Mehr lesen
Jung hat eine auffallende Übereinstimmung zwischen den Symbolen der Bilderwelt des Unbewußten und den Symbolen der Alchemie entdeckt. Es zeigt sich, daß die alchemistischen Projektionen nur einen Spezialfall des allgemeinen Denkens bildeten, daß auch die Individuation des einzelnen dem Weg glich, den die Alchemisten auf ihre Weise in ihrer Zeit gegangen sind. So verschieden auch die Art und Weise ist, in der Alchemie und Individuationsprozeß ablaufen, stellen sie doch beide Versuche dar, den Menschen zur Selbstwerdung zu führen. Diese Entdeckung gehört zu den Marksteinen des Werkes von C. G. Jung. Jung hat nicht nur verborgene Aspekte der alchemistischen Wissenschaft wieder ans Licht gefördert, sondern auch »das historische Gegenstück zur Psychologie des Unbewußten« entdeckt. Er beschäftigte sich seit 1928 intensiver mit alchemistischen Texten und der Entschlüsselung ihrer Symbole. Seitdem war es sein Ziel, »in vollem Umfang zu zeigen, inwiefern meine Psychologie eine Entsprechung der Alchemie ist - oder umgekehrt«. Jungs Entdeckung hing an seiner Deutung alchemistischer Texte, denen er ihren mystisch-psychologischen Gehalt zurückgab. Erst die Erkenntnis, daß der Alchemist die Wandlung der Psyche am chemischen Vorgang unbewußt symbolisch darstellt, machte die Alchemie für ihn zum Instrument der Entschlüsselung des Unbewußten. Die in diesem Band vorliegenden Texte sind Zeugnisse dieses Bemühens. Enthalten sind außer dem Aufsatz »Kommentar zu "Das Geheimnis der Goldenen Blüte"« ausschließlich Arbeiten über alchemistische Texte: »Die Visionen des Zosimos«, »Paracelsus als geistige Erscheinung«, »Der Geist Mercurius«, »Der philosophische Baum«.
Über den Autor / die Autorin
Carl G. Jung, geb. am 26. Juli 1875 in Kesswil in der Schweiz, studierte Medizin und arbeitete von 1900-09 an der psychiatrischen Klinik der Universität Zürich (Burghölzli). 1905-13 war er Dozent an der Universität Zürich, 1933-42 Titularprofessor an der ETH und 1943 Ordentlicher Professor für Psychologie in Basel. Jung gehört mit Sigmund Freud und Alfred Adler zu den drei Wegbereitern der modernen Tiefenpsychologie. Er entwickelte nach der Trennung von Sigmund Freud (1913) die eigene Schule der Analytischen Psychologie. C. G. Jung starb am 6. Juni 1961 in Küsnacht.
Zusammenfassung
Jung hat eine auffallende Übereinstimmung zwischen den Symbolen der Bilderwelt des Unbewußten und den Symbolen der Alchemie entdeckt. Es zeigt sich, daß die alchemistischen Projektionen nur einen Spezialfall des allgemeinen Denkens bildeten, daß auch die Individuation des einzelnen dem Weg glich, den die Alchemisten auf ihre Weise in ihrer Zeit gegangen sind. So verschieden auch die Art und Weise ist, in der Alchemie und Individuationsprozeß ablaufen, stellen sie doch beide Versuche dar, den Menschen zur Selbstwerdung zu führen. Diese Entdeckung gehört zu den Marksteinen des Werkes von C. G. Jung. Jung hat nicht nur verborgene Aspekte der alchemistischen Wissenschaft wieder ans Licht gefördert, sondern auch »das historische Gegenstück zur Psychologie des Unbewußten« entdeckt. Er beschäftigte sich seit 1928 intensiver mit alchemistischen Texten und der Entschlüsselung ihrer Symbole. Seitdem war es sein Ziel, »in vollem Umfang zu zeigen, inwiefern meine Psychologie eine Entsprechung der Alchemie ist – oder umgekehrt«. Jungs Entdeckung hing an seiner Deutung alchemistischer Texte, denen er ihren mystisch-psychologischen Gehalt zurückgab. Erst die Erkenntnis, daß der Alchemist die Wandlung der Psyche am chemischen Vorgang unbewußt symbolisch darstellt, machte die Alchemie für ihn zum Instrument der Entschlüsselung des Unbewußten. Die in diesem Band vorliegenden Texte sind Zeugnisse dieses Bemühens. Enthalten sind außer dem Aufsatz »Kommentar zu "Das Geheimnis der Goldenen Blüte"« ausschließlich Arbeiten über alchemistische Texte: »Die Visionen des Zosimos«, »Paracelsus als geistige Erscheinung«, »Der Geist Mercurius«, »Der philosophische Baum«.