Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Christian Berkel |
Verlag | Ullstein HC |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 30.05.2025 |
EAN | 9783550200526 |
ISBN | 978-3-550-20052-6 |
Seiten | 384 |
Abmessung | 134 mm x 40 mm x 210 mm |
Gewicht | 448 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Familie, Liebe, Theater, Deutsche Literatur, Geschichte, Drama, Gegenwartsliteratur, Paris, Berlin, Deutschland, Frankreich, Stuttgart, Trilogie, Gesellschaft, Schauspieler, BRD, Herkunft, Generation, Identität, Bühne, Saga, Spurensuche, Deutscher Herbst, Bochum, Zeitgenössische Literatur, Erste Hälfte 21. Jahrhundert (ca. 2000 bis ca. 2050), ca. 1960 bis ca. 1969, ca. 1980 bis ca. 1989, ca. 1970 bis ca. 1979, ca. 1990 bis ca. 1999, Deustche |
Kundenrezensionen
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Eine Autofiktion, die mich nicht überzeugen konnte
Der dritte Roman der autofiktionalen Familiengeschichte Berkels dreht sich um Christian selbst. Ein grosser Teil der Geschichte widmet sich seinen Kindheits- und Jugendjahren. Wir erfahren, wie er aufwächst, wie er die Liebe zum Schauspielen und zur Theaterwelt entdeckt. Wir begleiten ihn auf seiner Schulzeit in Paris und bekommen seine ersten Erfahrungen in der Liebe, aber auch in Bezug auf Suchtmittel mit. Ich habe die Geschichte insgesamt als eine Reise zur Selbstfindung empfunden. Wir tauchen tief in seine Gedankenwelt ein, welche insbesondere in jungen Jahren interessant zu lesen sind, da der Roman aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur Sputnik geschrieben ist. Die für die Kindheit charakteristische Neugier und Unwissenheit hat Berkel sehr gut eingefangen. Einzelne Szenen haben mich schmunzelnd zurückgelassen. Berkel greift ironisch auf, dass bestimmte Aussagen der Eltern einen noch Jahre später beschäftigen können (und die sich an der ein oder anderen Stelle als Lüge herausstellen).
Die Figuren waren für mich nicht greifbar, ich konnte keine tiefere Verbindung mit ihnen aufbauen. Nach der Lektüre hat bei mir auch keiner einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es fehlte eine sichtbare Charakterentwicklung, was mir persönlich in Büchern wichtig ist.
Sein Schreibstil ist lebendig und auf einem literarisch hohen Niveau. Hervorheben will ich an dieser Stelle seine Beschreibung als heranwachsender Fötus im Mutterleib sowie die Geburt aus der Sicht eines Babys - diese Sichtweise hat mir neue Perspektiven eröffnet. An anderen Stellen ziehen sich seine Gedanken oder Beschreibungen unnötig in die Länge, weshalb die Handlung oft nur langsam voranschreitet. Leider konnte ich deshalb ab der zweiten Hälfte die Lektüre nicht geniessen und musste mich vermehrt durch den Text kämpfen. Auch das Schauspiel-Setting, was an sich eine spannende Branche ist, konnte mich nicht wirklich packen. Auch hier werden Proben oder Gespräche langgezogen.
Gegen Ende wird vertieft die Nachkriegszeit und der Holocaust behandelt. Mit der Umsetzung dieser Thematik bin ich jedoch nicht warm geworden und konnte keine neuen Erkenntnisse für mich ziehen.
Abschliessend konnte ich nicht viel aus dieser Geschichte für mich mitnehmen. Zudem bleibt für mich offen, wer er denn nun genau ist (bezugnehmend auf den Buchumschlag, dass es im Buch um Folgendes geht: „die Frage, wer wir wirklich sind“).
Wer sich echten emotionalen Tiefgang wünscht, dem kann ich das Buch leider nicht empfehlen. Vielleicht kann jemand, der sich für Christian Berkel interessiert, mehr mit dem Roman anfangen. -
Den Platz im Leben finden
Das Cover zeigt den jungen Christian Berkel Ende der 70er Jahre. Ein typisches Photo, das diese Zeit widerspiegelt.
Der Autor erzählt mit Hilfe von Sputnik, seinem Alias, aus seinem Leben. Dabei ist vieles biographisch, aber auch vieles fiktiv. Wo die Grenze zwischen Biographie und Fiktion ist, lässt sich nicht erkennen. Der Roman ist in drei Abschnitte unterteilt und hat seinen Anfang im Jahr 1957. Sputnik wird kurz nach dem Start der ersten Satelliten in den Weltall geboren.
Im ersten Teil geht es um die Kindheit und seinem Verhältnis zu den Eltern. Seine Mutter, Sala ist Halbjüdin und musste während der Naziherrschaft nach Argentinien fliehen. Nach dem Krieg zieht es sie und die Tochter wieder nach Berlin zurück und sie heiratet seinen Vater Otto. Ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein und lässt sie in Depressionen fallen. Für Sputnik wirkt sie dann wie tot. Sputniks Vater Otto hat es geschafft die ärmlichen und einfachen Verhältnisse zu verlassen und ist Arzt geworden. Er ist ein recht strenger Vater. Schon in frühen Jahren wird Sputnik durch die Mutter an das Theater herangeführt und sein Wunsch, Schauspieler zu werden, geweckt.
