Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Takis Würger |
Verlag | Diogenes |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 26.02.2025 |
EAN | 9783257073355 |
ISBN | 978-3-257-07335-5 |
Seiten | 304 |
Abmessung | 125 mm x 20 mm x 190 mm |
Gewicht | 323 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Klavier, Liebe, Kindheit, Freundschaft, Klassik, Musik, Trauma, Hamburg, Genie, Moor, Sehnsucht, Stella, Klassische Musik, Der Club |
Kundenrezensionen
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Ganz schön...kitschig
In seinem dritten Roman "Für Polina" nimmt uns Takis Würger mit in die Geschichte von Hannes Prager, einem zu Anfang des Buches noch nicht geborenen Jungen, dessen Leben von kleinen und großen Schicksalsschlägen gespickt ist.
Hannes Prager entsteht aus einem One-Night-Stand in Italien und seine Mutter, Fritzi, zieht ihn fortan alleinerziehend auf. In der Nähe von Hannover finden die beiden ein Zuhause in einer Villa, in der auch der ältere Heinrich Hildebrand lebt. Er ist auch derjenige, der Hannes in die Kunst des Klavierspielens heranführt.
Daneben gibt es auch noch Güneş, eine Arbeitskollegin Hannes' Mutter, deren Tochter Polina sich prächtig mit Hannes versteht. Zwischen den beiden entsteht eine innige Freundschaft, aber irgendwie auch mehr. Ihr widmet er eine besondere Melodie.
Eines Tages stirbt Fritzi plötzlich und für Hannes zerbricht eine Welt. Fortan wächst er bei seinem Vater in Hamburg auf.
Hannes und Polina bleiben weiterhin in Kontakt und zwischen ihnen entsteht mehr, doch gibt es immer wieder Situationen, die die beiden auseinander reißen. Auch über Jahre hinweg, bis Hannes plötzlich nichts mehr von ihr hört. Doch alles, woran Hannes denken kann, ist Polina.
Würger hat mit diesem Roman eine Geschichte kreiert, die von der Prämisse her sehr tiefgehend, sentimental und poetisch klingt.
Der Roman startet seicht und als Leser*in lernt man die verschiedenen Charaktere kennen. Leider fehlte mir bei den Charakteren trotzdem eine gewisse Tiefe.
Die Verbindung zwischen Hannes und Polina zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch, doch liegt das Hauptaugenmerk erstmal nicht darauf, was mir persönlich gut gefiel. Auch die Beschreibungen rund um Hamburg haben die Stadt lebendiger gemacht.
Mit jedem fortschreitenden Kapitel wurde die Geschichte allerdings immer kitschiger und unglaubwürdiger.
Was mir auch übel aufgestoßen ist, waren zwei Wörter ("Z***" für Sinti und Roma, und "autistisch"), die in zwei Szenen beleidigend bzw. in einem negativen Kontext verwendet worden waren.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Roman bestimmt eine Zielgruppe hat, zu der ich aber nicht ganz dazugehöre. Ich kann nachvollziehen, welche Aspekte Lob bekommen haben und ich habe das Buch auch nicht ungern gelesen. Daher vergebe ich 3,5 Sterne. -
Zwischen Musik, Liebe und verpassten Chancen
Mit "Für Polina" erzählt Takis Würger die berührende Geschichte einer lebenslangen Liebe, die durch Musik verbunden ist. Der deutsche Autor und Journalist, geboren 1985, hat bereits mit "Der Club" große Aufmerksamkeit erlangt und arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Reporter, unter anderem für "Der Spiegel". Sein Stil zeichnet sich durch eine schnörkellose, klare Sprache aus, die auch in seinem neuen Roman eine große Rolle spielt.
Worum geht’s genau?
Der Roman begleitet Hannes Prager, der mit vierzehn Jahren seine große Liebe Polina kennenlernt und für sie eine einzigartige Melodie komponiert. Doch das Leben trennt ihre Wege, und Hannes hört auf, Klavier zu spielen. Jahrelang fühlt er nur Leere, bis er schließlich erkennt, dass er Polina wiederfinden muss – und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie. Zwischen Freundschaft, Familie und der Kraft der Musik entfaltet sich eine tiefgehende Geschichte über Sehnsucht, Verlust und die Hoffnung auf eine zweite Chance.
