Mehr lesen
Unter den zeitgenössischen Künstlern zählt Anselm Kiefer (geb. 1945) zu den Analytikern und Archäologen. Seinen Werken geht stets eine intensive Auseinandersetzung mit Geschichte, Religion oder Mythologie voraus. Kiefers Vorliebe für ungewöhnliche Materialien wie Erde, Blei und Stoff verleiht den oftmals monumentalen Arbeiten eine Form von Authentizität, die nachhaltig beeindruckt. Die umfangreiche Publikation präsentiert ein großes Werkkonvolut des Künstlers aus dem Privatbesitz Hans Grothe. Ausgewählte Arbeiten mit dem Schwerpunkt auf den 2000er-Jahren, darunter bislang selten präsentierte Werke, belegen eindrucksvoll die Einzigartigkeit von Anselm Kiefers Werk.
Über den Autor / die Autorin
Robert Fleck, 1957 in Wien geboren, ist Direktor der Deichtorhallen Hamburg. Er hat unter anderem bei Gilles Deleuze und Michel Foucault studiert und 1988 in Innsbruck mit einer Arbeit über die Revolution von 1848 promoviert. Bei Philo Fine Arts ist erschienen: HIER DISTANS. Arnulf Rainer, Dieter Roth & die Wiener Künstlerbohème der Siebziger (2008)
Der Maler und Bildhauer Anselm Kiefer wurde am 8. März 1945 in Donaueschingen geboren. Stationen seines Kunststudiums waren Freiburg im Breisgau, Karlsruhe und Düsseldorf, zuletzt bei Joseph Beuys. Bekannt wurde Kiefer vor allem durch seine Materialbilder. In seinem Schaffen setzt er sich mit der Vergangenheit auseinander, berührt Tabu- und Reizthemen der jüngeren Geschichte, wie auch der NS-Herrschaft. Seine Werke zeichnen sich durch einen dumpfen, fast depressiv wirkenden, zerstörerischen Duktus aus. Meist verwendete Kiefer eine (Farb-)Fotographie als Ausgangsfläche, um sie dann mit Erde und anderen Rohmaterialien der Natur zu "bearbeiten". Charakteristisch für ihn ist, dass man in (fast) allen seinen Gemälden Schriftzüge und Namen von Menschen, Sagengestalten oder geschichtsträchtigen Orten findet. Dies sind verschlüsselte Siglen, wodurch Kiefer die Vergangenheit aufzuarbeiten sucht. Daher wird er oft mit einer als Neuer Symbolismus bezeichneten Stilrichtung in Verbindung gebracht. 2008 erhielt Anselm Kiefer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.