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Nullpunkt der Ordnung widmet sich der bislang wenig erforschten Ideengeschichte des Bürgerkriegs. Der Fokus liegt auf der Entstehung des modernen Bürgerkriegsbegriffs sowie den Wandlungen im Nachdenken über den Bürgerkrieg seit dem 16. Jahrhundert.
Dazu wird zunächst gezeigt, dass der Bürgerkrieg seit den Konfessionskriegen, die Europa im 16. und 17. Jahrhundert heimsuchten, zum Gegenbegriff jenes Ordnungsmodells avancierte, das für die Moderne entscheidend wurde: dem Staat. Ausgehend von dieser Geburtsstunde werden die Veränderungen im modernen Bürgerkriegsdiskurs nachgezeichnet. An Denkern wie Thomas Hobbes, Lenin, Carl Schmitt oder Hans Magnus Enzensberger werden verschiedene Modelle, den Bürgerkrieg zu denken, entwickelt und in ihrem historischen Kontext verortet. Deutlich wird, dass der Bürgerkrieg dabei auf unterschiedlichste Weise - als totales Chaos, Kraftquelle oder Modus von Staatlichkeit - erscheinen kann.
Die Studie fasst den Bürgerkrieg als eine ordnungs- und polittheoretische Kategorie. Sie zeigt, dass der Bürgerkriegsbegriff keineswegs nur ein Gegenstand für die empirische Konfliktforschung ist. Vielmehr stellt er in seiner spannungsreichen Beziehung zum Staatsbegriff einen zentralen Bestandteil modernen Ordnungsdenkens dar.
Über den Autor / die Autorin
Lukas Potsch, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Germany.
Zusammenfassung
Studied intensively in the social sciences, civil war has been neglected as an object of study in intellectual history. This book considers civil war in the modern era, from Niccolò Machiavelli to Hans Magnus Enzensberger. It demonstrates that, in the modern age, it is not possible to conceive of order without civil war – whether as total chaos, a source of power, or a mode of statehood.