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Religionsphilosophie als wissenschaftliche Disziplin ist ein Ergebnis philosophischer Theologiekritik in der europäischen Aufklärungsepoche (um 1800). Seither sind ganz unterschiedlich orientierte Positionen zu beobachten, die sich aber in einem je spezifischen Überschneidungsfeld von Theologie, Philosophie und Religionstheorien der Moderne lokalisieren lassen. Dazu gehören pluralistisch und komparativ arbeitende Religionsforschungen ebenso wie Rekonstruktionen und Aktualisierungen der biblischen, antiken und scholastischen Traditionsbildungen. Die europäische Neuzeit liefert darüber hinaus die wissenschaftstheoretische Problemstellung, ob der Zusammenhang von Natur und Geist systematisch begründet werden kann und welche Rolle dabei Metaphysik und Religion zukommt.
Die Religionsphilosophie des 21. Jahrhunderts gewinnt - anders als im Kantianismus des 19. und in der (deutschen) Theologie des 20. Jahrhunderts - neue Methoden und Konturen, wenn sie von Phänomenologie, (analytischer) Sprachphilosophie, nordamerikanischem Pragmatismus und Prozessdenken lernt. Kategoriale Semiotik (Ch. S. Peirce), Religionspsychologie (W. James) und die Erneuerung der Kosmologie (A. N. Whitehead) beenden die Isolation des Religionsproblems und begründen den wissenschaftlich universalen Rang der Religionsphilosophie.
Über den Autor / die Autorin
Dr. theol. Hermann Deuser, Jg. 1946, studierte Evangelische Theologie, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main, Marburg und Tübingen. Promotion (1973) und Habilitation (1978) für Systematische Theologie an der Universität Tübingen. Professor für Evangelische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal (1981-93), Forschungssemester an der Boston University, School of Theology (1990/91); Universitätsprofessor für Systematische Theologie an der Universität Gießen (1993-97), seit 1997 für Systematische Theologie und Religionsphilosophie an der Universität Frankfurt am Main. Mitherausgeber der 'Kierkegaard Studies. Yearbook' und 'Monograph Series' (1996 ff.), Mitbegründer des 'Instituts für Religionsphilosophische Forschung 'der Universität Frankfurt am Main.
Bericht
"Das vorliegende Lehrbuch zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Argumente anhand markanter Beispieltexte erarbeitet werden. Die originelle Verbindung von Phänomenologie, Kosmologie und Pragmatismus in der Tradition von Pierce' kategorialer Semiotik, die die Lektüre klassischer Positionen von Anfang an bestimmt, macht nicht nur sichtbar, wie die einzelnen Argumente und Abschnitte ineinander greifen, sondern ermöglicht es, auch, Klassiker mit der eigenen Position, die am Ende des Bandes in Grundlinien skizziert wird, ins Gespräch zu bringen. Darüber hinaus werden Grundlinien eines fruchtbaren Dialoges zwischen einer Theologie in der Tradition der Reformation und modernen religionsphilosophischen Ansätzen sichtbar."Paul Schroffer in: Zeitschrift für katholische Theologie 1/2010 "Das Buch gestattet dank eines hervorragenden und umfassenden wissenschaftlichen Apparates [...] ein reibungsloses eigenständiges Weiterarbeiten."René Kaufmann in: Rundbrief Lehrstuhl für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft 33/2009