Mehr lesen
Der Deutschunterricht ist politisch, ob durch seine Indienstnahme für Staat und Nation, ob durch eine neoliberale oder kritische Ausrichtung. Seine Macht entfaltet er oft nahezu unbemerkt, durch die Legitimierung von Sprache(n), Identitäten und Denkweisen. Wie aber wird diese Wirkmächtigkeit von der Deutschdidaktik beforscht? Welche Lernbereiche, Materialien, Fragestellun-gen werden untersucht? Und mit welchen Konzepten werden die hegemonialen Diskurse diskutierbar und dekonstruiert?
Dieser Band gibt einen Einblick in Forschungen zum historischen Deutschunterricht und zu kritischen Konzepten jenseits des Nationalstaates in der Migrationsgesellschaft. Er hinterfragt, wie Politik als Thema von Sprache und Literatur didaktisiert wird, auch was politikdidaktisch offen bleibt. Zielhorizont ist eine Reflexion der eigenen Zunft mit Blick auf Versäumnisse, aber auch auf Potenziale für Gegenwart und Zukunft.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung - Matthis Kepser und Sabine Zelger: Politische Dimensionen der Deutschdidaktik: Aufriss - Geschichte - Aufbruch - Deutschdidaktik jenseits des Nationalstaates. Kritische Konzepte - Werner Wintersteiner: Global and Planetary Citizenship Education als deutschdidaktische Aufgabe - Heidi Rösch: 'DEUTSCH'unterricht und Mehrsprachigkeit - Emmanuel Breite: "Du musst irgendeinen Nutzen haben, den kein anderer hat, so. Dann bist du was wert für das Unternehmen." - Literaturdidaktik und neoliberale Ideologie - Magdalena Kißling: Postkolonialismus und Lehrwerke. Zur kulturpolitischen Funktion von Lehrwerken im Literaturunterricht - Der Deutschunterricht im Nationalstaat. Historische Perspektiven - Hendrick Heimböckel: Die politischen Implikationen des literarischen Verstehens in österreichischen und preußischen Lehrplänen für höhere Schulen des 19. Jahrhunderts - Stefan Born und Michael Kämper-van den Boogaart: Brüche und Kontinuitäten: Positionen konservativer Deutschdidaktik gegen Ende der Weimarer Republik - Christian Dawidowski und Florian Eickmeyer. Das Deutsche Lesebuch im Nationalstaat - am Beispiel der Darstellung des Islam im Kaiserreich - Arbeit an der Vergangenheit und Zukunft im Deutschunterricht - Anja Ballis und Iris Kruse. "Was hat der Holocaust mit mir zu tun?" - Deutschunterricht in einer sich wandelnden Erinnerungskultur - Susanne Drogi und Kirsten Kumschlies: "Ich bin froh, dass wir nicht in dieser Zeit leben!" - Über den Mauerfall und die DDR sprechen - Rezeptionseindrücke von Grundschüler*innen zum Film FRITZI - EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE - Wilhelm Trampe: Deutschdidaktik für eine nachhaltige Entwicklung - Fritz Kempas, Natalia Sarota und Farriba Schulz: Children's Literature for Future - Diskussion studentischer Perspektiven auf Kinder- und Jugendliteratur im Kontext Klimakatastrophe und Nachhaltigkeit - Desiderate aus politikwissenschaftlicher und -didaktischer Perspektive - Lara Kierot: Möglichkeitsbedingungen für eine kritisch-emanzipatorische Fachdidaktik. Über das Politische in der Politischen Bildung - Marion Löffler: Politische Theorie als demokratische Kompetenz. Ein Beitrag der Politikwissenschaft zur Politischen Bildung am Beispiel der literaturdidaktischen Beiträge des Bandes - Aufbrüche der Deutschdidaktik - Konzept: AG Macht - Wissen - Subjekt(e) - Konzept: AG Postmigrantischer Deutschunterricht - Anhang - Unsere Autorinnen und Autoren
Über den Autor / die Autorin
Matthis Kepser ist Professor für die Didaktik des Deutschen der Sekundarstufen an der Universität Bremen. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen in der Literatur- und Mediendidaktik.
Sabine Zelger ist Professorin für Deutschdidaktik an der KPH Wien / Nieder-österreich für den Primar- sowie Sekundarstufenbereich. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Literaturdidaktik mit Fokus auf Unterrichtsprinzipien und Querschnittsthemen.