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Thomas Manns großer Musik- und Deutschlandroman
Auf der Grundlage des Faust-Stoffes erzählt Thomas Mann in seinem 1947 erschienenen Roman vom nationalsozialistischen Zivilisationsbruch. So wie sich der Komponist Adrian Leverkühn für seine große Kunst dem Teufel verschreibt, so verstrickt sich das von Thomas Mann meisterhaft porträtierte Bildungsbürgertum in die Katastrophe des Nationalsozialismus. Kein anderer Roman dieses Autors ist dermaßen kontrovers und erhitzt diskutiert worden - noch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen. Ein schonungsloses, radikales Spätwerk von großer Aktualität.
Mit einem Nachwort von Michael Lentz
Über den Autor / die Autorin
Thomas Mann, geb. 1875 in Lübeck, wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955. Thomas Mann zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns umfangreiches und vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Für seinen ersten großen Roman Die Buddenbrooks erhielt er 1929 den Nobelpreis für Literatur.
Zusammenfassung
Thomas Manns großer Musik- und Deutschlandroman
Auf der Grundlage des Faust-Stoffes erzählt Thomas Mann in seinem 1947 erschienenen Roman vom nationalsozialistischen Zivilisationsbruch. So wie sich der Komponist Adrian Leverkühn für seine große Kunst dem Teufel verschreibt, so verstrickt sich das von Thomas Mann meisterhaft porträtierte Bildungsbürgertum in die Katastrophe des Nationalsozialismus. Kein anderer Roman dieses Autors ist dermaßen kontrovers und erhitzt diskutiert worden – noch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen. Ein schonungsloses, radikales Spätwerk von großer Aktualität.
Mit einem Nachwort von Michael Lentz
Zusatztext
Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem
Freunde, so der Untertitel des Romans, wird vom pensionierten Lehrer Dr.
phil. Serenus Zeitblom erzählt, der seinem Jugendfreund als Librettist
und Verwahrer seiner Manuskripte zur Seite stand. Beide stammen aus einem
altdeutsch gezeichneten Umfeld in Thüringen, besuchten gemeinsam das Gymnasium
und studierten mehrere Semester an der selben Universität, Leverkühn Theologie,
Zeitblom klassische Philologie. Auch spätere Lebensstationen führten beide
wiederholt zusammen, bis Leverkühn 1930 - in deutlicher Anlehnung an die
Biografie von Friedrich R Nietzsche - eine Geisteskrankheit befällt und
er die letzten zehn Lebensjahre in geistiger Umnachtung bei seiner Mutter
verbringt. Leverkühn, mit faustischen Zügen gezeichnet, ist im Gegensatz
zu seinem katholischen, humanistischen Prinzipien folgendem Chronisten
ein menschenscheuer, zwischen Schwermut und Lachzwang schwankender hochmütiger
Intellektueller, dessen radikale musikalische Arbeiten als exzentrische,
die Magie einbeziehende Werke qualifiziert sind, wobei die schönbergsche
Zwölftonmusik eine herausgehobene Rolle spielt. In dem zentralen Teufelsgespräch
(25. Kap.), einem fantastischen kunsttheoretischen Selbstgespräch Leverkühns
in einem der Mephisto-Szene nachgebildeten Dialog, erfolgt die - vom Teufel
in Aussicht gestellte - Beschreibung der Inspiration als dämonischer Quelle
künstlerisch schöpferischer Genialität, die gesellschaftspolitisch als
Auslieferung an den europäischen Faschismus in einem krankhaften Rausch
gedeutet wird (>>Der Künstler ist der Bruder des Verbrechers<<). Zeitbloms
Beschreibung des Werde- und Untergangs seines Freundes sind im Ton eines
Anteil nehmenden Beobachters gehalten, der von seinem Gegenstand mit einer
Mischung aus faszinierter Bewunderung und sorgenvollem Schrecken berichtet
- analog dem Blick Manns aus dem Exil auf die gesellschaftliche und politische
Entwicklung Deutschlands in den 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Bericht
-Der Held des Romans, Leverkühn, ist ein außerordentlich stolzer, kühler und kluger Geist, zu klug eigentlich für die Kunst, der aber dennoch von Drang nach dem Kreativen erfüllt ist und dazu Enthemmungen braucht, die ihm in dem ideellen Rahmen des Buches nur der Böse verschaffen kann. Mit seinem Sündenfall ist auch - gewissermaßen - auf der politischen Ebene des Buches auf die faschistische Intoxikation der Völker angespielt-.(Thomas Mann an Albert Oppenheimer 12.2.1949)