Beschreibung
Produktdetails
Autoren | Doris Knecht |
Verlag | Hanser Berlin |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Fester Einband |
Erschienen | 24.07.2023 |
EAN | 9783446278035 |
ISBN | 978-3-446-27803-5 |
Seiten | 240 |
Abmessung | 135 mm x 23 mm x 208 mm |
Gewicht | 351 g |
Themen |
Belletristik
> Erzählende Literatur
> Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Hund, Familie, Wohnung, Wien, Erwachsenwerden, Österreich, Zwillinge, erste Hälfte 21. Jahrhundert (2000 bis 2050 n. Chr.), Kinder, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (1950 bis 1999 n. Chr.), Familienleben, Älterwerden, Schwestern, Lebensabschnitt, Frauenleben, Alleinleben, Umziehen, leichtlesen, autofiktional, Nunez, Schoch |
Kundenrezensionen
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Ich hatte mehr erwartet
Eine Frau, eine Tochter, eine Mutter, eine Exfrau. All das ist sie. Als Tochter fühlt sie sich übersehen, ihre jüngeren Schwestern sind ganz anders, auf den Familienbildern fehlt sie. Als Mutter wird sie nicht mehr gebraucht, ihre Kinder sind mit der Schule fertig und ziehen aus.
Dann schwadroniert sie noch über etliche WGs, über ihren Exmann, über fremde, deren Namen nichr relevant sind, über ihren Hund. Und, darum scheint es in dem Buch wohl auch zu gehen, über ihre zu große Wohnung, die sie sich nicht mehr leisten kann, ohne Alimente.
Ob die Frau, Tochter, Mutter etc. auch einen Namen hat, weiß ich nicht. Sollte ich ihn in dem ganzen durcheinander gelesen haben, habe ich ihn vergessen.
Ich war neugierig auf das Buch, bleibt mir doch bald auch nur noch mein Mann, aber es hat mir gar nichts gegeben. Es war eine Aneinanderreihung irgendwelcher Erinnerungen, planlos Gelaber und hat für mich keinen Sinn gegeben. Nun weiß ich zwar über ihr Leben Bescheideid, aber ich hätte es lieber nicht gelesen.
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Wieder allein
Eine Frau, deren erwachsenen Kinder ausgezogen sind und die sich neu finden muss.
Die Wohnung ist zu groß und nicht mehr bezahlbar, daher muss sie sich verkleinern und nimmt dies zum Anlass sich von Dingen zu trennen.
Eine Geschichte aus der Ich-Perspektive. Mag ich normal nicht so gerne, aber auf das Buch war ich trotzdem neugierig weil ich mich gerade am anderen Ende der Story befinde, als Erwachsene ausziehen. Die Ich-Erzählerin, deren Namen man während der ganzen Geschichte nicht erfährt, räumt auf. Und dabei verliert sie sich manchmal im Detail und es scheint oft unzusammenhängend und fad, dennoch hat es mich irgendwie trotzdem bei der Stange gehalten. Die Frau, mangels Namen muss ich sie so nennen, erinnert sich an verschiedene Momente als Mutter, als Tochter, als Frau. Manchmal konnte ich trotz Anstrengung nicht wirklich folgen was sie jetzt eigentlich sagen wollte. Es war für mich manchmal etwas schwierig, aber trotzdem meistens unterhaltsam.
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Bestandsaufnahme
Doris Knecht erzählt hier, mittels ihrer Protagonistin, lebensnah verschiedene Betrachtungen einer Frau: über Familie, Eltern und Geschwister, zum eigenen Älterwerden, zum Erwachsenwerden der Kinder, zum Empty Nest, über Freundschaften und Beziehungen, das Leben als Alleinerziehende, die kleinen und größeren Veränderungen im Lauf des Lebens.
Von der Zusammenfassung bzw. dem Klappentext hatte ich mir allerdings ein sehr anderes Buch vorgestellt, mit einer zusammenhängenderen Handlung, statt einer Sammlung von Gedanken. Auch werden die Konflikte, die Suche nach der eigenen Wahrheit und der Wendepunkt des Lebens doch deutlich dramatischer angedeutet, als es der Roman dann letztendlich liefert. So ist die Protagonistin dem Rückblick auf ihr bisheriges Leben und der Bestandsaufnahme der Gegenwart doch sehr sachlich gegenübergetreten.
