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Der Katalog zum cinefest 2025 beleuchtet mit Kritiken, Materialien, Biografien und Hintergrundtexten die spannungsvolle Beziehung von Literaten zum Film.
Ein Blick auf die literarische Szene zwischen den 1950er- und 1980erJahren in Ost- und Westdeutschland offenbart einen markanten Unterschied: In der DDR arbeiteten viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller unmittelbar im Film mit, z.B. schrieben Christa und Gerhard Wolf Drehbücher (u. a. Der geteilte Himmel, 1963/64, Konrad Wolf). In Westdeutschland hingegen war Film für viele Autorinnen und Autoren zunächst nicht Teil ihrer Medienarbeit - es sei denn, sie konnten ihre Bücher für eine Verfilmung 'verkaufen'. Erst in den 1960er- und 1970erJahren änderte sich diese filmskeptische Haltung. So begann Johannes Mario Simmel als Drehbuchautor, ehe seine gegenwartsbezogenen Bestseller serienweise verfilmt wurden. Autoren von Zeitschriftenromanen lieferten Filmvorlagen oder wechselten ganz zum anderen Medium wie Will Tremper (Flucht nach Berlin, 1960/61). Einige Filme stellen auch direkt Autorinnen und Autoren und deren Schreibprozesse ins Zentrum wie Falsche Bewegung (1974/75, Wim Wenders, Buch: Peter Handke nach Goethe) oder Malina (1990, Werner Schroeter, Buch: Elfriede Jelinek nach Ingeborg Bachmann). Das cinefest 2025 geht den gesellschaftlichen Gründen und kulturellen Auswirkungen dieser Entwicklungen nach und wirft auch Blicke zurück in frühere Epochen.