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»Auf vielfache Weise kann man sich einem Gemälde nähern: in direkter Linie, bis man es von Angesicht zu Angesicht betrachtet, in einer Haltung des Befragens, Herausforderns oder Bewunderns; in indirekter Weise, wie man mit einem Vorübergehenden einen geheimen Blick des Einvernehmens austauscht; im Zickzack, mit merkwürdigen strategischen Bewegungen, vergleichbar denen des Schachs; mit dem Blick betastend, wie ein naschhafter Gast einen langgestreckten Tisch mustert; kreisend wie der Sperber, bevor er herabstößt. Die direkte Art, die komplizenhafte, die reflexive, die Art des Jägers, die Art des magnetisierten Blickes ...«
Paz, der Lyriker und Essayist, ist zeitlebens ein leidenschaftlicher Betrachter von Kunst gewesen. Der Blick des Schriftstellers, zugleich unbefangen und kenntnisreich, entdeckt dem Leser Wesentliches und Charakteristisches jenseits der Kunstgeschichte und des Feuilletons: innere Zusammenhänge, überraschende Querverbindungen, künstlerische Notwendigkeiten.
Paz schreibt über Künstler zwischen Wort und Bild wie Breton und Michaux und über das enigmatische Werk Marcel Duchamps; er widmet der mexikanischen Kunst einen erhellenden Essay; dem Spanier Chillida und dem Mexikaner Tamayo nähert er sich in Einzelstudien; und Künstlern wie Tàpies und Rauschenberg zollt er in Gedichten Tribut.
Über den Autor / die Autorin
Octavio Paz wurde am 31. März 1914 in Mexiko-Stadt geboren. Die Familie Paz ist indianischer und spanischer Abstammung. Der Großvater galt als herausragende Figur des mexikanischen Liberalismus, und der Vater war Mitarbeiter des Sozialrevolutionärs Zapata. Mit 17 war er Mitbegründer einer literarischen Zeitschrift und begann gleichzeitig zu publizieren. Im Laufe der Zeit erschienen zahlreiche Zeitschriften unter seiner Leitung. Nach seinem Jura- und Philosophiestudium arbeitete er als Lehrer und engagierte sich politisch. 1944/45 hielt er sich als Guggenheim-Stipendiat in San Francisco und New York auf. 1946 trat er in den Auswärtigen Dienst Mexikos ein und wurde nach Paris entsandt. 1962 wurde er zum Botschafter in Neu-Delhi ernannt. Dieses Amt legte er 1968 aus Protest gegen das Massaker an demonstrierenden Studenten in Mexiko-Stadt nieder. Ab dieser Zeit lehrte als Gastprofessor in den USA. Im Jahr 1971 kehrte er nach Mexiko zurück, wo er, unterbrochen von Lehrtätigkeiten an nordamerikanischen Universitäten, bis zu seinem Tod am 20. April 1998 lebte. 1984 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1990 den Nobelpreis für Literatur.
Zusammenfassung
»Auf vielfache Weise kann man sich einem Gemälde nähern: in direkter Linie, bis man es von Angesicht zu Angesicht betrachtet, in einer Haltung des Befragens, Herausforderns oder Bewunderns; in indirekter Weise, wie man mit einem Vorübergehenden einen geheimen Blick des Einvernehmens austauscht; im Zickzack, mit merkwürdigen strategischen Bewegungen, vergleichbar denen des Schachs; mit dem Blick betastend, wie ein naschhafter Gast einen langgestreckten Tisch mustert; kreisend wie der Sperber, bevor er herabstößt. Die direkte Art, die komplizenhafte, die reflexive, die Art des Jägers, die Art des magnetisierten Blickes …«
Paz, der Lyriker und Essayist, ist zeitlebens ein leidenschaftlicher Betrachter von Kunst gewesen. Der Blick des Schriftstellers, zugleich unbefangen und kenntnisreich, entdeckt dem Leser Wesentliches und Charakteristisches jenseits der Kunstgeschichte und des Feuilletons: innere Zusammenhänge, überraschende Querverbindungen, künstlerische Notwendigkeiten.
Paz schreibt über Künstler zwischen Wort und Bild wie Breton und Michaux und über das enigmatische Werk Marcel Duchamps; er widmet der mexikanischen Kunst einen erhellenden Essay; dem Spanier Chillida und dem Mexikaner Tamayo nähert er sich in Einzelstudien; und Künstlern wie Tàpies und Rauschenberg zollt er in Gedichten Tribut.