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Wie kaum ein anderer hat sich der russische Schriftsteller Ossip Mandelstam (1891 - 1938) bemüht, das brüchige Kulturfundament des nachrevolutionären Rußland zu retten. In den Augen des Autors erscheint der staatlich dekretierte Geschichtsoptimismus als grausames und zugleich schwaches »Zeittier«, die Sowjetherrschaft als »Joch von Bosheit und Gewalt«. Mandelstam schreibt in seinen Gedichten aus den Jahren 1916 - 1925 gegen das Vergessen, seine Gedichte sind beseelt von einer allumfassenden »Sehnsucht nach Weltkultur«. Es sind Gedichte des Abschieds und der Schuld, auch des Exils. Tristia ist zugleich die am stärksten von Liebe durchdrungene Gedichtsammlung Mandelstams. Die Frauengestalten in Tristia - ein ganzer Reigen von Musen, sind den Mythen, der Literatur oder dem Leben entstiegen. Mandelstam verdichtet die Liebe zu einer von Eros und Tod gleichermaßen inspirierten, zärtlichen Litanei, und dieser (zweisprachige) Band enthält denn auch einige der schönsten Liebesgedichte der russischen Lyrik.
Über den Autor / die Autorin
Ossip Mandelstam wurde 1891 in Warschau geboren. Studium in Paris, Heidelberg und Petersburg. 1913 erschien sein erster Gedicht-band "Der Stein". Es folgten 1922 "Tristia" und der Sammelband "Gedichte" 1928. Eine Neuausgabe seiner Gedichte sowie der erzählen-den und essayistischen Prosa erschien 1955 im Tschechow Verlag, New York. Als Paul Celans Übertragungen der Gedichte von Ossip Mandelstam 1959 erstmals erschienen, war der Name dieses russischen Lyrikers, Erzählers und Essayisten bei uns noch weitgehend unbekannt. Inzwischen haben die beiden Erinnerungsbände seiner Frau Nadeschda Mandelstam "Das Jahrhundert der Wölfe" (1971) und "Generation ohne Tränen" (1975) viele Leser mit seiner Person und seinem Schicksal bekannt gemacht. Ossip Mandelstam wurde 1934 im Verlauf der Stalinistischen "Säuberungen" nach Sibirien deportiert, wo er 1938 in einem Lager umkam.
Ralph Dutli, geb. in Schaffhausen/Schweiz, studierte Romanistik und Russisch in Zürich und Paris. Er lebte von 1982-94 in Paris. Er ist Essayist, Lyriker und Übersetzer sowie Herausgeber der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Gesamtausgabe. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2002 mit dem 'Stuttgarter Literaturpreis' und 2014 mit dem '"Düsseldorfer Literaturpreis'. Der Autor lebt in Heidelberg.
Zusammenfassung
Wie kaum ein anderer hat sich der russische Schriftsteller Ossip Mandelstam (1891 - 1938) bemüht, das brüchige Kulturfundament des nachrevolutionären Rußland zu retten. In den Augen des Autors erscheint der staatlich dekretierte Geschichtsoptimismus als grausames und zugleich schwaches »Zeittier«, die Sowjetherrschaft als »Joch von Bosheit und Gewalt«. Mandelstam schreibt in seinen Gedichten aus den Jahren 1916 - 1925 gegen das Vergessen, seine Gedichte sind beseelt von einer allumfassenden »Sehnsucht nach Weltkultur«. Es sind Gedichte des Abschieds und der Schuld, auch des Exils. Tristia ist zugleich die am stärksten von Liebe durchdrungene Gedichtsammlung Mandelstams. Die Frauengestalten in Tristia - ein ganzer Reigen von Musen, sind den Mythen, der Literatur oder dem Leben entstiegen. Mandelstam verdichtet die Liebe zu einer von Eros und Tod gleichermaßen inspirierten, zärtlichen Litanei, und dieser (zweisprachige) Band enthält denn auch einige der schönsten Liebesgedichte der russischen Lyrik.