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Mit "Gast im Universum" liegen zehn neue, noch nie in Buchform publizierte Stories vor, sämtliche Kurzgeschichten aus Brodkeys Nachlaß. Die meisten davon führen in die familiäre Welt seines Alter ego Wiley Silenowicz, des adoptierten, von vielen Schicksalsschlägen gezeichneten Waisenjungen, der Hauptfigur aus Brodkeys großem Roman "Die flüchtige Seele". Herausragend die Titelgeschichte: Auf einer erotisch aufgeladenen Party in New Yorker Neureichenkreisen, die sich gefällig mit Künstlern umgeben, spielt der Student Wiley mit diebischem Vergnügen den Dostojewskischen Idioten und macht sich über die Attitüden der versammelten Gesellschaft lustig.
Über den Autor / die Autorin
Harold Brodkey, geb. 1930 in Staunton, Illinois, wuchs in Missouri auf und absolvierte ein Literaturstudium in Harvard. Später ließ er sich als freier Schriftsteller nieder und unterrichtete amerikanische Literatur und Creative Writing in Cornell und an der City University of New York. Für sein Werk wurde er unter anderem mit dem Prix de Rome und zweimal mit dem O. Henry Award ausgezeichnet. Er starb im Januar 1996 in New York an den Folgen von Aids.
Angela Praesent übertrug u. a. Werke von E. L. Doctorow und Harold Brodkey. 1996 erhielt sie den Paul-Celan-Preis und den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis.
Bericht
'Brodkey hat die Selbstbeschränktheit des Subjekts eingestanden; hat ihr gleichzeitig Format verliehen, indem er die private Empfindungswelt zum Kosmos ausfaltete. Mit ungeheuerlicher geistiger Energie suchte er die Schichtungen des Bewußtseins zu durchdringen, stellte das Leben in mikroskopischen Schnitten und unendlich vergrößert dar - aber immer im Bewußtsein des eigenen Scheiterns ob dem Anspruch, auch nur eine vergangene Sekunde mit ihrer komplexen Fülle an buchstäblicher Wahrheit zu durchdringen.' (Angela Schader, Neue Züricher Zeitung)