Beschreibung
Produktdetails
| Autoren | Hannah Lühmann |
| Verlag | Hanserblau |
| Sprache | Deutsch |
| Produktform | Fester Einband |
| Erschienen | 19.08.2025 |
| EAN | 9783446282827 |
| ISBN | 978-3-446-28282-7 |
| Seiten | 176 |
| Abmessung | 134 mm x 19 mm x 208 mm |
| Gewicht | 294 g |
| Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Emanzipation, Rechtspopulismus, Instagram, Radikalisierung, In Bezug auf das Erwachsenenalter, Mutterschaft, entspannen, Soziologie: Familie und Beziehungen, überfordert, Neue Rechte, Familie und Karriere, ländlich, Antifeminismus, Themen, die sich speziell an Frauen und/oder Mädchen richten, Bezug zu nicht-stereotypen Geschlechterrollen |
Kundenrezensionen
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Erwartungen nicht erfüllt
Gestaltung:
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Das Titelbild zeigt eine Naturlandschaft, die Schrift ist rosa. Es wirkt wie ein erzwungenes Idyll, das durch die düsteren Farben im Hintergrund jedoch gleich zunichtegemacht wird. Es baut sich eine unheilvolle Atmosphäre beim Betrachten auf. Gleichzeitig zieht es den Leser in seinen Bann und macht neugierig.
Unterstützt wird dieser Sog durch die Gestaltung im Innenteil: Es gibt keine festen Kapiteleinteilungen, der Text ist nur in kleinere, durch Sternchen geteilte Abschnitte eingeteilt. Diese sind so kurz gehalten, dass man das Buch automatisch in einem verschlingen will.
Inhalt:
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Jana erwartet ihr drittes Kind. Da es in der Stadt mit der Familie zu eng geworden ist und zudem günstiger, zieht sie mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann Noah aufs Land. Gleichzeitig mit dem Umzug kündigt sie auch ihre Stelle und fühlt sich zunächst festgesetzt und gelangweilt auf dem Land.
Zufällig begegnet sie in einem Café der mehrfachen Mutter und Influencerin Karolin. Diese übt von Beginn an eine große Faszination auf Jana aus und nimmt sie in ihren Freundeskreis auf. Diese neue Form von Heimat, die ihr die Frauen bieten, wirkt sich mehr und mehr auf Jana, ihre Ehe und ihre gesamte Familie aus.
Mein Eindruck:
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"Am nächsten Morgen kam eine Nachricht von Karolin: Ob sie Lust habe, mit ihr, Verena und Nina zu filzen? Jana hatte noch nie gern Handarbeit gemacht, aber sie sagte zu.
Auch wenn sie in ihrem früheren Leben in der Stadt wohl mit keiner der Frauen eine Freundschaft geschlossen hätte, erweckten die Zusammenkünfte die Siedlung für sie
zum Leben. Die briefmarkenhaften Gartenstücke, die Lastenfahrräder und SUVs, die ganze unerträgliche Neuheit dieses bis ins Kleinste durchgeplanten Ortes —
für Jana war es, als hätte ihre neue Heimat dank Karolin und ihren Freundinnen ein geheimes Eigenleben, eine verborgene zweite Ordnung eingeschrieben bekommen."
(S. 51f)
Der Klappentext hatte mich sehr neugierig gemacht. Ich bin tatsächlich durch meine Teenagertochter auf das Thema Tradwifes aufmerksam geworden, da sie es in ihrer Klasse ausgiebig diskutiert haben. Dies kombiniert mit dem Thema des Rechtsrucks, den unser Land aktuell erfährt, empfand ich als Grund genug, mir diesen Roman zu Gemüte zu führen.
Anfangs konnte ich mich auch noch sehr gut einfühlen. Jana war vorher eine Karrierefrau, die dank umfassender Kitabetreuung Beruf und Familie gut unter einen Hut gebracht hat. Erst mit dem Umzug und der Kündigung aufgrund ihrer dritten Schwangerschaft ändert sich dies. Dabei fiel es mir jedoch zunehmend schwer, Empathie zu empfinden.
