. a.

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Description

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Lessings Fähigkeit, seinen biographischen Auswegslosigkeiten die besten seiner Werke und Projekte abzuringen, bewährte sich zum ersten Mal 1754, als er fürchten mußte, sich im journalistischen Alltagsgeschäft aufzureiben. Seine Jugenderfolge als Lustspielautorund anakreontischer Lyriker lagen zurück und schienen abgetan, statt dessen schrieb er jährlich an die hundert Pflichtrezensionen für die Vossische Zeitung und übersetzte täglich ein paar Seiten aus Werken bedeutender und unbedeutender Ausländer. Für die Rückkehr zur schöpferischen Arbeit wurden zwei Dinge ausschlaggebend: der Entschluß, aus Geschriebenem und Ungeschriebenem eine erste, damals ganz unübliche Werkausgabe zu entwerfen, die dann auch wirklich zustande kam (Schriften, 6 Bde., 1753-55), sowie die Begegnung mit Moses Mendelssohn, aus der bekanntlich eine lebenslange Ideensymbiose entstand, zunächst allerdings eine Art Syndikat der produktiven Gegenseitigkeit.
Lessings Gewinn aus dieser Selbsttherapie waren anderthalb hochmotivierte und hochinnovative Schaffensjahre, in denen ihm (fast) alles gelang. Noch im Frühjahr 1754 erschienen das Vade mecum für Hrn. Samuel Gotthold Lange und die vier historischen Rettungen, das erstere der Probelauf für die folgenden großen Personalpolemiken, die letzteren die Modelle für deren Gegenprinzip einer revidierenden Kritik. Wenig später entstand das Charakterbild des problematischen, frühverstorbenen Jugendfreunds Mylius, das Lessing zum Anlaß nahm, mit dem schmählichen Schicksal literarisch Hochbegabter in Deutschland abzurechnen. Schon im Herbst folgten weitere Solitäre dieser Art: die große Abhandlung über das rührende Lustspiel, die nicht minder bedeutende Gegenabhandlung über Senecas Theater der Grausamkeit und schließlich der mit Mendelssohn gemeinsam verfaßte Essay Pope ein Metaphysiker?, ein kecker Schlag gegen die Berliner Akademie und ein überraschendes Spiel mit Elementen der nachaufklärerischen Kunstautonomie-Idee.
Ihren Höhepunkt erreichte diese Fieberkurve freilich erst im Frühjahr 1755, als Lessing sich in die sechswöchige Einsamkeit eines Potsdamer Gartenhauses zurückzog, um mit der deutschen Novität eines bürgerlichen Trauerspiels, Miß Sara Sampson, zurückzukehren. Danach scheint eine gewisse Erschöpfung eingetreten zu sein. Als Zeuge der Uraufführung in Frankfurt/Oder erlebte Lessing noch, wie das Stück zum Kultobjekt der Empfindsamkeitsbewegung avancierte, was indes nicht verhindern konnte, daß er im Oktober 1755 Berlin ohne erkennbaren Anlaß verließ. Der Flucht nach Leipzig im Oktober 1755 verdankt sich immerhin ein bedeutsames Nachspiel des Sara-Erfolges. Drängten doch die zurückgelassenen Freunde Mendelssohn und Nicolai auf briefliche Fortsetzung der in Berlin begonnenen Theorie-Diskussion über das zu erneuernde Trauerspiel. Die schnell in Gang gekommene und glücklich erhaltene Dreieckskorrespondenz von November 1756 bis Mai 1757 bewahrte der Nachwelt nicht nur den schönsten deutschen Literaturstreit, sondern auch Lessings unvergängliche Vision eines Mitleid-Theaters. Ansonsten gelang ihm in Leipzig nicht viel: weder die Erneuerung seines Lustspielkonzepts im Geiste Goldonis (deren Fragmente beim Verleger verlorengingen), noch die große europäische Bildungsreise im Schlepptau eines Reichen (die vom Kriegsausbruch schon in Amsterdam gestoppt wurde). Die 1757 wiederaufgenommene Beschäftigung mit der Fabel kam erst 1759 zum Abschluß.

Table des matières

Rezensionen und Gedichte aus: Berlinische Privilegierte Zeitung 1754 - Ein VADE MECVM für Hrn. Sam. Gotth. Lange - <Übersetzung der Ode des Horaz ad Barinen> - Aus; Schrifften; Dritter Teil; Rettungen - Theatralische Bibliothek; Erstes Stück - Entwürfe zu einer Abhandlung »Der Schauspieler« - Vorrede zu: Vermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius - Vorbericht zu: Zergliederung der Schönheit <...> von Wilhelm Hogarth - Rezensionen und Gedichte aus: Berlinische Privilegierte Zeitung 1755 - Miss Sara Sampson - Tonsine - Schlußrede zu einem Trauerspiel in fünf Aufzügen - Aus: Theatralische Bibliothek; Zweites Stück; Trauerspiele des Seneca - Pope ein Metaphysiker! - Aus: Theatralische Bibliothek; Drittes Stück - Briefwechsel über das Trauerspiel mit Mendelssohn und Nicolai - Über zwei Lustspiele von Otway und Wycherley - Aus: Franz Hutchesons Sittenlehre der Vernunft - Vorrede zu: Des Herrn Jacob Thomson sämtliche Trauerspiele - Vorbericht zu: Eine ernsthafte Ermunterung an alle Christen <...> von William Law - Aus: Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freihen Künste 1757 - Vorrede zu: Hrn. Samuel Richardsons Sittenlehre für die Jugend - Dramatische Fragmente aus dem Nachlaß - Nachlese zu lessings Gedichten - Kommentar von Conrad Wiedemann