Meine Meinung
Ich habe "Für Polina" auf mehrfache Empfehlung hin gelesen und bin froh, dass ich es getan habe. Auch wenn die Cover des Diogenes Verlags mich meist nicht ansprechen, hat sich das Lesen dieses Romans wirklich gelohnt. Es ist kein lauter, dramatischer Roman, sondern eine ruhige, feinfühlige Geschichte, die mit viel Emotion, unerwarteten Wendungen und vor allem liebenswerten Figuren überzeugt.
Besonders die Beziehungen zwischen den Charakteren haben mich beeindruckt – sei es die Verbindung zwischen Hannes und Polina oder die unkonventionellen Freundschaften, etwa zwischen Fritzi und Heinrich. Die Charaktere sind klar voneinander unterscheidbar, überwiegend sympathisch und es ist leicht mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern. Vor allem die tiefe Liebe von Hannes zu Polina, die ihn über Jahrzehnte begleitet, hat mich berührt. Gleichzeitig hätte ich es spannend gefunden, wenn Polinas Sichtweise stärker eingebracht worden wäre – so bleibt sie eher eine Projektion von Hannes' Sehnsucht, während wir als Lesende wenig über ihr eigenes Leben erfahren.
Negativ aufgefallen ist mir die Verwendung des rassistischen I-Worts auf Seite 178. Sprachlich liest sich der Roman flüssig, jedoch ohne besonders herausragenden Stil. Während ich mir bei für mich wirklich außergewöhnlichen Büchern viele Zitate notiere, habe ich mir hier nur vier markiert, was für mich verhältnismäßig wenig ist.
Die ersten zwei Drittel des Buches habe ich mit Begeisterung und Anteilnahme gelesen. Doch das letzte Drittel konnte mich nicht mehr ganz so überzeugen: Während die Geschichte zunächst ruhig und konzentriert erzählt wird, überschlagen sich gegen Ende die Ereignisse und wirken zunehmend klischeehaft. Zudem hat sich Hannes über viele Jahre hinweg zu sehr in seinem eigenen Leid verloren – ohne wirkliche Bewältigungsversuche oder Weiterentwicklung. Sein selbstschädigendes Verhalten wird fast zelebriert, während er sich insgeheim immer nach Polina sehnt. Die vielen Wendungen sind nicht alle wirklich glaubhaft und haben das zuvor stimmige Erzähltempo für mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.
Trotzdem bleibt "Für Polina" für mich eine warme Geschichte, in der viel Liebe steckt. Die klar formulierten Sätze ohne Schnörkel lassen sich leicht und flüssig lesen und erzeugen eine Atmosphäre, die fast schon tröstlich wirkt.
Fazit
Takis Würger gelingt mit "Für Polina" ein berührender Roman über Musik, Liebe und das Festhalten an einer Verbindung, die die Zeit überdauert. Auch wenn das letzte Drittel mich nicht mehr vollends überzeugt hat und ich mir eine stärkere Perspektive von Polina gewünscht hätte, bleibt die Geschichte im Kern eine einfühlsame und bewegende Lektüre. 4 von 5 Sternen. -
berührende Liebesgeschichte
Ich muss gestehen, dass ich Takis Würger bisher nicht kannte und „Für Polina“ mein erstes Buch des Autors war. Gleich von Beginn an gefielen mir besonders die außergewöhnlichen Figuren: Die junge Fritzi Prager, die sich mit ihrem Sohn Hannes für einen ungewöhnlichen Lebensweg entscheidet, ihre Freundin Günes und deren Tochter Polina und der kauzige, etwas schroff wirkende, aber doch sehr liebenswerte Heinrich Hildebrand. Der kleine Hannes ist ein stilles Kind, das so anders ist und auf Außenstehende etwas zurückgeblieben wirkt, aber ein ganz feinfühliger Beobachter ist, der seine Gefühle leichter durch Musik als durch Worte ausdrücken kann. Ganz anders die lebhaftere Polina, und dennoch wächst zwischen den beiden von Kindesbeinen an eine einzigartige Freundschaft.