Stilistisch hat mir der Roman gut gefallen und war unterhaltsam zu lesen, aber so wirklich berührt hat er mich nicht. Vielleicht bin ich dafür noch am falschen Punkt in meinem eigenen Leben?
So befürchte ich, dass "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" bald auf meiner Liste der Bücher landen wird, die ich wieder vergessen habe. -
Gravierende Veränderungen
Die österreichische Autorin Doris Knecht erzählt in ihrem neuen Roman "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" die Geschichte einer Frau, die mit Mitte Fünfzig vor gravierenden Veränderungen steht. Sie ist alleinerziehend, ihre Kinder Max und Mila, die Zwillinge sind, werden nach dem Abitur auf eigenen Füßen stehen. Die 130 qm große Wohnung wird für die namenlose Ich-Erzählerin unbezahlbar, da ihr Exmann keinen Mietzuschuss mehr an sie zahlen wird. Obwohl sie Veränderungen hasst, wird sie sich eine neue, bezahlbare Bleibe suchen und sich von vielen Dingen trennen müssen.
Die Protagonistin lässt ihr Leben Revue passieren. Sie ist das älteste Kind in ihrer Familie, nach ihr bekamen die Eltern zwei Zwillingsmädchen, nach zwei Jahren zwei weitere Zwillingsmädchen. Die Schwestern sind blond wie die Mutter, nur die Ich-Erzählerin hat dunkle Haare. Sie galt als unsportlich, war immer gern für sich und eher ihren Büchern zugewandt, während die Schwestern im Hochleistungssport aktiv waren und von den Eltern gefördert wurden. Neben den Schwestern hat sie sich immer unsichtbar gefühlt, und das ist noch heute so.
Während sie mit ihrer Wohnungssuche beschäftigt ist, lässt sie ihren Gedanken freien Lauf. Wir erfahren dabei viel über ihre Vergangenheit und ihre Ansichten. Sie blickt zurück auf ihre Kindheit und das Verhältnis zu den Eltern, ihre Freundschaften und ihr Berufs- und Liebesleben. Das geschieht mit schonungsloser Offenheit, vollkommen unsentimental und authentisch.
Doris Knecht ist eine begnadete Erzählerin, die ihre Protagonistin ganz wunderbar skizziert und auch sehr viel ihres feinen Humors in die Geschichte einfließen lässt. Das Buch ist in zahlreiche kurze Kapitel mit passenden Überschriften gegliedert und sehr kurzweilig. Es ist nicht spektakulär, es beschreibt das wahre Leben, und es ist auch ein Buch über berührende Themen wie Mutterschaft und Loslassen.
Es hat mir sehr viel Freude bereitet, den Gedankengängen der Ich-Erzählerin zu folgen und sie auf ihrem Weg in ihr neues Leben zu begleiten. Ich fand mich oft wieder in den Texten, konnte so vieles nachempfinden und habe dabei auch immer wieder meine eigene Vergangenheit reflektiert.
Die ruhige und in intelligentem Sprachstil erzählte Geschichte hat mir sehr gut gefallen - absolute Leseempfehlung!