Résumé


Lessings Fähigkeit, seinen biographischen Auswegslosigkeiten die besten seiner Werke und Projekte abzuringen, bewährte sich zum ersten Mal 1754, als er fürchten mußte, sich im journalistischen Alltagsgeschäft aufzureiben. Seine Jugenderfolge als Lustspielautorund anakreontischer Lyriker lagen zurück und schienen abgetan, statt dessen schrieb er jährlich an die hundert Pflichtrezensionen für die
Vossische Zeitung
und übersetzte täglich ein paar Seiten aus Werken bedeutender und unbedeutender Ausländer. Für die Rückkehr zur schöpferischen Arbeit wurden zwei Dinge ausschlaggebend: der Entschluß, aus Geschriebenem und Ungeschriebenem eine erste, damals ganz unübliche Werkausgabe zu entwerfen, die dann auch wirklich zustande kam (
Schriften
, 6 Bde., 1753-55), sowie die Begegnung mit Moses Mendelssohn, aus der bekanntlich eine lebenslange Ideensymbiose entstand, zunächst allerdings eine Art Syndikat der produktiven Gegenseitigkeit.


Lessings Gewinn aus dieser Selbsttherapie waren anderthalb hochmotivierte und hochinnovative Schaffensjahre, in denen ihm (fast) alles gelang. Noch im Frühjahr 1754 erschienen das
Vade mecum für Hrn. Samuel Gotthold Lange
und die vier historischen
Rettungen
, das erstere der Probelauf für die folgenden großen Personalpolemiken, die letzteren die Modelle für deren Gegenprinzip einer revidierenden Kritik. Wenig später entstand das Charakterbild des problematischen, frühverstorbenen Jugendfreunds Mylius, das Lessing zum Anlaß nahm, mit dem schmählichen Schicksal literarisch Hochbegabter in Deutschland abzurechnen. Schon im Herbst folgten weitere Solitäre dieser Art: die große Abhandlung über das rührende Lustspiel, die nicht minder bedeutende Gegenabhandlung über Senecas Theater der Grausamkeit und schließlich der mit Mendelssohn gemeinsam verfaßte Essay
Pope ein Metaphysiker?
, ein kecker Schlag gegen die Berliner Akademie und ein überraschendes Spiel mit Elementen der nachaufklärerischen Kunstautonomie-Idee.


Ihren Höhepunkt erreichte diese Fieberkurve freilich erst im Frühjahr 1755, als Lessing sich in die sechswöchige Einsamkeit eines Potsdamer Gartenhauses zurückzog, um mit der deutschen Novität eines bürgerlichen Trauerspiels,
Miß Sara Sampson
, zurückzukehren. Danach scheint eine gewisse Erschöpfung eingetreten zu sein. Als Zeuge der Uraufführung in Frankfurt/Oder erlebte Lessing noch, wie das Stück zum Kultobjekt der Empfindsamkeitsbewegung avancierte, was indes nicht verhindern konnte, daß er im Oktober 1755 Berlin ohne erkennbaren Anlaß verließ. Der Flucht nach Leipzig im Oktober 1755 verdankt sich immerhin ein bedeutsames Nachspiel des Sara-Erfolges. Drängten doch die zurückgelassenen Freunde Mendelssohn und Nicolai auf briefliche Fortsetzung der in Berlin begonnenen Theorie-Diskussion über das zu erneuernde Trauerspiel. Die schnell in Gang gekommene und glücklich erhaltene Dreieckskorrespondenz von November 1756 bis Mai 1757 bewahrte der Nachwelt nicht nur den schönsten deutschen Literaturstreit, sondern auch Lessings unvergängliche Vision eines Mitleid-Theaters. Ansonsten gelang ihm in Leipzig nicht viel: weder die Erneuerung seines Lustspielkonzepts im Geiste Goldonis (deren Fragmente beim Verleger verlorengingen), noch die große europäische Bildungsreise im Schlepptau eines Reichen (die vom Kriegsausbruch schon in Amsterdam gestoppt wurde). Die 1757 wiederaufgenommene Beschäftigung mit der Fabel kam erst 1759 zum Abschluß.

Détails du produit

Auteurs Gotthold Ephraim Lessing
Collaboration Wilfried Barner (Editeur), Conrad Wiedemann (Editeur)
Edition Deutscher Klassiker Verlag
 
Langues Allemand
Format d'édition Livre Relié
Sortie 01.01.2003
 
EAN 9783618610700
ISBN 978-3-618-61070-0
Pages 1599
Dimensions 130 mm x 53 mm x 195 mm
Poids 748 g
Séries Werke und Briefe - Ln
Werke und Briefe
Thème Bibliothek deutscher Klassiker
Catégories Littérature > Littérature (récits) > Œuvre principale avant 1945

Literatur, Literaturtheorie, Deutschland, Gedichte, Literarische Essays, 18. Jahrhundert, Aufklärung, Literaturwissenschaft: 1600 bis 1800, Werkausgabe, Rezensionen, Aufsätze, Werke, Lessing, Band 3, Klassische Dramen und Dramen (vor 1900), Gotthold Ephraim Lessing, Übersetzungen, auseinandersetzen

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