Zu Beginn gehen ihr noch einige kritische Äußerungen durch den Kopf, sie stellt zaghaft Rückfragen, wenn andere Mütter ihre Kinder nicht so lange in die Kita geben, sie keinen Job ausüben oder bestimmte Bücher zum Thema Kindererziehung im Lesekreis gelesen werden. Aber der Kritiker in ihr verstummt sehr schnell und sie folgt Karolin ständig auf ihren Social-Media-Kanälen und versucht fast fanatisch, alles zu befolgen und in sich aufzusaugen von Karolin. Der Begriff "Tradwife" fällt dabei nicht, aber aufgrund der Werte, die Karolin propagiert, ist klar, dass sie eine solche verkörpert.
Janas Ehe mit Noah ist überhaupt nicht greifbar. Sie reden so gut wie gar nicht miteinander, jeder macht sein Ding, bis es zum Unvermeidlichen kommt. Empathie der Freundinnen oder gar ein Bedauern seitens Jana? Fehlanzeige.
Es ist klar, dass man auf 176 Seiten keine tiefgreifenden Abhandlungen schreiben kann. Aber dann hätte man sich vielleicht ein weniger komplexes Thema nehmen sollen oder dem Roman doch mehr Seiten spendieren sollen. Im Endeffekt verliert sich die Erzählung in vielen Andeutungen, bleibt aber zu stark an der Oberfläche. Dass mit Karolins Ehe etwas nicht stimmt, erahnt der Leser schnell, dass der Einfluss von Karolin auf Jana kein guter ist auch und man fiebert eine gewisse Zeit auf eine Auflösung hin, di -
(Zu) Viele Themen
Jana zieht mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann Noah aufs Land. Doch hier ist die Stimmung ganz anders, als sie es aus der Stadt kennt. Sie fühlt sich von ihrem Mann alleine gelassen und überfordert. Dann lernt sie Karolin kennen- eine »Tradwife« bei der alles zu klappen scheint: tolle Kinder, fürsorglicher Ehemann und Social-Media-Liebling. Und obwohl dies im krassen Gegensatz zu Janas eigentlicher Einstellung steht, dass sie gerne arbeiten gegangen ist und gerne auch mal Zeit ohne ihre Kinder verbracht hat, ist sie fasziniert und findet Gefallen an Karolin und ihrem Leben.
Der Schreibstil von Hannah Lühmann ist leicht lesbar und wirkt fast berichtartig. Dadurch kommt man sehr schnell durch die Geschichte. Sie spricht viele topaktuelle Themen in ihrem Buch an, die aber leider nicht weiter ausgeführt werden. Vieles wird auch nur angedeutet und bleibt ohne Erklärung, da dann ein Szenewechsel folgt ohne je zurück zu kommen. Teilweise hat mich die Geschichte eher frustriert als nachdenklich zurückgelassen. Die Umsetzung so viele schwere und wichtige gesellschaftliche Probleme nur anzureißen, aber keine Auseinandersetzung damit stattfinden zu lassen finde ich schwierig. Dennoch kann man an Janas Situation auch die Anfälligkeit von emotional bedürftigen Menschen gegenüber solchen Kreisen besser nachvollziehen, auch wenn sie sich doch sehr schnell verführen lassen hat ohne großartig über Konsequenzen nachzudenken oder Fragen zu stellen. Vielleicht hätten weniger Themen dieser Geschichte gut getan, um diesen dann etwas mehr Tiefe und mehr Erklärung zu geben. -
Unausgeschöpftes Potenzial
In Hannah Lühmanns "Heimat" geht es um Jana und ihren Mann Noah, die mit ihren zwei Kindern (ein drittes ist auf dem Weg) von der Stadt aufs Land ziehen. Doch in ihrem Dorf ist alles ein bisschen anders, als erwartet. Jana freundet sich mit der Dorfbewohnerin Karolin an, die mehrere Kinder hat, auf Instagram als Tradwife bekannt ist und ansonsten auch sehr traditionell, religiös, konservativ und rechts lebt. So hält sie beispielsweise recht wenig von fremder Kinderbetreuung und Impfungen. Obwohl Jana zuerst skeptisch ist, wird sie schnell in Karolins Welt hineingezogen.