Der zweite Teil handelt von seiner Zeit in Frankreich. Sputnik erhält die Möglichkeit ein Trimester auf einer Schule in Paris zu besuchen. Er genießt das Leben mit seinen teils charismatischen Freunden. Sein Aufenthalt verlängert sich und er beschließt, künftig in Frankreich zu leben und sich zum Schauspieler ausbilden zu lassen. Aber ausgerechnet gleich zu Anfang wird ihm klargemacht, dass er kein Schauspieler für die französische Sprache ist, obwohl er diese akzentfrei spricht.
Im dritten Teil erfahren wir von Sputnik mehr über die Schauspielerei. Er ist wieder nach Deutschland zurückgekehrt und an verschiedenen Bühnen beschäftigt. Dieser Teil gibt Einblicke in die Proben und das Denken und die Arbeit der Regisseure, Dramaturgen und der Schauspieler. Es werden Vergleiche zwischen den Bühnenstücken und dem Leben gezogen und Bühne und Wirklichkeit verschwimmen immer wieder ineinander. Für viele Schauspieler ist das eine undurchsichtige Zeit und sie werden damit nicht fertig. Auch die Eltern und seine Schwester, sowie die Freunde seiner Eltern, stehen in diesem Teil wieder mehr im Fokus.
Das ist der dritte Roman des Autors und Schauspielers Christian Berkel und mir gefällt, wie er Einblicke in sein Leben mit fiktiven Elementen verbindet. Das macht das Buch lebhaft und das Lesen kurzweilig. -
Blick in Berkels Karten
Mit „Sputnik“ geht Christian Berkel wohl vorerst auf die Zielgerade seiner autobiographische Züge tragenden Romane. Während es in den ersten Bänden um seine Elternteile ging, geht es nun weitgehend um ihn.
Die Geschichte beginnt mit einer kurzen Schilderung, wie die Kindheit des Protagonisten Sputnik aussah – damit „hatte“ er mich (vermutlich, weil es mir partiell ähnlich erging), um mich kurz darauf zumindest streckenweise wieder zu verlieren, denn die Beschreibung, wie Sputnik versucht, seine Erinnerung zu erfinden (was an sich eine literarisch gute Idee ist), war mir schlicht fremd (Zeugung und Existenz im mütterlichen Bauch). Weiter geht es mit Kindheit und Jugend in einer offenbar kulturell interessierten Familie, seiner Zeit in Frankreich, Stationen im Schauspielerleben. Sputniks Geschichte endet in seinen frühen Zwanzigerjahren.
Mehr sei zur „Handlung“ gar nicht gesagt, da es eher um die Innensicht Sputniks / Berkels geht: Wie das erzählt ist, was er empfand. Je länger ich über das Gelesene sinniere („nachdenken“ wäre zu viel gesagt), desto mehr kommt es mir vor, als sei das der Geschichte vorangestellte Zitat aus „Anton Reiser“ wirklich als „Lebensmotto“ bzw. Motivation Berkels zu betrachten: Es geht ihm bei der Schauspielerei offenbar darum, sich in andere einzudenken bzw. -fühlen (dafür wurden die Weichen mit Büchern usw. ja auch blendend gestellt), was sympathisch macht. Sympathisch macht auch, welche Einblicke Berkel seiner Leserschaft gestattet: Sich so tief „in die Karten blicken“ zu lassen, muss man erst mal aushalten – vermutlich ist ihm das möglich, weil er Sputnik als „Vehikel“ zum Distanzhalten nutzt – und genau die bleibt eben auch ein wenig: Distanz. Berkel streift Themen wie das Jüdischsein seiner Mutter, Drogenerfahrungen in seiner wilden Zeit, vor allem geht es aber um seinen Weg (zu sich) bzw. um ihn beeinflussende Beziehungen, allen voran die zu seiner Mutter, die er einerseits liebte, und die doch nicht ungetrübt war. Diese Reibung findet sich auch in Diskussionen um die Vergangenheit wieder. Man bekommt den Eindruck, dass Berkel aufräumt mit seinen frühen Jahren – und das mal mehr, mal weniger detailliert, weshalb das Buch einerseits Längen hat, andere Fragen aber offenlässt, manches befremdet zunächst, ergibt letztlich aber Sinn. Durch das frühe Ende der Geschichte in jungen Jahren, bleibt Luft für weitere Bände. Zwar habe ich den ersten Band nicht gelesen, wohl aber „Ada“; „Sputnik“ schien mir schwächer, was aber auch verständlich scheint, weil Menschen oftmals stärker in der Beschreibung der Aufarbeitung anderer Lebensgeschichten sind. Für Fans sicher ein Muss, auch kann man die Geschichte abstrakt als „Coming of Age“-Geschichte lesen, grundsätzlich sollte hier aber jede(r) selbst entscheiden, ob die Lektüre lohnt.
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