Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Iida Turpeinen |
Mitarbeit | Maximilian Murmann (Übersetzung) |
Verlag | S. Fischer Verlag GmbH |
Originaltitel | Elolliset |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 28.08.2024 |
EAN | 9783103976304 |
ISBN | 978-3-10-397630-4 |
Seiten | 320 |
Abmessung | 133 mm x 210 mm x 26 mm |
Gewicht | 407 g |
Illustration | 2 s/w Abbildungen |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Natur, Naturschutz, Finnland, Aussterben, Kamtschatka, Alaska, Nordeuropa, Skandinavien, Artenvielfalt, sammeln, Natur und Mensch, anspruchsvolle Literatur, Naturliebe, Forschungsreisen, eintauchen, Ausbeutung der Natur, Ausbeutung der Meere, Seekuh, Stellersche Seekuh, Zweite Hälfte 18. Jahrhundert (ca. 1750 bis ca. 1799), Forschungsreise ins Nordmeer, Sammlerleidenschaft, Begehren der Natur, Entdeckung der Natur, Archangelsk |
Kundenrezensionen
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Forschungsreisen, Biografisches und Naturgeschichte
In „Das Wesen des Lebens“ werden mehrere Geschichten erzählt, die lose zusammenhängen und durch die Stellersche Seekuh verbunden sind. Die erste Person, die wir näher kennenlernen, ist Georg Wilhelm Steller, der mit Vitus Bering an einer Expedition teilnimmt. Bezeichnend für seinen Forschergeist ist insbesondere eine Szene: Auf einem unwirtlichen Eiland gestrandet, leidet die Mannschaft an Hunger und Skorbut. Und obwohl die Sichtung der Seekuh ihn in der Erkenntnis bestätigt, dass wohl keine menschliche Siedlung in der Nähe ist, ist sein Enthusiasmus spürbar.
In der Folge werden mehrere Forscher, aber auch unbekanntere Personen wie Frau und Schwester des Gouverneurs von Alaska oder die Zeichnerin Hilda Olson, porträtiert. Die Seekuh fungiert dabei quasi als roter Faden durchs Buch, auch wenn sie zunehmend in den Hintergrund tritt. Kein Wunder, waren doch die letzten Herden nur Jahrzehnte nach Stellers Beobachtungen ausgerottet und die nach ihm benannte Seekuh tritt nur noch in Form von Knochen auf.
Das Buch wechselt zwischen Momentaufnahmen, der Schilderung einzelner Szenen, und eingestreuten Hintergrundinformationen. Man liest Episoden aus der persönlichen Geschichte der Protagonisten und erfährt Hintergründe zur Geschichte des Lebens auf der Erde, den Zusammenhang von Seekühen und Meerjungfrauen oder wie die Idee des (menschgemachten) Artensterbens entstand. Die Schilderung der Ereignisse ist intensiv, durch die detaillierten Beschreibungen gefühlvoll und teilweise traurig.
Die Autorin hat einen sehr eindrücklichen Schreibstil, der auch literarisch punkten kann. Weiter auflockernd finden sich Listen und Notizen im Buch. Mir hat der Anfangspart am besten gefallen, also die Geschichte der leidensreichen Bering-Expedition, aber das ist auch einfach eine persönliche, thematische Präferenz. Je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr mäandriert die Erzählung und vagabundiert zu Eiersammlern und Spinnenfängern. Irgendwann habe ich mich gefragt, ob der Schwenk zurück zur Seekuh überhaupt noch kommt (tat er).
Der Mix aus Biografien, Wissenschaftsgeschichte und Abenteuer hat mir gut gefallen. Ab und zu hatte man den Eindruck, dass etwas willkürlich einem Erzählstrang gefolgt wurde, aber das immer interessant und so gut formuliert, dass es Spaß gemacht hat, weiterzulesen und sich bis zum Ende durch das Buch treiben zu lassen. -
Ein außergewöhnlicher Roman
Die finnische Autorin Iida Turpeinen hat ein spannendes Buch, das die Beziehung des Menschen zu den Tieren anhand der Stellerschen Seekuh beleuchtet, geschrieben. Sie verbindet Wissenschaft bzw. Wissenschaftsgeschichte mit Literatur zu einem außergewöhnlichem Roman, deren Inhalt zeitlich drei Jahrhunderte umspannt und das traurige Schicksal der Stellerschen Seekuh aufzeigt.
1741: Georg Wilhelm Steller entdeckt während der Großen Nordischen Expedition die nach ihm benannte Seekuh. Diese wird entdeckt, erforscht, gejagt und schließdlich ausgerottet. Im folgenden Jahrhundert begeben Forscher sich auf die Suche nach ihrem Skelett. Der dritte und letzte Teil führt uns nach Finnland, es geht um die Restaurierung des Skeletts.
Turpeinen lässt Geschichte lebendig werden und fängt den jeweiligen Zeitgeist hervorragend ein. Sie zeigt die Lebenswege der beteiligten Forscher und Wissenschaftler auf, die gleichzeitig vom Wissensdrang Getriebene und Zerstörende sind. Das Buch stimmt nachdenklich und wirft kein gutes Licht auf die menschliche Spezies.
Absolute Leseempfehlung. -
Ungeheuer berührend
Dieses Buch wirkt fast schon dokumentarisch und zeigt die Geschichte der Wissenschaft rund um die Entdeckung und Ausrottung der Stellers gen Seekuh auf. Damals übliche Methoden und Ansichten wurden dabei genauso aufgezeigt, wie die mit dem Schicksal der Seekuh verbundenen Personen. Das erzählerische, nostalgische Lesegefühl wurde durch ein völliges Fehlen direkter Anreden unterstützt, der Leser nimmt die Rolle eines Beobachters ein ohne emotional ausgegrenzt zu werden. Handlung, und Schreibstil sind durchsetzt von wissenschaftlichen Themen, werden jedoch auf eine Weise präsentiert, die mich persönlich sehr anrührte. Da mir diese Tierart völlig neu war und ich deren Schicksal somit noch nicht kannte, konnte ich mich unvoreingenommen auf dieses Buch einlassen, wodurch mich die Handlung vielleicht mehr fesselte, wie es Personen, die mit dieser Geschichte vertraut sind womöglich empfinden könnten. Inwieweit die Handlung als biographisch einzuordnen ist, kann ich jedoch durch mein fehlendes Vorwissen leider nicht einschätzen. Doch nehme ich der Autorin ihr Werk vollkommen ab. Es wirkt äußerst realistisch, wissenschaftlich fundiert und doch sehr persönlich und lebensnah.
Ein Buch, das mir lange in Erinnerung bleiben wird.
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