Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Katriona O'Sullivan |
Mitarbeit | Sylvia Spatz (Übersetzung) |
Verlag | Kjona, München |
Originaltitel | Poor |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 16.09.2025 |
EAN | 9783910372528 |
ISBN | 978-3-910372-52-8 |
Seiten | 272 |
Abmessung | 130 mm x 21 mm x 200 mm |
Gewicht | 331 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Gesellschaftskritik, Kindheit, Feminismus, Armut, Solidarität, Englisch, Patriarchat, Vereinigtes Königreich, Großbritannien, Klasse, Memoiren, Berichte/Erinnerungen, Identität, Memoir, soziale Gerechtigkeit, Gewalt und Missbrauch in der Gesellschaft, Debatte, sozialer Aufstieg, Bildungssystem, Chancengleichheit, Armut und Prekariat, Soziale Schichten, Annie Ernaux, Arbeiterkind, Marlen Hobrack |
Kundenrezensionen
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Armut hat viele Gesichter
„Working Class Girl“ erzählt die bewegende Lebensgeschichte von Katriona O’Sullivan – vom Aufwachsen in Armut, geprägt von Gewalt und Missbrauch, hin zu einer promovierten Psychologin. Katriona O’Sullivan, 1977 als Tochter irischer Eltern in England geboren, studierte später am Trinity College Dublin und arbeitet heute an der Maynooth University. Mit Vorträgen u.a. für die UN setzt sie sich für Chancengleichheit ein. Dieses Buch ist ihr Debüt.
Worum geht’s genau?
Katriona wächst in einer Familie auf, die von Sucht, Armut und Vernachlässigung geprägt ist. Schon früh erlebt sie Gewalt und Missbrauch, wird von Mitschüler:innen gehänselt und kämpft mit existenzieller Unsicherheit. Mit fünfzehn wird sie schwanger und obdachlos – und doch gelingt ihr dank einzelner Menschen, die an sie glauben, der Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Heute ist sie u.a. Mutter, Wissenschaftlerin und lebt in einer glücklichen Ehe. „Working Class Girl“ ist damit ein Zeugnis über die Kraft von Bildung, dem Gesehen-Werden und persönlicher Widerstandskraft.
Meine Meinung
Dieses Buch! Es hat mich wütend und traurig gemacht und ich musste auch ein paar Tränchen verdrücken. Beim Lesen wollte ich Katriona und ihre Geschwister oft einfach nur in den Arm nehmen. Die Schilderungen von Missbrauch und Vernachlässigung sind einfach nur sehr schwer zu ertragen. Denn O’Sullivan macht deutlich, wie Armut das ganze Leben bestimmt: „Armut prägt alles, was man tut, und alles, was man ist.“ (S.197). Dabei zeigt sie auf, dass Armut/Klassismus viele Gesichter hat: materielle, emotionale, sprachliche und gesellschaftliche. Hängen geblieben sind mir vor allem die Stellen, in denen einzelne Erwachsene zum rettenden Anker werden: Eine Lehrerin, die ihr frische Kleidung gibt, verändert ihr Selbstbild nachhaltig: „Dieser kleine praktische Akt der Selbstfürsorge ließ mich begreifen, dass ich die Fürsorge wert bin.“ (S.27). Momente wie diese machen klar, wie viel Macht Fürsorge im Alltag haben kann und wie entscheidend einzelne Menschen für das Leben anderer sind (im Positiven wie im Negativen).
Der Schreibstil ist direkt, schonungslos und gleichzeitig aber auch voller Wärme. Mich hat besonders beeindruckt, wie reflektiert O’Sullivan über ihre Eltern schreibt: wütend, aber auch voller Liebe und auch ein Stück weit Verständnis da sie ja selbst Opfer der Verhältnisse waren. Dieser Zwiespalt zieht sich durch das Buch und macht es besonders authentisch. O’Sullivan verschweigt nicht, wie schwer der Weg war: Teenagerschwangerschaft, Alkohol- und Drogenerfahrungen, die Suche nach Anerkennung in toxischen Beziehungen. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass hinter jeder sogenannten „Erfolgsstory“ nicht nur Mut und Fleiß, sondern vor allem auch Glück und ein Unterstützer:innen-Netzwerk stehen: „Mut und Entschlossenheit reichen nie aus. Bei mir jedenfalls nicht.“ (S.193). Diese Ehrlichkeit hebt das Buch von vielen Aufstiegserzählungen ab.
Fazit
„Working Class Girl“ ist ein schmerzhaftes, ehrliches und zugleich auch hoffnungsvolles Buch. Weil es zeigt, wie kleine Fürsorgeakte ein entscheidender Unterschied im Leben von armutsbetroffenen Menschen machen können. Herzlichen Dank an den kjona Verlag & NetGalley für das Rezensionsexemplar.
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