Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Michael Köhlmeier |
Verlag | Hanser |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 29.01.2024 |
EAN | 9783446279421 |
ISBN | 978-3-446-27942-1 |
Seiten | 224 |
Abmessung | 134 mm x 22 mm x 208 mm |
Gewicht | 314 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Kommunismus, Stalinismus, Wien, Sozialismus, Russland, Sankt Petersburg, Sowjetunion, Lebensgeschichte, Lenin, Stalin, eintauchen, Erzählerisches Thema: Vertreibung, Exil, Migration, Sowjetrussland, Weathermen, Zwei Herren am Strand, Philosophenschiff |
Kundenrezensionen
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bewegend
Ich habe das Buch «Das Philosophenschiff» von Michael Köhlmeier in der Kantonsbibliothek bei uns ausgeliehen und innert zwei Tagen gelesen.
Eine faszinierende und bewegende Geschichte entfaltet sich, als eine betagte Dame einem Schriftsteller ihr Leben offenbart, in der Hoffnung, dass er ihre einzigartige Biografie der Welt hinterlassen wird. Die Verbindung zwischen einer Frau, die gezwungen ist, ihre Heimat mit Lenin zu verlassen, und einem Schriftsteller, der ihre Geschichte einfängt, ist nicht neu, aber dennoch packend. Köhlmeier erzählt mit einer eindrucksvollen Mischung aus Sachlichkeit und Einfühlsamkeit, die sein Buch zu einer verlässlichen und glaubwürdigen Quelle macht. Die Hauptfigur Anouk ist ein faszinierender Charakter, dem man gerne durch die Wirren des 20. Jahrhunderts folgt. Von Sankt Petersburg über Paris bis nach Berlin - Anouks unfreiwillige Reise fesselt und begeistert gleichermassen. Dieses Buch verdient volle 5 Punkte! -
Vermischt Realität mit Fiktion
Mit seinem neusten Werk knüpft Michael Köhlmeier an sein Werk „Zwei Herren am Strand an“. Diesmal geht es um die Philosophenschiffe, die sich Lenin ausgedacht hat, um unerwünschte Intellektuelle aus der Sowjetunion herauszuschaffen. Köhlmeier beleuchtet das Schicksal der auf den Philosophenschiff lebenden Menschen durch die Augen von Anouk Perleman-Jacob und ihren Eltern. Die fiktive Anouk war selber erst 14 als sie mit ihren Eltern auf eins der Philosophenschiffe kam, und berichtet jetzt im Alter von 100 Jahren einem Schriftsteller von ihren Erlebnissen auf dem Philosophenschiff. Dabei verfremdet Köhlmeier bewusst Realität und Fiktion und lässt Lenin 5 Tagen nach Abfahrt auf das Philosophenschiff bringen. Köhlmeier erzählt Geschichte mal aus einem anderen Blickwinkel, bei dem die gnadenlose Vorgehensweise der Bolschewisten aber auch ihre Schwäche deutlich wird.
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Fakten und Fiktion
“Das Philosophenschiff” von Michael Köhlmeier ist ein fesselnder historischer Roman, der die Geschichte der Architektin Anouk Perleman-Jacob erzählt. Anlässlich ihres 100. Geburtstags lädt Sie einen Schriftsteller zu sich ein, um ihr Leben als Roman zu erzählen. Geboren in Sankt Petersburg, erlebt sie den bolschewistischen Terror. Doch das Besondere an ihrem Schicksal ist die Deportation auf einem der sogenannten “Philosophenschiffe” – eine wahre Begebenheit. Gemeinsam mit anderen Intellektuellen wird sie mit ihrer Familie ins Exil geschickt. Fünf Tage und Nächte lang treibt das Schiff auf dem Finnischen Meerbusen, bis ein letzter Passagier an Bord gebracht wird: Lenin selbst.
Mit "Das Philosophenschiff" schließt Köhlmeier an seinen Bestseller “Zwei Herren am Strand” an. Im Roman verwebt er geschickt historische Fakten mit fiktiven Elementen, was mir sehr gut gefallen hat. Die Figuren sind lebendig und vielschichtig gezeichnet, und die Atmosphäre des Romans ist dicht und packend. Insgesamt finde ich die erzählte Geschichte sehr spannend und die Erzählung regt auch zum Nachdenken an. Wie schon häufig ein sehr gelungener Roman von Köhlmeier -
Eine gelogene oder eine wahre Lebensgeschichte?
