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Hefte aus Kriegszeiten hat Marguerite Duras die vier dichtbeschriebenen Schulhefte genannt, die sie lange Zeit in ihrem legendären »blauen Schrank« aufbewahrte. Die Aufzeichnungen aus den Jahren 1943 bis 1949, vom Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn, sind von ganz eigenem Reiz. Hier finden sich bereits die zentralen Themen ihres Lebens und späteren Werks: Kindheit und Jugend in Indochina; die ambivalente Beziehung zur Mutter und zu den beiden Brüdern; die Beziehung zu einem Vietnamesen, die sie später in ihrem berühmtesten Roman, Der Liebhaber, gestaltet. Marguerite Duras protokolliert das qualvolle Warten auf ihren in Buchenwald internierten Mann, Robert Antelme, dessen Rückkehr, die Trennung von ihm, erzählt von ihrem Engagement in der Résistance, vom Tod ihres ersten Kindes, der Geburt des Sohnes Jean.
Über den Autor / die Autorin
Marguerite Duras, eigtl. M. Donnadieu, geb. in Giadinh (Vietnam) am 4.4.1914 geboren. Sie studierte Jura, Staatswisssenschaften und Mathematik. Im Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied der Resistance, ihr Ehemann Robert Antelme, wurde in ein deutsches Konzentrationslager deportiert. Das Bangen um ihren Mann, dessen Rettung und Rückkehr nach Frankreich beschreibt Marguerite Duras in ihrem (Tage-)Buch. Nach dem Krieg arbeitete sie als Journalistin. Die Schriftstellerin und Regisseurin gilt als eine der Hauptvertreterinnen des Nouveau roman.
Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie übersetzt sowohl aus dem Deutschen ins Französische (u.a. Wilhelm Genazino und Sibylle Lewitscharoff) als auch aus dem Französischen ins Deutsche (u.a. Pierre Michon und Marguerite Duras). Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise, darunter den "Kranichsteiner Literaturpreis" 2010. Anne Weber schreibt auf Deutsch und Französisch, ihre Bücher erscheinen in Frankreich und Deutschland. 2015 wurde Anne Weber mit dem "Johann-Heinrich-Voß-Preis" ausgezeichnet.
Zusammenfassung
Hefte aus Kriegszeiten hat Marguerite Duras die vier dichtbeschriebenen Schulhefte genannt, die sie lange Zeit in ihrem legendären »blauen Schrank« aufbewahrte. Die Aufzeichnungen aus den Jahren 1943 bis 1949, vom Beginn ihrer schriftstellerischen Laufbahn, sind von ganz eigenem Reiz. Hier finden sich bereits die zentralen Themen ihres Lebens und späteren Werks: Kindheit und Jugend in Indochina; die ambivalente Beziehung zur Mutter und zu den beiden Brüdern; die Beziehung zu einem Vietnamesen, die sie später in ihrem berühmtesten Roman, Der Liebhaber, gestaltet. Marguerite Duras protokolliert das qualvolle Warten auf ihren in Buchenwald internierten Mann, Robert Antelme, dessen Rückkehr, die Trennung von ihm, erzählt von ihrem Engagement in der Résistance, vom Tod ihres ersten Kindes, der Geburt des Sohnes Jean.
Zusatztext
»Die Hefte aus Kriegszeiten sind Schlüsseltexte. Nicht deshalb, weil sie wahrer wären als die anderen. Sondern weil sie den Blick auf genau das wilde, undurchdringliche Dickicht freilegen, in dem bei ihr Wirklichkeit und Fiktion ineinander verstrickt sind.«
Bericht
Die Hefte aus Kriegszeiten erweisen "die Kontinuität eines Werkes, dessen Autorin von Anfang an gleichzeitig die Entblößung wie die Überhöhung der eigenen Person betrieb und dabei keine Zweideutigkeiten scheute, diese vielmehr lustvoll auf die Spitze trieb. Marguerite Duras hat sehr früh gelernt, sich nicht vor dem Verderben zu fürchten, sondern es zu suchen – in der Verdorbenheit. Einmal äußerte sie in einem Gespräch: "Ja, die Frau besitzt diese unvergleichliche Gnade, im Zustand des konstanten Verderbens zu sein … Verdorben zu sein, das ist prächtig. Das unterliegt noch der Kindheit. Alle Kinder sind verdorben … Das liebe ich an den Frauen." Liebenswerter hat sie dieses Geständnis nicht gemacht. Aber es hat den Vorzug der Wahrhaftigkeit." Peter Hamm Die Zeit