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"Aus dem Volkskörper entfernt?" - Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus. Dissertationsschrift

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Beschreibung

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Über Jahrzehnte tabuisiert, rückt die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Diktatur erst in jüngster Zeit ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Woran es bislang mangelte, waren überregionale Untersuchungen, die einen Überblick über Alltag und Verfolgung Homosexueller im »Dritten Reich« geben. Alexander Zinn legt nun eine Studie vor, die eine neue und umfassende Sicht auf dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte ermöglicht. Im Fokus stehen nicht nur das Verfolgungsprogramm der Machthaber, das sich immer weiter radikalisierte, sondern auch die Rolle von Polizei, Justiz und Bevölkerung sowie - nicht zuletzt - die der Betroffenen selbst. Mit überraschenden Ergebnissen: So klafften Anspruch und Wirklichkeit der Verfolgungspolitik oft eklatant auseinander. Denn nicht immer erwiesen sich die Behörden als die »willigen Vollstrecker«, als die man sie heute meist sieht. Und auch die Bevölkerung arbeitete dem Verfolgungsapparat in weit geringerem Maße zu, als bislang oft unterstellt.

Inhaltsverzeichnis

InhaltVorwort 91. Einführung 111.1 Überblick über den Forschungsstand 111.2 Thema, Fragestellung und Thesen 16a) Alltag: Freiräume und Beschränkungen homosexuellen Lebens 17b) Verfolgung: Umsetzung und Wirkung im regionalen Vergleich 191.3 Quellen, Begriffe und Methoden 241.4 Konstruktivismus versus Essentialismus 321.5 Homosexualität als Stigma 37a) Visibilität 39b) Stigma-Management 40c) Strategien und Risiken der Täuschung 43d) Die Diskreditierung: Enttarnung und Offenbarung 45e) Die Technik des Kuvrierens 48f) Entziffern und Enttarnen - die Rolle des Publikums 51g) Seinesgleichen und Weise 53h) Das Stigma-Konzept als Instrument der historischen Analyse 572. Homosexualität in den Jahren 1871-1930 582.1 Kriminalisierung: Der
175 und seine Folgen 582.2 Fremdbilder: Gängige Klischees und Diskurse 632.3 Selbstbilder: Identitäts- und Emanzipationskonzepte 713. Homosexueller Alltag in den 30er Jahren 793.1 Zur Sozialstruktur des Altenburger Landes 813.2 Differenzerfahrung und Geschlechtsidentität 833.3 Erste sexuelle Erfahrungen 943.4 Erste Kontakte mit "seinesgleichen" 1013.5 Homosexuelle Welten: Milieus und Stigma-Management 1063.6 Bäuerlich-ländliches Milieu 1113.7 Proletarisch-urbanes Milieu 1253.8 Kleinbürgerliches Milieu 1613.9 Bildungs- und großbürgerliches Milieu 1923.10 Resümee: Stigma-Management und Milieu 2304. Verfolgung auf Reichsebene 2434.1 Positionen und Konflikte innerhalb der NSDAP 2434.2 Repression, Anpassung, Hoffnung: Die Jahre 1933/34 2504.3 Der "Röhm-Putsch" und die Folgen 2604.4 Beginn der Homosexuellenverfolgung durch die Gestapo 2654.5 Die Verschärfung des
175 und die Rolle der Justiz 2794.6 Intensivierung und Institutionalisierung: 1936-1939 2894.7 Homosexuelle in Straf- und Konzentrationslagern 3094.8 Zwischen Pragmatismus und Radikalisierung: 1939-1945 3204.9 Verfolgung aus ideologischen oder taktischen Gründen? 3285. Verfolgung auf Landesebene: Thüringen 3435.1 Zwischen Hoffnung und Anpassung: 1930-1934 3435.2 Der Fall Ziegler und die Folgen: 1934/35 3505.3 Anspruch und Wirklichkeit der Verfolgung: 1936-1939 358a) Auftakt der Verfolgung in Weimar und Altenburg 359b) Schulungen von Staatsanwaltschaft und Polizei 362c) Die Entwicklung der Verfolgung in den Jahren 1938/39 366d) Sozial- und Altersstruktur der Beschuldigten 372e) Die Rolle der Bevölkerung 378f) Die Rolle von Presse und Öffentlichkeit 383g) Die Reaktionen der Betroffenen 387h) Dienststrafverfahren als Instrument der Verfolgungspolitik 391i) "Erforschung" der Homosexualität 3965.4 Bedeutungsverlust und Radikalisierung: 1939-1945 4016. Verfolgung auf lokaler Ebene: Altenburg 4116.1 Zwischen Kontinuität und Gleichschaltung: 1930-1934 411a) Strafverfolgung und Repressionen 411b) Gleichschaltung von Polizei und Justiz 415c) Reaktionen der Homosexuellen 4196.2 Verfolgung und Verunsicherung: 1934-1936 422a) Stimmungsumschwung nach dem "Röhm-Putsch" 422b) Razzien und Verhaftungen in den Nachbarländern 424c) Verfolgungstätigkeit der Altenburger Behörden 425d) Personelle Entwicklung der Verfolgungsbehörden 427e) Reaktionen Homosexueller 4326.3 Die Verfolgungswelle von 1937 434a) Ursachen und Ablauf der Ermittlungen 434b) Reaktionen von Beschuldigten und Angehörigen 444c) Prozesse und Urteile 454d) Reaktionen von Presse und Öffentlichkeit 461e) Strafvollstreckung, Begnadigungen und KZ-Einweisungen 467f) Ehren- und berufsrechtliche Konsequenzen 4766.4 Ruhe nach dem Sturm? Die Jahre 1938-1945 480a) Alltag und Stigma-Management nach den Prozessen von 1937 480b) "Ganz oder fast ganz abgeschlossen" - die Verfolgung seit 1938 4886.5 Homosexualität, Pädophilie und Propaganda 4927. Rehabilitierung? Die Situation nach 1945 5007.1 Der Kampf um eine Entnazifizierung des Strafrechts 5007.2 Maßnahmen zur Entnazifizierung der Justiz 5107.3 Bemühungen um Rehabilitierung und Wiedergutmachung 5208. Resümee 5329. Anmerkungen 54610. Literatur und Quellen 63610.1 Ungedruckte Quelle

