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Die Lehre von der Kirche gehört zu den Schwerpunkten der Theologie Ratzingers, und schon in den späten 1950er Jahren gilt er als der Experte, den man den systematischen Artikel "Kirche" im LThK² zu schreiben beauftragt. Bahnbrechend ist nicht nur seine umfassende Studie zum Begriff "Christliche Brüderlichkeit" (1960, Ratzinger spricht wie selbstverständlich schon von "Geschwisterlichkeit"), sondern auch seine gesamtbiblisch verwurzelte Sicht von Kirche als im Alten Bund gründendes Volk Gottes, das, eucharistisch, in den Leib Christi transformiert wird. Seine an den Kirchenvätern geschulte Lehre von der Kirche eröffnet ungeahnte Perspektiven für die Ökumene mit der Orthodoxie wie mit den aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften. Das Verhältnis der Kirche (als kleine Herde) zur großen Schar der Nichtchristen bestimmt Ratzinger als "Stellvertretung": "Ihrer äußeren Zahl nach wird sie nie vollends 'katholisch', das heißt allumfassend sein, sondern letztlich kleine Herde bleiben [...]. Aber in ihrem Leiden und Lieben seht sie immerfort für 'die Vielen', für alle. In ihrer Liebe und ihrem Leid überschreitet sie alle Grenzen, ist sie wahrhaft 'katholisch'" (Die christliche Brüderlichkeit, 114).
Über den Autor / die Autorin
Joseph Ratzinger, 1927 in Markl am Inn geboren, war Professor für katholische Theologie in Freising, Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Ab 1962 einer der führenden Konzilstheologen, wurde er 1977 Nachfolger von Kardinal Döpfner als Erzbischof von München und Freising, 1981 dann zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt, der zentralen Instanz für die Interpretation und die Verteidigung der kirchlichen Lehre. Von Joseph Kardinal Ratzinger erschien 1996 der internationale Bestseller 'Salz der Erde'. Am 19.04.2005 wurde er zum Papst gewählt und gab sich den Namen Benedikt XVI.§Am 28.2.2013 trat Benedikt XVI. vom Amt des Papstes zurück.
Dr. theol., Dr. hc mult. Gerhard Ludwig Müller, geb. 1947 in Mainz-Finthen, promovierte 1977 bei Karl Lehmann über Bonhoeffers Theologie der Sakramente. 1978 empfing er die Priesterweihe und war in als Kaplan tätig, bis er sich 1985 habilitierte und im Jahr darauf an den Lehrstuhl für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät München berufen wurde. 1986-2002 Ordinarius für Dogmatik an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität München; 2002-012 Bischof von Regensburg; Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz; katholischer Leiter der Gemeinsamen Kommission der Orthodoxen Kirchen und der Deutschen Bischofskonferenz; seit Juli 2012 Erzbischof und Präfekt der Glaubenskongregation in Rom.
Zusammenfassung
Die Lehre von der Kirche gehört zu den Schwerpunkten der Theologie Ratzingers, und schon in den späten 1950er Jahren gilt er als der Experte, den man den systematischen Artikel „Kirche“ im LThK² zu schreiben beauftragt. Bahnbrechend ist nicht nur seine umfassende Studie zum Begriff „Christliche Brüderlichkeit“ (1960, Ratzinger spricht wie selbstverständlich schon von „Geschwisterlichkeit“), sondern auch seine gesamtbiblisch verwurzelte Sicht von Kirche als im Alten Bund gründendes Volk Gottes, das, eucharistisch, in den Leib Christi transformiert wird. Seine an den Kirchenvätern geschulte Lehre von der Kirche eröffnet ungeahnte Perspektiven für die Ökumene mit der Orthodoxie wie mit den aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften. Das Verhältnis der Kirche (als kleine Herde) zur großen Schar der Nichtchristen bestimmt Ratzinger als „Stellvertretung“: „Ihrer äußeren Zahl nach wird sie nie vollends ‚katholisch‘, das heißt allumfassend sein, sondern letztlich kleine Herde bleiben […]. Aber in ihrem Leiden und Lieben seht sie immerfort für ‚die Vielen‘, für alle. In ihrer Liebe und ihrem Leid überschreitet sie alle Grenzen, ist sie wahrhaft ‚katholisch‘“ (Die christliche Brüderlichkeit, 114).
Vorwort
Was denkt der Papst über die Kirche? Wie steht er zur Ökumene?