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Das Corpus monodicum ist eine Edition dereinstimmigen Musik des lateinischen Mittelalters.Indem es editorisch unerschlossene,musikhistorisch signifikante Bestände kirchlicherund weltlicher einstimmiger Musikmit lateinischem Text zugänglich macht,stellt es die Erforschung der Formungsphaseeuropäischer Musik auf ein philologisch gesichertesFundament und ermöglicht ein historischfundiertes Gesamtbild der musikalischenHinterlassenschaft des mittelalterlichenEuropa, dessen Kultur durch dieses Erbe weitüber die Domäne des im neuzeitlichen SinneMusikalischen hinaus entscheidend mitgeprägtworden ist.Grundlage der Edition sind handschriftlicheQuellen mit diastematisch lesbarerLiniennotation,deren textliche und melodischeLesarten sie wiedergibt. Die Melodienwerden in einer kritischen Transkriptiondargeboten, die anhand von detailliertenDokumentationen der jeweils transkribiertenhistorischen Notationsbefunde nachvollzogenwerden kann. Das den Erfordernisseneiner Druckausgabe handschriftlichüberlieferter nicht-mensuraler einstimmigerGesänge genügende Notenbild wurde eigensfür das Corpus monodicum entwickelt.Eingehende Beschreibungen der als Editionsquellenherangezogenen Handschriften,ergänzt durch eine Auswertung 'kontextuellerQuellen' zur Gesangstradition des Herkunftsorts der Editionsquellen, ermöglichenes, die editorisch erschlossenen Traditionenin der Geschichte ihrer mittelalterlichenTrägerinstitutionen zu verorten.
Über den Autor / die Autorin
Herausgeberin:
Elaine Stratton Hild wurde an der University of Colorado (USA) mit einer Arbeit zur Notation lateinischer Versdichtungen in frühmittelalterlichen Handschriften der Abtei Sankt Gallen promoviert. Seit 2013 Mitarbeiterin des Corpus monodicum.
Herausgeber der Reihe:
Andreas Haug, Begründer und Leiter des Corpus monodicum, durch zahlreiche Veröffentlichungen international ausgewiesener Experte für die Geschichte der einstimmigen Musik des europäischen Mittelalters. Studium, Promotion und Habilitation in Tübingen. Forschte an der Universität Stockholm, lehrte in Zagreb und Madrid, als Professor in Trondheim und Erlangen, als Gastprofessor in Wien, Basel und Eugene (Ohio). Seit 2008 Inhaber des Lehrstuhls für Musik des vor-neuzeitlichen Europas am Würzburger Institut für Musikforschung.
Zusammenfassung
Tropen sind Produkte einer innerhalb der mittelalterlichen Kirche weitverbreiteten Praxis, die herkömmlichen und durch religiöse Autorität beglaubigten Gesänge des Ritus poetisch und melodisch zu erweitern, ohne sie dabei verändernd anzutasten. Die Produktion von Tropen setzte in der Karolingerzeit ein. Sie markiert den Übergang von einer passiven zu einer produktiven Aneignung des (von den Karolingern ‘gregorianisch’ genannten) Römischen Gesangs im Frankenreich.
Die im Band II 1 erstmals herausgegebenen Tropen sind in zehn Handschriften französischer Herkunft des 12. bis 15. Jahrhunderts mit Notation auf Linien überliefert. Sechs dieser Handschriften waren bislang als Tropenquellen unbeachtet geblieben. Die Ausgabe beleuchtet das Weiterleben der Tropen in jenen Gebieten westlich des Rheins, wo sie im 9. Jahrhundert aufgekommen waren, und in einer Zeit, in der man sie dort schon wieder für weithin als verschwunden hielt. Zugleich liefern die Liniennotationen der für den Band herangezogenen späteren Handschriften den Schlüssel zu den melodischen Lesarten älterer westfränkischer und insularer Tropenquellen, deren linienlose Neumennotationen erst im Abgleich mit späteren Aufzeichnungen auf Notenlinien diastematisch (bezüglich der Tonabstände und Tonstufen) ‘lesbar’ werden.
Vorwort
Die älteste Musik des Mittelalters in einer neuen Edition