Von Michael Köhlmeier habe ich bislang nur seinen Roman „Frankie“ gelesen. Schon dieser hat mir gut gefallen; und jetzt erneut der vorliegende, obwohl er so ganz anders ist. Hier wird der Schriftsteller Micha (der mit der Person des Autors identisch sein könnte) von einer 100jährigen Stararchitektin gebeten, deren bislang unbekannt gebliebene Lebensgeschichte in Romanform niederzuschreiben. Einige persönliche Treffen und die Recherchen des Auftragnehmers ergeben ein beachtliches Lebensportrait der Auftraggeberin: Sie wuchs als Kind intellektueller, mit den Revolutionären sympathisierender, jüdischer Eltern im bolschewistischen Russland auf, wo sie Terror und Hungersnöte miterlebte und schließlich mit ihrer Familie auf einem sog. Philosophenschiff auf Lenins Befehl nach Deutschland deportiert wurde. Auf dem Schiff befand sich Lenin persönlich, mit dem sie sich auf der Überfahrt anfreundete.
Der Roman vermittelt so viele historische Kenntnisse aus einer Zeit und einem Land, die nicht unbedingt jedem geläufig, aber äußerst interessant sind. Bei den vielen russischen Personen, die namentlich und ihrer Rolle im Bolschewismus nach – kurz – eingeführt werden, wären Erläuterungen in einem Fußnotentext zum besseren Verständnis hilfreich gewesen. Den Reiz des Romans macht die Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit aus, die für den Leser mehr oder weniger leicht zu unterscheiden ist, z.B. hat es die Philosophenschiffe tatsächlich gegeben, während Lenin nicht durch einen Schubs von einem Schiff zu Tode gekommen ist. Dazu passt es gut und ist für mich das Tüpfelchen auf dem i, dass die Auftraggeberin sich gerade an Micha gewandt hat, weil er als ein Schriftsteller bekannt ist, dem man glaubt, wenn er lügt, und nicht glaubt, wenn er die Wahrheit sagt.
Anspruchsvolle, zu empfehlende Lektüre. -
Verlorene Heimat
Der renommierte Autor Michael Köhlmeier vollzieht in seinem neuen Roman „Das Philosophenschiff“ ein gekonntes, brillantes Spagat aus Fiktion und wahren geschichtlichen Ereignissen aus der ehemaligen Sowjetunion. Eine fiktive, betagte Frau vertraut ihre schmerzhaften Erinnerungen an den bolschewistischen Terror und der turbulenten Überfahrt auf einem damals real existierenden Philosophenschiff einem Schriftsteller und zugleich Alter Ego von Köhlmeier selbst an.
Die bekannte Architektin Anouk Perleman-Jacob wird 100 und will ihre Erinnerungen an eine bestimmte Zeit in ihrem Leben nochmal festhalten lassen – sie sucht sich einen bestimmten Schriftsteller aus und in 20 Kapiteln taucht sie tief ein in Zeiten der Oktoberrevolution, Hungersnot, Bürgerkrieg, Terror und schließlich der Vertreibung aus ihrem geliebten Sankt Petersburg. Reale historische Personen wie Dichter und Denker wechseln ab mit fiktiv verwobenen Erlebnissen von der kleinen Anouk und ihren Eltern, die vor knapp 100 Jahren zusammen mit vielen weiteren Intellektuellen mit einem Passagierschiff des Landes verwiesen wurden und nach bangenden, ungewissen Tagen im Meer perspektivlos im deutschen Exil landeten.
Soghaft, atmosphärisch und durchaus humorvoll spielt Anouk dabei mit Wahrheit und Dichtung, während der Schriftsteller fasziniert den Erzählungen lauscht und nebenher selbst zu recherchieren beginnt. Denn Köhlmeier hat ein spannendes, packendes literarisches Verwirrspiel aus Wahrheit und Fiktion entworfen, das tief in die bewegenden Ereignisse hineinzieht und doch auch Raum für Spekulationen lässt. Am Ende behauptet Anouk, Lenin selbst kam als alter, kranker Greis und geheimer Passagier auf das Philosophenschiff und erzählt von den Gesprächen zwischen ihnen.
„Die Ereignisse überschlugen sich, wie man so sagt. Ich habe mir das immer bildlich vorgestellt. Eine Welle. Wenn sie auf die Küste zurollt und sich überschlägt, und in dem Wasser schwimmen die Ereignisse wie Algenfetzen, aber in der Gischt sind sie nicht mehr zu sehen, da ist alles weiß.“ S. 184
Klug-pointiert komponiert und gewohnt eloquent hat Köhlmeier einen zeitlosen, philosophisch angehauchten Roman entworfen, der zwischen Erinnerung und Schrecken, Humor und Leid changiert und aufzeigt, wie sich Geschichte, Terror und Vertreibung (leider) wiederholen können und sich auf das weitere Leben auswirken. Auch sind die historischen Details, Settings und die zahlreichen Personen sehr eindringlich und authentisch-dicht gezeichnet und inspirieren zur eigenen Recherche der russisch-sowjetischen Geschichte während des sehr lesenswerten und anspruchsvollen Romans.
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