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Jürg Gautschi erzählt von Begegnungen mit sich und der Welt. Dabei treffen wir auf Ameisen, die Pommes Chips verschmähen, machen Bekanntschaft mit der wilden Weinrebe, die ihren Platz im Wohnzimmer einfordert, und verspüren den permanenten Drang zur Selbstoptimierung bei der Ernährung, in der Liebesbeziehung oder am Arbeitsplatz. In der Kampfzone des morgendlichen Pendlerverkehrs leiden wir mit, wenn ein Grobian auf der Rolltreppe den Durchgang verwehrt und mit dem Charme eines Heugebläses klarmacht, dass dies eine Roll- und keine Lauftreppe sei. Und wir sind mitten drin, wenn es aus der Wohnung der neuen Nachbarin betörend nach Kaffee duftet oder wenn sich ein Typ mit Zigarillo im Strassencafé ausgerechnet auf den benachbarten Stuhl setzt und uns den Rauch unbekümmert ins Gesicht bläst.
Aus diesen Alltagsszenen entsteht ein unterhaltsames Textmosaik, lakonisch, humorvoll und temporeich erzählt. Philosophisch absurde Gedankenspiele werden zu theatralen Szenen mit aberwitzigen Abgründen und alltägliche Begebenheiten zum Spiegel von persönlichem oder gesellschaftlichem Unbehagen. Jürg Gautschi zeigt uns augenzwinkernd kleine und große Dinge des Alltags, für die uns oft Auge und Muße fehlen.
Über den Autor / die Autorin
Jürg Gautschi, 1963 im rätoromanischen Trun geboren und dort aufgewachsen, lebt zur Zeit in Ilanz. Er arbeitete viele Jahre als Kulturjournalist und Dokumentarfilmautor beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF,. Heute leitet er die Dokfilmsendung "Cuntraschts" bei Radio Television Svizra Rumantscha RTR. Zusätzlich schreibt er Kurzgeschichten in rätoromanischer Sprache swie Erzählungen und Texte für die Bühne und fürs Radio. Eine Auswahl davon erschien 2023 in "Cunterfem". Claudio Spescha hat sie ins Deutsche übertragen. 2025 wurde Jürg Gautschi an den Rätoromanischen Literaturtagen in Domat/Ems mit dem Premi Termi Bel der Jury sowie mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. 2023 war er einer der Gewinner des OpenNet-Schreibwettbewerbs der Solothurner Literaturtage.