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Der "Fortschritt" - Schlagwort der technokratischen Siebzigerjahre, in Brasilien Parole der Militärdiktatur - kommt bis nach Cataguases: Anstatt in gemieteten Verschlägen am Flussufer auf das nächste unweigerliche Hochwasser zu warten, baut, wer es sich leisten kann, im Stadtteil "Paraíso" am Stadtrand, wo gestern noch magere Kühe zwischen Termitenhügeln an trockenem Gras kauten, bescheidene Häuser aus Backstein, vier Zimmer, Wasserhahn in der Küche, Fernseher. Den Kindern soll es einmal besser gehen.
Auch im dritten Band des Romanwerks, der auf dem Hintergrund der 1970er Jahre zwischen Militärdiktatur, Pop und vermeintlichem Fortschritt im brasilianischen Hinterland spielt, vermischen sich Fiktion und Erinnerung, staunende Kinderaugen und das Delirium Sterbender zu einem kraftvollen Tableau all der unspektakulären Leben, die eine Gesellschaft ausmachen.
Über den Autor / die Autorin
Luiz Ruffato wurde 1961 in Cataguases im brasilianischen Bundesstaat Minais Gerais geboren und wuchs in einer armen Migrantenfamilie auf. Er arbeitete u.a. als Verkäufer und Mechaniker und studierte Journalismus. Im Jahr 1998 veröffentlichte er einen ersten Band mit Kurzgeschichten. Drei Jahre später folgte der Roman »Es waren viele Pferde« (Eles eram muitos cavalos), der die brasilianische Literatur revolutionierte, von der Kritik enthusiastisch aufgenommen und u.a. mit dem Prêmio Machado de Assis der brasilianischen Nationalbibliothek ausgezeichnet wurde. Eine Jury von Literaturkritikern der Zeitung Globo zeichnete das in mehrere Sprachen übersetzte Buch als einen der zehn besten brasilianischen Romane der letzten Dekade aus. Zwischen 2005 und 2011 schrieb Luiz Ruffato den fünfbändigen Zyklus "Inferno próvisorio". 2016 wurde er mit dem "Internationale Hermann-Hesse-Preis" ausgezeichnet. Luiz Ruffato lebt in São Paulo.
Michael Kegler, geboren 1967 in Gießen, ist Übersetzer portugiesischsprachiger Literatur, unter anderem von José Eduardo Agualusa (Angola), Paulina Chiziane (Mosambik) und Luiz Ruffato (Brasilien). 2014 erhielt er gemeinsam mit Marianne Gareis den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW und 2016 den "Internationalen Hermann-Hesse-Preis".