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Während des Ersten Weltkrieges prägten
Nahrungsmittel-, Energie- und Ressourcenkonflikte
den Alltag an der "Heimatfront".
Die Schweiz konnte sich diesen Konflikten
trotz ihrer Neutralität nicht entziehen: Ihre
offene Volkswirtschaft und ihre Importabhängigkeit
von Gütern des täglichen Bedarfs
machten sie verletzlich und veränderten
das Gesicht des Krieges. Trotzdem
wurden diese Krisen in der Geschichte der
Schweiz zum Ersten Weltkrieg bisher kaum
thematisiert.
Der Ausgangspunkt des Sammelbandes ist
die These des britischen Historikers Avner
Offer, wonach sich der Erste Weltkrieg spätestens
ab 1916 immer mehr um Brot und
Kartoffeln gedreht habe. Fragen nach der Ernährungs-
und Energiesicherheit sowie der
Ressourcenallokation stehen deshalb im
Zentrum der verschiedenen Beiträge. Die
dreizehn Autorinnen und Autoren schlagen
eine Brücke zwischen dem Globalen und
dem Lokalen und betrachten die wirtschaftliche
Landesversorgung in der Schweiz in
den Jahren 1914 bis 1918 aus unterschiedlichen
Perspektiven.
Ein Thema sind die Versorgungsengpässe
bei den Nahrungsmitteln und bei der Energie,
die sich in der zweiten Hälfte des Krieges
zu einer Frage der nationalen Existenz
entwickelten. Exemplarisch wird in Fallstudien
der Umgang der eidgenössischen, kantonalen und lokalen Behörden mit der
Nahrungsmittel-, Energie- und Ressourcenknappheit
untersucht. Zusammen mit dem
Auftreten der Spanischen Grippe und dem
Landesstreik führte diese Knappheit am
Ende des Ersten Weltkrieges zu einer der
schwersten innenpolitischen Krisen des
20. Jahrhunderts. Der Band verknüpft dabei
verschiedene historiographische Ansätze
zur Geschichte dieses globalen Konfliktes
neu und rückt die Akteure ins Zentrum der
Betrachtung.
Inhaltsverzeichnis
Daniel Marc Segesser / Christian Pfister / Daniel Krämer
Einleitung
Sektion I: Globalität und Klima
Daniel Marc Segesser
1. Zwischen Weiji und dem Tod von Marie Ankenhafen: Globale Herausforderungen und Krisen in der Ressourcenmobilisierung
Christian Pfister
2. Auf der Kippe. Regen, Kälte und schwindende Importe stürzten die Schweiz 1916–1918 in einen Nahrungsengpass
Peter Moser
3. Kein umstrittenes Thema mehr? Die Ernährungsfrage im Landesstreik 1918
Sektion II: Die Energiekrise
Christian Pfister
4. Frieren, kalt essen und zu Fuss gehen. Die Energiekrise 1917–1919 in der Schweiz
Sandro Fehr
5. Die Schweiz und die internationale Stickstoffproblematik
Anna Amacher Hoppler
6. Die Elektrifizierung der Eisenbahnen als Resultat von Krieg und Krise, um 1880–1939
Sektion III: Die Versorgungskrise
Maurice Cottier
7. Vom Wirtschaftsliberalismus zum Staatsinterventionismus. Der Erste Weltkrieg als Scharnier der schweizerischen Wirtschaftspolitik
Christian Wipf
8. Die Massnahmen des Bundes zur Vermehrung der inländischen Kartoffel- und Getreideproduktion während des Ersten Weltkrieges
Ismael Albertin
9. Die Massnahmen des Zürcher Stadtrats zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung 1914 –1921
Daniel Burkhard
10. Die Kontroverse um die Milchpreisteuerung in der Schweiz während des Ersten Weltkrieges
Sektion IV: Die Gesundheitskrise
Christian Sonderegger / Andreas Tscherrig
11. Die Grippepandemie 1918–1919 in der Schweiz
Kaspar Staub
12. Der vermessene menschliche Körper als Spiegel der Ernährungs- und Gesundheitsverhältnisse am Ende des Ersten Weltkrieges
Synthese
Daniel Krämer
13. Die Verletzlichkeit der schweizerischen Wirtschaft und Gesellschaft während des Ersten Weltkriegs – der Versuch einer Synthese
Bibliographie
Die Autorinnen und Autoren
Register
Über den Autor / die Autorin
Christian Pfister, geboren 1944, ist Professor für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Universität Bern.
Zusammenfassung
Während des Ersten Weltkrieges prägten Nahrungsmittel-, Energie- und Ressourcenkonflikte den Alltag an der «Heimatfront». Die Schweiz konnte sich diesen Konflikten trotz ihrer Neutralität nicht entziehen: Ihre offene Volkswirtschaft und ihre Importabhängigkeit von Gütern des täglichen Bedarfs machten sie verletzlich und veränderten das Gesicht des Krieges. Trotzdem wurden diese Krisen in der Geschichte der Schweiz zum Ersten Weltkrieg bisher kaum thematisiert.
Der Ausgangspunkt des Sammelbandes ist die These des britischen Historikers Avner Offer, wonach sich der Erste Weltkrieg spätestens ab 1916 immer mehr um Brot und Kartoffeln gedreht habe. Fragen nach der Ernährungs- und Energiesicherheit sowie der Ressourcenallokation stehen deshalb im Zentrum der verschiedenen Beiträge. Die dreizehn Autorinnen und Autoren schlagen eine Brücke zwischen dem Globalen und dem Lokalen und betrachten die wirtschaftliche Landesversorgung in der Schweiz in den Jahren 1914 bis 1918 aus unterschiedlichen Perspektiven.
Der Schwerpunkt des Bandes liegt auf den Versorgungsengpässen bei den Nahrungsmitteln und bei der Energie, die sich in der zweiten Hälfte des Krieges zu einer Frage der nationalen Existenz entwickelten. Exemplarisch wird in Fallstudien der Umgang der eidgenössischen, kantonalen und lokalen Behörden mit der Nahrungsmittel-, Energie- und Ressourcenknappheit untersucht. Zusammen mit dem Auftreten der Spanischen Grippe und dem Landesstreik führte diese Knappheit am Ende des Ersten Weltkrieges zu einer der schwersten innenpolitischen Krisen des 20. Jahrhunderts. Der Band verknüpft dabei verschiedene historiographische Ansätze zur Geschichte dieses globalen Konfliktes neu und rückt die Akteure ins Zentrum der Betrachtung.
Vorwort
Milch, Kartoffeln, Kohle und Grippe: Die Versorgungs- und Gesundheitskrise in der Schweiz 1916–1918