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Neuer Lebensabschnitt einer alleinerziehenden Frau
Das Buch "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht lies sich rasch lesen. Die Art, wie Doris Knecht die Protagonistin mit ihrem Denken und ihren Gefühle beschreibt, finde ich gelungen. Das Buch handelt von einer namenlosen Ich-Erzählerin (etwa Mitte Fünfzig Jahre alt), die auf ihr Leben schaut. Den roten Faden bilden aus meiner Sicht die Themen Veränderungen und Entscheidungen. Aktueller Anlass der nun anstehenden Veränderung im Leben der Hauptfigur ist der bevorstehende Auszug ihrer flügge werdenden Zwilinge. Das Ende einer Lebensphase. Die bisherige Wohnung wird, durch den Wegfall der Unterhaltszahlungen des Ex-Mannes und Vater der Zwilligen, zu teuer. Die mit der Überlegung einhergehenden Fragen, welche Doris Knecht in ihrem Roman an den Gedanken des Hauptcharakters abarbeitet, sind u.a.: Wie kann und möchte ich wohnen? Was ist wichtig? Was bedeutet allein sein in Abgrenzung zu selbstgewählter und genossener Einsamkeit? Die Ich-Erzählerin betrachtet ihre Familie und vieles mehr. Sie erzählt von ihren Gefühlen
und wirft einen Blick auf Vergangenes. Die Kapitel bauen nicht so recht aufeinander auf. Es wirkt auf mich wie einzelne Facetten aus dem Leben einer alleinerziehenden Mutter, die sowohl Schwester als auch selbst Tochter, Freundin, Mieterin und Hundebesitzerin ist. Sie gehört beruflich der schreibenden Zunft an. Statt einer chronologischen Betrachtung und Begleitung taucht der Leser vielmehr in die dargelegte Gefühls- und Gedankenwelt ein. Allein schon wegen der Metapher über die Herausforderung einer Alleinerziehenden lohnt es sich das Buch zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass sich einige Leser hierin wiederfinden können. -
Inventur in der Lebensmitte
Doris Knecht hat mich mit "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" sehr berührt. Wie der Titel bereits anklingen lässt, liest sich der Roman wie eine Bestandsaufnahme der ersten Lebenshälfte, die so differenziert beobachtet, vielschichtig und klug erzählt ist, dass ich das Buch wirklich verschlungen habe. Mit klarem Blick und wunderbar feinem österreichischen Humor stellt sich die Protagonistin mit Mitte 50 den Veränderungen, die mit dem Auszug der Kinder anstehen, und lässt ihre Lebensentscheidungen im Lichte eigener Hoffnungen und Träume, elterlicher Erwartungen und im Vergleich mit den Lebensentwürfen der Schwestern Revue passieren. Hierbei ist sie sich dessen bewusst, wie trügerisch Erinnerungen sein können, und auch, dass in dieser Unschärfe gleichzeitig eine Chance liegt.
Ich habe mich der Protagonistin sehr nahe gefühlt, und an vielen Stellen hat sie mir einfach aus der Seele gesprochen. Ich kann das Buch nur nachdrücklich weiterempfehlen! -
Eine Frau am Wendepunkt ihres Lebens
Zu gerne wüsste ich, ob es sich möglicherweise um einen autobiografischen Roman handelt, weil es so viele Parallelen in den Leben der Protagonistin und der Autorin gibt. Schonungslos und offen zieht die Ich-Erzählerin, so um die Mitte 40, eine Bilanz ihres Lebens, die für Außenstehende den Eindruck erwecken mag, dass sie es nicht gerade zu etwas gebracht hat. Und auch die Erzählerin selbst fragt sich, ob sie im Gegensatz zu ihren Geschwistern sowie Freunden und Bekannten gescheitert ist. Denn früh hat sie das in der katholischen, österreichischen Provinz liegende Elternhaus verlassen, um ein freies Leben im fernen Wien führen zu können. Dort hat sie offensichtlich Bekanntschaft mit allerlei Männern und Drogen gemacht, hatte Abtreibungen, lebte nicht gerade einträglich von der Schreiberei, war nach einer Scheidung alleinerziehende Mutter eines Zwillingspärchens. In einer kapitelweise erfolgenden Aufreihung von Erinnerungen bringt sie uns ihren Lebenslauf nahe. Das Faszinierende ist, dass die eigenen Erinnerungen der Erzählerin sehr viel negativer ausfallen, als sich die vergangenen Ereignisse für Dritte darstellen. Ein weiterer Kunstgriff liegt darin, alles um Wichtigkeit einer eigenen Wohnung für die Erzählerin ranken zu lassen. Passend dazu wird mehrfach Virginia Wolfs „Ein Zimmer für sich“ aufgegriffen.
Das Buch bekommt von mir eine volle Leseempfehlung.
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