Über den Autor / die Autorin

Alexander Zinn, Dr. phil., ist Soziologe und Historiker.

Zusammenfassung

Über Jahrzehnte tabuisiert, rückt die Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Diktatur erst in jüngster Zeit ins Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Woran es bislang mangelte, waren überregionale Untersuchungen, die einen Überblick über Alltag und Verfolgung Homosexueller im »Dritten Reich« geben. Alexander Zinn legt nun eine Studie vor, die eine neue und umfassende Sicht auf dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte ermöglicht. Im Fokus stehen nicht nur das Verfolgungsprogramm der Machthaber, das sich immer weiter radikalisierte, sondern auch die Rolle von Polizei, Justiz und Bevölkerung sowie – nicht zuletzt – die der Betroffenen selbst. Mit überraschenden Ergebnissen: So klafften Anspruch und Wirklichkeit der Verfolgungspolitik oft eklatant auseinander. Denn nicht immer erwiesen sich die Behörden als die »willigen Vollstrecker«, als die man sie heute meist sieht. Und auch die Bevölkerung arbeitete dem Verfolgungsapparat in weit geringerem Maße zu, als bislang oft unterstellt.

Zusatztext

»Das Schicksal homosexueller Männer im NS-Staat hat bis heute nicht nur von der Gesellschaft wenig Aufmerksamkeit erhalten, sondern auch von der Forschung. Dieses Werk eines Historikers arbeitet die Verfolgung profund auf und macht das Leid mit vielen Beispielen anschaulich.« P.M., 15.09.2018

»Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel. Das ist die Quintessenz von Alexander Zinns Dissertation über homosexuelle Männer im Nationalsozialismus. Man sollte den Gegenstand nicht mehr nur aus der Opferperspektive betrachten. [...] Zinns differenzierte Darstellung ist ein Grundlagenwerk, mit den von ihm benannten Forschungslücken ermuntert er zur Weiterarbeit.« Sabine Lueken, konkret, 10.10.2018

»Verfolgung und Alltag Homosexueller im Nationalsozialismus blieben noch jahrzehntelang Tabuthemen. Der Historiker und Soziologe Zinn legt eine sehr umfassende Studie vor, die das Zeug zum Standardwerk hat und einige überraschende Fakten aufbieten kann.« P.M. History, 15.09.2018