Takis Würger entwirft eine berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die sich so nahe stehen und die dennoch in den entscheidenden Momenten nicht miteinander kommunizieren können. Würger erzählt hierbei aus Hannes‘ Sicht, so dass sein Leben und seine Gefühlswelt sehr gut nachzuvollziehen sind, während Polina mir ein bisschen zu kurz kommt. Auch sind eine Momente etwas kitschig geraten, und manche Details wirken nicht ganz stimmig, so dass die Authentizität der Figuren mitunter etwas leidet: Wer transportiert beispielsweise ein Baby auf dem Fahrrad ernsthaft in einem alten Schulrucksack? Und es erscheint mir unglaubwürdig, dass jemand, der als Möbelträger gearbeitet hat, was der Fingerfertigkeit nicht zuträglich ist, und einen Finger verloren hat, sich nach jahrelanger Pause plötzlich ans Klavier setzt und spielt wie ein junger Gott. Wenn man über diese Dinge hinwegsieht, ist „Für Polina“ ein sehr berührender, warmherziger Roman, der einfach großartig erzählt ist. Er zeigt, welche verschlungenen Wege das Leben manchmal nehmen kann und lässt einen mit einem warmen, hoffnungsvollen Gefühl zurück. -
Die Schönheit der Musik
Hannes Prager ist ein besonderes Kind, was für ihn das Leben nicht leicht macht. Von seiner alleinerziehenden jungen Mutter wird er mit viel Liebe und Verständnis aufgezogen, begleitet von der besten Freundin mit ihrer gleich alten Tochter Polina. Hannes entdeckt fast durch Zufall seine große Begabung für die Musik und das Klavierspiel, beides wird für ihn der Sinn des Lebens und eine Möglichkeit, seine Gefühle auszudrücken. Durch den Verlust der beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben zieht er sich vom Klavierspielen zurück, doch er kann Polina nur wiederfinden, wenn er durch seine Musik sprechen kann.
Takis Würger erzählt das Leben von Hannes so leicht und dabei eindringlich, dass man intensiv mit dem jungen Mann liebt und leidet. Zu erleben, wie ein Mensch so aufgeht in seiner Musik, ist faszinierend und interessant. Dieser scheue Junge, der wenig wortgewandt, ungelenk und nicht ehrgeizig ist, wird zu einem völlig Anderen, wenn er sich ans Klavier setzt. Die tiefe Liebe der Mutter trägt ihn, seine Freundin Polina erdet ihn und der Vermieter Heinrich wird eine Art Großvater-Ersatz, so dass dem ungewöhnlichen Kind eine glückliche Kindheit beschert wird. Doch wirklich interessant wird es im zweiten Teil, in dem Hannes alles verloren hat was ihm lieb und teuer ist und er sich entscheiden muss, wie sein weiteres Leben verlaufen soll. Dabei fällt er Entscheidungen, die so verrückt erscheinen, dass man darüber nur den Kopf schütteln kann.
Der Autor versteht es sehr einfühlsam Gefühle auszudrücken, so dass einem Hannes sehr ans Herz wächst. Durch den feinen Humor ist dieser Roman auch in den traurigen Passagen überraschend lustig.
Die Charaktere sind interessant und authentisch: köstlich der verschrobene und meist betrunkene Heinrich, zerrissen vom Auf und Ab im Leben die kunstbegabte Polina, nach außen brutal und innen ganz weich der furchteinflößende Freund Bosch, urkomisch der Chef und verkappte Jazzpianist Blau - sie alle tragen diese Geschichte rund um Hannes mit und sorgen für hervorragende Unterhaltung.
Dieses Buch handelt vor allem von der Liebe, ohne dabei kitschig zu sein. Es geht um die Liebe zwischen Müttern und Kindern, um die Intensität der Liebe zwischen zwei Seelenverwandten, aber auch um die Wichtigkeit von Freundschaft.
Ein großartiger Roman mit tiefen Gefühlen, intensiv und unterhaltsam, elegant geschrieben, der mich in seiner Gesamtheit sehr gut unterhalten zurück lässt. Solche Bücher sind es, die mich als Leserin begeistern und sehr glücklich machen.
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