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Der König Ödipus des Sophokles gehört zu den berühmtesten Tragödien der Antike. In der europäischen und auch außereuropäischen Literatur lässt sich eine vielfältige Wirkungsgeschichte nachweisen. Für Aristoteles galt das Drama geradezu als Mustertragödie, und bis in die Gegenwart ist es für die Tragödientheorie von Bedeutung. Gleichzeitig wird bis heute sowohl über das Verständnis des Dramas als auch über die Textgestaltung höchst kontrovers diskutiert.
Der König Ödipus wird hier mit kritisch überprüftem griechischen Text, neuer deutscher Übersetzung, ausführlicher Einleitung und fortlaufender Kommentierung vorgelegt. In der Einleitung werden u. a. die Geschichte des Stoffes bis zur Fassung des Sophokles, strittige Probleme der Interpretation und die Rezeption des Dramas behandelt. Die Kommentierung bezieht sich auf den übersetzten Text und ist so konzipiert, dass sie von Lesern ohne Griechischkenntnisse uneingeschränkt benutzt werden kann. Zusätzlich werden für Leser, die den griechischen Text mit heranziehen oder von ihm ausgehen wollen, knapp gefasste textkritische und sprachliche Erläuterungen sowie metrische Analysen der Chorpartien geboten.
A propos de l'auteur
Sophokles wurde 496 v. Chr. im attischen Demos Kolonos als Sohn eines wohlhabenden Unternehmers geboren. Er genoss eine sehr gute Erziehung und Ausbildung, verkehrte in Intellektuellenkreisen, übernahm bald verschiedene politische Ämter und wirkte im kulturellen und politischen Leben Athens mit.§§Bereits als 25-jähriger gewann Sophokles die Dionysien, ein Wettstreit zwischen Dichtern im Dionysostheater, mit seiner Tetralogie Triptolemos . Auch seine weiteren Stücke wie Antigone , Philoktet und Ödipus wurden zu großen Erfolgen. Von seinem äußerst umfangreichen Werk sind leider nur sieben Tragödien überliefert. Sophokles gilt als Neuerfinder der attischen Tragödie: er führte den dritten Schauspieler ein, die Schauspieler für seine Stücke wurden passend zur Rolle ausgewählt, er erhöhte die Zahl der Chorsänger von 12 auf 15 und integrierte den Chor in das Stück, und außerdem wurde zum ersten Mal die Handlung durch Bühnenbilder verdeutlicht. Durch diese Neurungen wurde das Schauspiel lebendiger, spannender und dramatischer. Erstmals bei Sophokles wird der Mensch als Individuum mit all seinen Fehlern und die Götter nicht mehr nur verehrend dargestellt. Er gilt als Meister der tragischen Ironie, der gedanklichen Tiefe und sprachlichen Ausdruckskraft.§§Im Alter von etwa neunzig Jahren ist Sophokles 406 oder 405 v. Chr. gestorben. Kurz nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren eine Statue im Dionysostheater aufgestellt.
Dr. Bernd Manuwald ist Professor für Klassische Philologie (Gräzistik) an der Universität Köln.