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Oft werden bei der Diagnose 'Intersex' im Säuglings- und frühen Kindesalter operative und hormonelle Eingriffe vorgenommen, um ein möglichst eindeutiges Erscheinungsbild der Genitalien zu erreichen. Von den Interessensvertretungen der Intersexe werden diese Eingriffe als gewaltsam und traumatisierend beschrieben. Neue wissenschaftliche Ergebnisse zeigen ebenfalls massive Probleme der Behandlungen auf - der Deutsche Ethikrat berücksichtigte sie nicht für seine Anfang 2012 veröffentlichte Stellungnahme zum Umgang mit Intersexualität. In diesem Band wird der aktuelle Forschungsstand vorgestellt und mit den Forderungen der Intersex-Verbände kontextualisiert. Voraus geht eine Analyse der gesellschaftlichen Umstände, die zur bisher üblichen medizinischen Praxis führten. Darin wird gezeigt dass die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern sowie die sozial strukturierte Angst vor geschlechtlicher Pluralität wichtige Ausgangspunkte dafür waren, Uneindeutigkeiten gesellschaftlich und medizinisch zu tilgen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden gesellschaftlichen Anerkennung vielfältiger geschlechtlicher Identitäten wird herausgearbeitet, dass die Begründung der bisherigen medizinischen Behandlungspraxis - sie basierte eben darauf, Menschen Diskriminierungen und Gewalt in einer gegenüber geschlechtlicher Uneindeutigkeit intoleranten Gesellschaft ersparen zu wollen - nicht mehr gegeben ist.
Table des matières
Einleitung
Einführende Erläuterungen
Begriffliche Erläuterungen: Hermaphroditismus - Intersexualität - DSD - Intersex
Das medizinische Behandlungsprogramm
Die Formierung der Intersex-Bewegung und ihr Streiten
Die gesellschaftliche Eingebundenheit der Medizin und der Zwang zu geschlechtlicher Eindeutigkeit
Ausgangspunkte für das Ziel eindeutiger Geschlechtsfeststellung in Zweifelsfällen
Ausweitung der zweigeschlechtlichen gesellschaftlichen Norm mit dem aufkommenden Christentum
Zur Verwissenschaftlichung von Geschlecht und Sexualität
Die Angleichung an die gesellschaftliche Norm
Medizinische Diagnostik: Die Kennzeichen des Geschlechts
Zuweisung des Geschlechts
Interessen der Eltern, der betroffenen Menschen, der Mediziner
Die aktuelle Praxis - Verfahren und Evaluation der Ergebnisse und der Behandlungszufriedenheit
Verfahren
"Outcome" - Evaluation der medizinischen Behandlungsergebnisse
Zusammenfassung der Ergebnisse der Evaluation der medizinischen Eingriffe und der Behandlungszufriedenheit
Ableitungen aus den Ergebnissen zur Behandlungszufriedenheit vor dem Hintergrund einer sich pluralisierenden Gesellschaft
Medizinethische Erwägung
Sich pluralisierende Gesellschaft
A propos de l'auteur
Heinz-Jürgen Voß (Dipl.-Biol., cand. Dr. phil.) lehrt zu Geschlecht und Biologie an verschiedenen Universitäten. Seine Forschungsschwerpunkte sind biologische Geschlechtertheorien, Queer Theory und Queer Politics.