Meike Mattick
Komik und Geschichtserfahrung - Alfred Döblins komisierendes Erzählen in "November 1918. Eine deutsche Revolution"
Deutsch · Taschenbuch
Beschreibung
Komik und Geschichtserfahrung - in Alfred Döblins Exiltrilogie November 1918. Eine deutsche Revolution beschreibt dieses Begriffspaar, das auf den ersten Blick durchaus widersprüchlich erscheint, einen bislang unerkannten Signifkanzbereich. Mit der deutschen Revolution der Jahre 1918/19 wird ein historisches Geschehen nicht nur zum Gegenstand einer tragisch-pathetischen, sondern in weiten Teilen auch einer komisierenden erzählerischen Darstellung: Döblin rückt geschichtliche Abläufe und Geschichtserfahrungen in ein ,komisches Licht', das scheinbar unerhebliche Aspekte des historischen Geschehens präsentiert. Die Technik der Komik ist alt - neu ist bei Döblin die selbstbewußte Kombination mit unmittelbarem Pathos und die Sinnkomplexion durch Kierkegaardsche Denkfiguren. Besondere Bedeutung gewinnt das Komische auch unter dem Aspekt seiner biographischen Situationsbezogenheit. Denn November 1918 entstand in einer Phase des 20. Jahrhunderts, in der katastrophale Geschehnisse die vermeintliche Kontinuität der Zivilisationsgeschichte vernichtend durchbrachen, was einen neuen Umgang mit leidvoller Faktizität erforderlich machte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Komik und Kierkegaard-Einflüsse in November 1918 - Positionen der Döblin-Forschung
3. Vorüberlegungen zu einer Neubewertung des Komischen in November 1918
3.1 Methodische Prämissen
3.2 Komik als reflexives Verarbeitungsverfahren
3.2.1 Entlarvungen
3.2.2 Komik der Opposition: Ist Komik harmlos?
3.2.3 "Kipp-Phänomen"
3.2.4 Auswege aus dichterischer Darstellungsproblematik
3.2.5 Komik und Geschichtserfahrung
3.3 Pariser Exil - Döblins Kierkegaardrezeption
3.4 Der Komikbegriff Søren Kierkegaards - Existenzmerkmal und Maieutik
Exkurs I Kierkegaards Stadienlehre
1 Ästhetische Existenz
2 Ethische Existenz
3 Religiöse Existenz
4 Ironie und Humor - Grenzpositionen der Existenz
3.4.1 Das Komische als ,Existenzgröße'
3.4.1.1 Die Existenzstadien und ihr Verhältnis zum Komischen
3.4.1.2 Der ,existierende Denker' - im Gleichgewicht zwischen Komik und Pathos
3.4.2 Die Kritik der Dichterexistenz bei Kierkegaard und Döblin
3.4.3 Scherz und Ernst - ,Geburtshelfekunst' und ,Inkognito des Ethisch-Religiösen'
4. "Trauer über Trauer" - das "Ewigkeitskennwort" in Döblins Exil- und Spätwerk
5. Rückblick und Neubeginn: Zum Bedeutungswandel des Komischen während Döblins Exil
5.1 Rückblick: Babylonische Wandrung oder Hochmut kommt vor dem Fall
5.2 Neubeginn: November 1918
6. Formen, Funktionen und Bedeutungen des Komischen in November 1918
6.1 Komposition
6.2 Bürger und Soldaten 1918, Verratenes Volk, Heimkehr der Fronttruppen - Komik als getarntes Krisenbewußtsein und Prophetie des Infernos
6.2.1 Bürger und Soldaten 1918: Komische Exzentrizität von Zeit und Raum
6.2.2 Kontingenzverfallenheit und Porösität von Geschichte
6.2.3 Revolution als Karneval: Essen und Prassen, Exzeß und Erschöpfung
6.2.3.1 Karnevalisierungen
6.2.3.2 Inszenierte Naivität: Hedonisten und Eskapisten
6.2.3.3 ,Revolutionäre' Massen als Karnevalsmassen
6.2.3.4 Komische,Wechselwirtschaften'
6.2.3.5 Kierkegaardsche ,Kleiderwechsler'
6.2.4 Antiutopisches - komisch-groteske Dekonstruktion von Natur
Exkurs II: Zur Neuakzentuierung von Döblins naturphilosophischen Positionen im Exil
6.2.4.1 Urwaldmetaphorik als Ort dichterischer Katastrophenreflexion
6.2.4.2 Geschichte als Naturvorgang
6.3 Das Thema der Dichterexistenz in November 1918
6.3.1 Kitsch und Triviales - die Stauffer-Geschichte als ,Kritik der Dichterexistenz'
6.3.1.1 Erwin Stauffer als bürgerliche Figuration des babylonischen Konrads
6.3.1.2 Kunst als narzißtischer Selbstentwurf
6.3.1.3 Erzählerischer Kitsch - eine Trivialromanmaske
6.3.2 Der ,Dichter-Erzähler': Erzählen zwischen Komik und Pathos
6.3.2.1 Das "schmerzliche Lachen des Historikers"
6.3.2.2 Geschehensstrukturen: Komik als ,Kipp-Phänomen'
6.3.2.3 Komik als Tarnung von Krisenbewußtsein und Katastrophenerfahrung
6.4 Karl und Rosa - aggressive Komik als Approximation an vergangene und zeitgenössische Katastrophen
6.4.1 Alogik der Geschichte oder ,Geschichte als Schwank'
6.4.2 »Triumph des Todes«: Totentänze
6.4.3 Die Revolution als ,theatrum mundi'
6.4.3.1 Friedrich Ebert als Schauspieler - Futtern, Posieren, Ausschlafen
6.4.3.2 Philipp Scheidemanns theatralische Maskenspiele
6.4.4 "Tiermenschen" und "Menschentiere": Speculum bestialitatis
6.4.5 Inhumanes beschreiben
7. Schlußbetrachtung
8. Literaturverzeichnis
Produktdetails
Autoren | Meike Mattick |
Verlag | Aisthesis Verlag |
Sprache | Deutsch |
Produktform | Taschenbuch |
Erschienen | 31.03.2015 |
Seiten | 300 |
Abmessung | 149 mm x 206 mm x 28 mm |
Gewicht | 425 g |
Themen |
Geisteswissenschaften, Kunst, Musik
> Sprach- und Literaturwissenschaft
> Deutsche Sprachwissenschaft / Deutschsprachige Literaturwissenschaft
Deutsch, Döblin, Alfred, Germanistik / Literaturwissenschaft |
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