Beschreibung
Produktdetails
Kundenrezensionen
-
Das Auf und Ab eines Menschenlebens
720 Seiten umfasst „Lektionen“ von Ian McEwan und es ist nicht nur aufgrund der reinen Seitenzahl ein mächtiges Werk. Der Autor begleitet uns durch das Leben von Roland, der in Libyen aufwächst, dann ins Internat geschickt wird und sich später durch sein Leben treiben lässt, ohne konkretes Ziel. So sind auch seine Erinnerungen „ohne Ordnung“ wie er es selbst bezeichnet und obwohl dadurch im Buch immer wieder Sprünge und Brüche entstehen, schafft es McEwan, dass es nie verwirrend ist, sondern dass es immer genau richtig zur Geschichte an sich passt und diese stützt und untermalt. Dass Roland sich selbst durch sein Leben treiben lässt, lässt auch den Leser sein eigenes Leben hinterfragen, ohne dass dies durch den Autor moralisch impliziert wird. Man fühlt mit Roland, fühlt sich ihm verbunden und fragt sich dadurch, ob man nicht selbst auch einfach die Zeit verstreichen lässt. Die Schreibweise ist gewohnt brillant, die Charakterisierungen sind präzise, klar und nie übertrieben sentimental. Trotz der Länge hat man nie das Gefühl, dass man es auch auf der Hälfte der Seiten hätte abarbeiten können - was die ganz große Kunst McEwans ist. Große Empfehlung!
-
Lektionen des Lebens
Als der 11jährige Roland Baines von seinen Eltern alleine nach England ins Internat geschickt wird ändert sich sein Leben von Grund auf. Die sexuellen Übergriffe seiner Klavierlehrerin verändern sein gesamtes Leben, begleiten ihn durch das Erwachsenwerden und seine Ehe. Erst als seine Frau Alissa ihn und den kleinen Sohn verlässt beginnt er, dieses prägende Erlebnis zu hinterfragen und aufzuarbeiten.
Deutlich seltener als der Missbrauch von Männern an Mädchen ist es hier fast unfassbar zu lesen, wie die Musiklehrerin den jungen Schüler verführt, dominiert und missbraucht. Tatsächlich fragt man sich, wie Rolands Leben verlaufen wäre ohne dieses prägende Erlebnis, das ihn nicht nur einen guten Schulabschluss gekostet hat. Auch dass es hier mal um einen alleinerziehenden Vater mit allen Sorgen und Nöten geht, der seinem Sohn erklären muss, warum die Mutter von einem Tag auf und davon ist um sich selbst zu verwirklichen, macht diesen Roman eher ungewöhnlich.
Schreiben kann der Mann einfach - Ian McEwan versteht es, das Leben von Roland als 11jährigen bis in die heutige Zeit mit großartigen Worten zu beschreiben, seine Zerrissenheit, seine Unsicherheit, seine Lebensumstände. Dabei ist dieses Buch für die Leser*innen gleichzeitig eine Zeitreise durch die Geschichte der letzten 70 Jahre. Egal ob die Kubakrise, die deutsche Wiedervereinigung, Tschernobyl oder Corona - zusammen mit Roland Baines erleben wir die Weltpolitik auf 700 Seiten. So interessant dieser Roman ist, ich hätte mir doch manchmal eine etwas kürzere Fassung gewünscht, deshalb auch der eine Stern Abzug. Thematisch und stilistisch eine absolute Leseempfehlung.
Schreibe eine Rezension
Top oder Flop? Schreibe deine eigene Rezension.