»Zinn [gelingt es] in beeindruckender Weise, Netzwerke zu rekonstruieren, Räume der Konraktanbahnung aufzufinden – vom Kunstverein über Lokale bis hin zu öffentlichen Toiletten – und das wissende Beschweigen der Homosexualität im familiären und sozialen Umfeld zu analysieren. Dabei zeigt sich immer wieder ein aus heutiger Sicht überraschendes Selbstbewusstsein.« Benno Gammerl, Jahrbuch Sexualitäten, 11.07.2019

»Die vielen Fakten und Zahlen [bekommen] noch einmal einen Namen und eine individuelle Geschichte, sowohl für jene, die nicht überlebten, aber auch die anderen, für die die strafrechtliche Verfolgung unter unverändertem Nazi-Paragraphen nach 1945 weiterging.« Elmar Kraushaar, Berliner Zeitung, 11.06.2018

»[Zinns] bemerkenswerte Studie ›Aus dem Volkskörper entfernt‹? beleuchtet nicht nur Einzelaspekte der Homosexuellenverfolgung, und das – man glaubt es kaum – zum ersten Mal ausführlich seit der Arbeit von Burkhard Jellonnek 1990. Zudem handelt es sich erstmals um einen überregionalen Ansatz, der sich von der Opferperspektive löst.« Florentine Kutscher, Die WELT, 22.04.2018

»Facettenreich zeichnet [Alexander Zinn] ein umfassendes Bild der Lebenssituation homosexueller Manner verschiedener sozialer Milieus im ›Dritten Reich‹. Sie werden nicht nur als Opfer, sondern auch als Akteure mit Handlungsspielraum gezeigt.« Johann Karl Kirchknopf, L'Homme, 1/2020

Bericht

»Das Schicksal homosexueller Männer im NS-Staat hat bis heute nicht nur von der Gesellschaft wenig Aufmerksamkeit erhalten, sondern auch von der Forschung. Dieses Werk eines Historikers arbeitet die Verfolgung profund auf und macht das Leid mit vielen Beispielen anschaulich.« P.M., 15.09.2018 »Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel. Das ist die Quintessenz von Alexander Zinns Dissertation über homosexuelle Männer im Nationalsozialismus. Man sollte den Gegenstand nicht mehr nur aus der Opferperspektive betrachten. [...] Zinns differenzierte Darstellung ist ein Grundlagenwerk, mit den von ihm benannten Forschungslücken ermuntert er zur Weiterarbeit.« Sabine Lueken, konkret, 10.10.2018 »Verfolgung und Alltag Homosexueller im Nationalsozialismus blieben noch jahrzehntelang Tabuthemen. Der Historiker und Soziologe Zinn legt eine sehr umfassende Studie vor, die das Zeug zum Standardwerk hat und einige überraschende Fakten aufbieten kann.« P.M. History, 15.09.2018 »Zinn [gelingt es] in beeindruckender Weise, Netzwerke zu rekonstruieren, Räume der Konraktanbahnung aufzufinden - vom Kunstverein über Lokale bis hin zu öffentlichen Toiletten - und das wissende Beschweigen der Homosexualität im familiären und sozialen Umfeld zu analysieren. Dabei zeigt sich immer wieder ein aus heutiger Sicht überraschendes Selbstbewusstsein.« Benno Gammerl, Jahrbuch Sexualitäten, 11.07.2019 »Die vielen Fakten und Zahlen [bekommen] noch einmal einen Namen und eine individuelle Geschichte, sowohl für jene, die nicht überlebten, aber auch die anderen, für die die strafrechtliche Verfolgung unter unverändertem Nazi-Paragraphen nach 1945 weiterging.« Elmar Kraushaar, Berliner Zeitung, 11.06.2018 »[Zinns] bemerkenswerte Studie 'Aus dem Volkskörper entfernt'? beleuchtet nicht nur Einzelaspekte der Homosexuellenverfolgung, und das - man glaubt es kaum - zum ersten Mal ausführlich seit der Arbeit von Burkhard Jellonnek 1990. Zudem handelt es sich erstmals um einen überregionalen Ansatz, der sich von der Opferperspektive löst.« Florentine Kutscher, Die WELT, 22.04.2018 »Facettenreich zeichnet [Alexander Zinn] ein umfassendes Bild der Lebenssituation homosexueller Manner verschiedener sozialer Milieus im 'Dritten Reich'. Sie werden nicht nur als Opfer, sondern auch als Akteure mit Handlungsspielraum gezeigt.« Johann Karl Kirchknopf, L'Homme, 1/2020

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