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Ein feministisches Verständnis von politischer Macht
Wie kann man sich gegen die neuen Herrschaftslogiken wehren, die gegenwärtig unsere Demokratie untergraben? In ihrem klaren und engagierten Essay gibt die französische Philosophin Corine Pelluchon eine faszinierende Antwort: Indem man der Gewalt und Angst die Macht des Weiblichen entgegenstellt, die allen Geschlechtern offensteht – eine Kraft des Teilens, der Fürsorge und der gegenseitigen Wertschätzung –, kann eine gerechtere, freudvollere und menschlichere Zukunft unserer Demokratie entstehen.
Corine Pelluchon wendet sich mit großer Sorge dem aktuellen Rechtsruck zu und möchte vor allem die besondere Attraktivität erklären, die populistische bis faschistische Auffassungen so stark machen. Laut Pelluchon basiert diese Attraktivität auf einer Art Intrige, in die rechtsextreme Führungsfiguren sowie geneigte Teile der Bevölkerung verstrickt sind: Geteilte Ohnmachtserfahrungen werden mit toxischen Bemächtigungs- und Ausgrenzungswünschen beantwortet. Um unsere Demokratie vor dieser affektiven Dynamik zu bewahren, plädiert Pelluchon für ein feministisches Demokratieverständnis. Sie beruft sich dabei auf eine weibliche Erfahrung, die von einem Bewusstsein der Vulnerabilität, der wechselseitigen Abhängigkeit und einer Dankbarkeit gegenüber der Natur geprägt ist. Eine Politik, die dieser Erfahrung gerecht wird, muss auf Kooperation, Rücksichtnahme und der Einhegung von Beherrschungswünschen gebaut sein.
Über den Autor / die Autorin
Corine Pelluchon ist Professorin für Philosophie an der Universität Gustave Eiffel und zählt zu den faszinierendsten intellektuellen Stimmen, die sich zu den ökologischen und politischen Herausforderungen unserer Zeit äußern. 2020 erhielt sie für ihre philosophische Gegenwartsdiagnostik den Günther-Anders-Preis für kritisches Denken. 2025 wurde sie mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis für ihre philosophischen Beiträge zu den Themen Tierwohl, Klimakrise und Stärkung der pluralistischen Demokratie ausgezeichnet. Bei C.H.Beck sind von ihr das "Manifest für die Tiere" sowie der philosophische Essay "Die Durchquerung des Unmöglichen. Hoffnung in Zeiten der Klimakatastrophe" erschienen.
Zusammenfassung
Ein feministisches Verständnis von politischer Macht
Wie kann man sich gegen die neuen Herrschaftslogiken wehren, die gegenwärtig unsere Demokratie untergraben? In ihrem klaren und engagierten Essay gibt die französische Philosophin Corine Pelluchon eine faszinierende Antwort: Indem man der Gewalt und Angst die Macht des Weiblichen entgegenstellt, die allen Geschlechtern offensteht eine Kraft des Teilens, der Fürsorge und der gegenseitigen Wertschätzung , kann eine gerechtere, freudvollere und menschlichere Zukunft unserer Demokratie entstehen.
Corine Pelluchon wendet sich mit großer Sorge dem aktuellen Rechtsruck zu und möchte vor allem die besondere Attraktivität erklären, die populistische bis faschistische Auffassungen so stark machen. Laut Pelluchon basiert diese Attraktivität auf einer Art Intrige, in die rechtsextreme Führungsfiguren sowie geneigte Teile der Bevölkerung verstrickt sind: Geteilte Ohnmachtserfahrungen werden mit toxischen Bemächtigungs- und Ausgrenzungswünschen beantwortet. Um unsere Demokratie vor dieser affektiven Dynamik zu bewahren, plädiert Pelluchon für ein feministisches Demokratieverständnis. Sie beruft sich dabei auf eine weibliche Erfahrung, die von einem Bewusstsein der Vulnerabilität, der wechselseitigen Abhängigkeit und einer Dankbarkeit gegenüber der Natur geprägt ist. Eine Politik, die dieser Erfahrung gerecht wird, muss auf Kooperation, Rücksichtnahme und der Einhegung von Beherrschungswünschen gebaut sein.