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Verzerrte Gitarren, ein treibender Beat, ein überlebensgrosser, raumgreifender Chorus, die angeraute, vom Liebeskummer ganz heisere Stimme von Maxim: »Ich erinner‘ mich an alles«, die erste Single aus dem neuen Maxim-Album »Nachtigall« ist ein formidabler Rocker, der dem Sänger, Songschreiber und Musiker Maxim wenigstens einen Moment lang endlich Ruhe bringen sollte.
Über depressive Phasen hatte Maxim in der Vergangenheit bereits offen gesprochen, Musik ist für ihn immer auch ein Stück weit Therapie. Das ewige Denken im Karussell, das Rattern und das Knattern der Gedanken auszublenden: wenn überhaupt geht das bei ihm nur mit Musik.
Es geht also auf »Nachtigall« erneut um alles, und das hört man auch. »Ich erinner‘ mich an alles« ist der ruppigste Moment auf einem Album, das die Weite der Landschaft imaginiert, ein Unterwegssein sowie Ruhelosigkeit als Dauerzustand. Über grosse Strecken von »Nachtigall« gelingt Maxim eine raumgreifende, epische Popmusik, wie man sie eigentlich nur von US-amerikanischen Bands wie The War On Drugs kennt. Andere Songs erinnern an Lee Hazlewood und in den schwelgerischen Momenten an die goldenen Zeiten des französischen Chansons. Deutschland ist für diese Musik eigentlich zu klein, aber Maxim hat sie jetzt halt einfach mal gemacht.
Der Musiker ist einen weiten Weg gegangen, von seinen Reggae-Anfängen über den grossen Durchbruch mit dem Album »Staub« und dem Riesenhit »Meine Soldaten« (2013), die Zusammenarbeit mit Judith Holofernes und den Gewinn des deutschen Musikautorenpreises (2019).