Und so könnte es natürlich in gewisser Hinsicht auch eine plausible Geschichte sein, doch hat man als Leser*in immer mehr das Gefühl, dass Jana ihren Verstand und ihr Gefühl ausschaltet und alles nur noch als Roboter wahrnimmt und so durchs Leben geht, obwohl sie immer mehr über Karolin erfährt und dies eigentlich hinterfragen müsste.
Die Prämisse klang für mich so interessant, doch leider wurde das Potenzial hier nicht ansatzweise ausgeschöpft. Natürlich hat das Buch vieles aufgezeigt, was man kennt, wenn man sich ein bisschen mehr mit Tradwife- und anderen konservativ-religiösen Accounts auseinandergesetzt hat. Diese Details fand ich auch definitiv gut, doch war alles andere drumherum nicht gut genug ausgearbeitet. Daher vergebe ich 2,5 Sterne. -
Es bleibt leider oberflächlich
Jana ist mit dem dritten Kind schwanger, hat gerade ihren Job gekündigt und kommt frisch mit anderen Müttern in ihrer Wohngegend in Kontakt.
Insbesondere mit Karo, die mit ihrer Familie ein tradwife Leben führt und auf Social Media forführt. Dieses Leben scheint Jana zu faszinieren und zeitgleich scheint der Gedanke es selbst so zu führen abschreckend. Wir begleiten Jana dabei, wie sich ihre Sicht auf die Dinge verändern.
Eine Weile kann man Janas Entwicklung und Gedanken gut folgen. Zudem werden in den Gesprächen mit den anderen Müttern interessante Aspekte und Ansichten diskutiert.
Für mich ist dann jedoch irgendwann der Punkt gekippt und ich habe Janas Entwicklung nicht mehr folgen können. Zudem hat mich gestört, dass immer wieder neue Themen aufgemacht werden, dann aber nicht wirklich behandelt werden, sondern nur an der Oberfläche wabern. Das ist sehr schade, weil man so viel aus den Zweigen hätte machen können und das Buch ja auch gerne länger hätte sein können.
Das Ende lässt Platz für Interpretationen, doch es hat mich auch nicht überzeugen können. Es bleibt viel zu viel offen und hat auf mich unauthentisch gewirkt.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass hier ein Buch über ein Thema geschrieben wurde, bei dem die Autorin selbst noch nicht genau weiß, was sie dazu eigentlich sagen will. Ich finde es grundsätzlich gut, dass Aspekte aus beiden Lagern zu Wort kommen, doch letztlich wurde nicht deutlich, was das Buch mitteilen will.
Ein paar Seiten mehr, um bei verschiedenen Aspekten mehr in die Tiefe zu gehen, hätte dem Buch gut getan.
Ich finde es waren interessante Aspekte dabei und das Buch ließ sich auch sehr gut lesen, mit einem flüssigen, klären Schreibstil. Daher bekommt es auch die drei Sterne, obwohl ich insgesamt etwas enttäuscht war. -
Innerer Konflikt
Der Roman vermittelt eindringlich die Spannungen zwischen urbanem, liberalem Denken und einem auf dem Land erstarkenden konservativen Gegenpol.
Geschickt verwebt die Autorin verschiedene aktuelle Themen: den Umzug von der Stadt aufs Land, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, das Rollenbild der „Tradwife“ sowie den gesellschaftlichen Rechtsruck. Gerade diese Themenvielfalt lässt den Roman besonders real wirken, fast so, als könnte sich die Geschichte jederzeit in der unmittelbaren Nachbarschaft abspielen. Dieser Gedanke ist ebenso spannend wie beunruhigend.
