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Säkularisierung ist seit jeher ein zentraler Begriff der Religionssoziologie. Bei allen Unterschieden ist die Überzeugung, daß Religion ein Relikt vergangener Stadien der Gesellschaft sei und daß die Zukunft einer religionslosen Gesellschaft entgegensteuere, allgemein verbreitet.Der gegenwärtige Stand des religionssoziologischen Diskurses zeigt einerseits einen Überhang des Ideals wissenschaftlicher Empirizität; andererseits erweisen sich Versuche, eine universalistische religionssoziologische Theorie zu formulieren, als zu abstrakt, um die Vielgestaltigkeit der Realität angemessen zu reflektieren.Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, die Dinge ein weiteres Mal in den Blick zu nehmen, die Anzeichen für eine Totalsäkularisierung und eine "Entgesellschaftung" erneut zu hinterfragen. Hiebei zeigt sich, daß der Wandel von Gesellschaft, Religion und Religiosität ein Neuverstehen alter Inhalte und Paradigmen verlangt, doch weder für die Soziologie noch für die Religion ein Requiem angestimmt werden muß. Säkularisierung muß nicht der Kampfruf des vom Wissenschaftspathos des 19. Jahrhunderts erfüllten, um die Befreiung des Menschen aus kirchlicher Bevormundung und Versklavung ringenden Soziologen sein. Säkularisierung kann auch dienlich sein, die ständige Entwicklung des Menschen und seiner Gesellschaft in deren Selbst- und Weltdeutung einschließlich Religion und Religiosität einem tieferen Verständnis zu öffnen. Säkularisierung erweist sich letztlich als stets tendenziell begrenzter Prozeß, unter dessen Auswirkungen der christliche Glaube sich ständig verändert, ohne von ihm aufgesogen zu werden.
