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"Man hält die Heimat für den relativ permanenten, die Wohnung für den auswechselbaren, übersiedelbaren Standort. Das Gegenteil ist richtig: Man kann die Heimat auswechseln oder keine haben, aber man muß immer, gleichgültig wo, wohnen. Der Mensch kann überall wohnen: unter den Pariser Brücken, in Zigeunerkarawanen, in den Hütten der Paulistaner Favelas und sogar in Auschwitz. Er ist wie die Ratte - kosmopolitisch...Wer aus der Heimat vertrieben wird (oder den Mut aufbringt, von dort zu fliehen), der leidet. Die geheimnisvollen Fäden, die ihn an Dinge und Menschen binden, werden zerschnitten. Aber mit der Zeit erkennt er, daß ihn diese Fäden nicht nur verbunden, sondern angebunden haben, daß er nun frei ist, neue zwischenmenschliche Fäden zu spinnen und für diese Verbindungen die Verantwortung zu übernehmen."Inhalt:Die eigene Biographie (Robion, September 1991) 3:34Heimat und Heimatlosigkeit (Weiler/Allgäu, August 1985) 44:40
Über den Autor / die Autorin
Vilem Flusser, geboren 1920 in Prag, gestorben 1991, emigrierte 1939 über London nach Sao Paulo. 1959 wurde er Dozent für Wissenschaftsphilosphie, 1963 Professor für Kommunikationsphilosophie an der Universität Sao Paulo.
Bericht
"Vilém Flusser besaß die seltene Gabe, Thesen zum technischen Fortschritt und zum Fremdenhaß miteinander zu verknüpfen. Sein legendärer Vortrag Heimat und Heimatlosigkeit, der jetzt auf CD erschienen ist, verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Medientechnik und der ethischen Frage nach dem Umgang mit dem anderen aus fremden Kulturen." (Telepolis)
"Wenn Flusser redet, geschieht Unvergleichliches: Kühne Theorie und gegen den Strich Gedachtes komprimiert sich zum rhetorischen Feuerwerk!" (SWR)