Besonders fesselnd war es, den inneren Konflikt der Protagonistin mitzuerleben. Zwar hätte ich mir gegen Ende eine noch tiefere Auseinandersetzung mit ihrem Innenleben gewünscht, dennoch hat mich der Roman überzeugt. Er ist gut lesbar und regt zum Nachdenken an. -
Guter Ansatz, enttäuschende Ausführung
Puh, was war das denn? Das war so mein Gefühl, nachdem ich „Heimat“ beendet hatte. Das Ende hat mich etwas ratlos zurückgelassen, ich hatte auf eine „Moral von der Geschicht“, irgendeine Art Knall oder Auflösung gewartet. Aber vielleicht passt der seltsame Abschluss auch am besten zu den seltsamen Protagonistinnen und Protagonisten dieses Romans.
Der Plot ist schnell erzählt: Die bald dreifache Mutter Jana kündigt ihren Job in einer Agentur und zieht mit ihrem Mann aufs Land. Dort trifft sie auf neue Freundinnen, die eine ganze andere Lebensart verfolgen, vor allem von Karo ist Jana fasziniert und so lässt sie sich auf deren Denkweise immer mehr ein. Es geht um Kinderbetreuung, (die Ablehnung von) modernem Feminismus, um Social Media, AFD und Telegram. All dies wird auf nicht mal 200 Seiten abgehandelt oder vielmehr angerissen.
Kein Thema wird irgendwie vertieft, eingeordnet oder darüber aufgeklärt. Die Erzählweise ist meist nüchtern, fast unbeteiligt, wie ein Bericht. So kommt weder Jana einem nah noch sonst jemand. Jana wirkt naiv, leicht zu beeinflussen und sprunghaft. Die übrigen Personen lernt man gar nicht wirklich kennen, man erfährt nicht, was in den anderen Frauen des Lesekreises vorgeht, wie sie in ihrem Leben gelandet sind, warum sie so widersprüchlich wirken. Einzig Janas Mann Noah kommt einem wie ein normaler Mensch vor.
Aus dieser Geschichte hätte man meiner Meinung sehr viel mehr machen können. Sie hat sich super weggelesen, ich hätte auch doppelt so viele Seiten mitgenommen, wenn es dafür mehr Tiefe, mehr Charakter gegeben hätte, wenn man die Personen und ihre Beweggründe besser ausgeführt hätte. Für 2 Punkte hat es sich zu gut gelesen und es waren viele interessante Themen drin, also reicht es bei mir immerhin knapp für 3 Punkte. -
Vermeintlich idyllisches Landleben
In diesem eigentlich sehr bedrückenden Roman beschreibt die Autorin, wie es in unserer Gesellschaft aussehen könnte, wenn rechte Kräfte die Oberhand gewinnen. Ausdrücklich erklärt sie nicht, wo der Plot angesiedelt ist. Es dürfte sich aber um eine dörfliche Region im Umkreis von Berlin handeln. Dort wird AfD gewählt und vertreten die Bewohner traditionelle Lebensauffassungen. Das erschließt sich der zweifachen Mutter Jana sehr schnell, als sie, erneut schwanger, mit ihrer Familie ins Eigenheim aufs Land zieht. Sie, die eigentlich immer modern gelebt hat, gerät plötzlich in den sie faszinierenden Sog und Einfluss der ihr zur Freundin werdenden Karolin. Diese ist AfD-Wählerin und lebt völlig traditionell. So lehnt sieht sie etwa ihre Rolle ganz selbstverständlich in der Küche und bei den Kindern, lehnt deren Kindergartenbesuch und Impfungen ab. Vieles in Karolins Leben bleibt allerdings ungeklärt – Ist sie häuslicher Gewalt ausgesetzt? Warum taucht sie immer mal wieder ab? Was war vor ihrer Ehe mit Clemens? Vor allem aber: Was passiert mit ihr am Ende? Überhaupt ist mir das Ende unklar geblieben, möchte aber an dieser Stelle auch keine meiner Vermutungen äußern, um anderen die Spannung beim Lesen nicht zu nehmen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich in Janas Leben viel zu rasche Wendungen ergeben, etwa die Trennung von ihrem Partner noch während der Schwangerschaft oder ihre schnelle Überzeugungsgewinnung, das Leben als Alleinerziehende mit drei Kindern auch gut ohne Berufstätigkeit bewältigen zu können.
Für Lesende mit Interesse an Familiengeschichten mit gesellschaftlichem Hintergrund zu empfehlen.
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