Mehr lesen
Das fabelhafte Grundbuch der Romantik, ediert und kommentiert von Jost Schillemeit.»Nachtwachen. Von Bonaventura« - unter diesem Titel erschien 1804 anonym ein Buch, das im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde und seit 1877 in immer neuen Nachdrucken erschien. Als mutmaßlichen Verfasser nahm man unter anderem Schelling, E.T.A. Hoffmann und Brentano an. Erst 1973 gelang Jost Schillemeit die eindeutige Identifizierung des Braunschweiger Literaten und Theaterdirektors August Klingemann als Verfasser. Von Klingemann stammt auch das ebenfalls anonym erschienene kleine satirische Lustspiel »Freimüthigkeiten«, das in Ton, Stil und Stoff deutlich an die »Nachtwachen« erinnert. Beide Texte folgen in Wortlaut, Orthographie und Interpunktion den Erstdrucken und sind mit einem Nachwort und Anmerkungen von Jost Schillemeit versehen.»Wie oft habe ich das geliebte schnurrige Werk gekauft, und immer, wenn ich es wiederlesen wollte, war es weg, hatte es einer mitgehen lassen. Ich sage auch nichts dawider, denn es ist ja begreiflich.«Peter de Mendelssohn, Süddeutsche Zeitung
Über den Autor / die Autorin
Ernst August Klingemann (Pseud. Bonaventura), 31. 8. 1777 Braunschweig - 25. 1. 1831 ebd. Der Sohn eines Kopisten ging 1798 zum Studium der Rechte nach Jena und fand Kontakt zu den Frühromantikern. Gemeinsam mit C. Brentano begann er die Zeitschrift 'Memnon' (1800), die es allerdings nur auf einen Band brachte. Ohne Examen kehrte er 1801 nach Braunschweig zurück, lebte als freier Schriftsteller, heiratete eine Schauspielerin, wurde Oberregisseur und schließlich Mitdirektor eines Schauspielunternehmens (1814), das sich zum Braunschweiger Nationaltheater (1818) und schließlich Hoftheater (1826) entwickelte. Den Rang des von K. geleiteten Theaters belegt die Uraufführung von Goethes 'Faust' (19. 1. 1829). K. schrieb viel gespielte Theaterstücke; er bevorzugte dabei große historische Stoffe (u. a. 'Heinrich der Löwe, Martin Luther, Cromwell, Columbus'), versuchte sich aber auch an einem Faustdrama. Daneben arbeitete er als Rezensent für die 'Zeitung für die elegante Welt'. Erst spät wurde er als Verfasser des unter dem Pseudonym Bonaventura veröffentlichten satirischen Romans 'Nachtwachen' identifiziert. Das Werk ist aggressive Zeit- und Gesellschaftssatire und Dokument nihilistischer Weltinterpretation, die als Konsequenz der zeitgenössischen idealistischen Philosophie und als Symptom einer allgemeinen Krise erscheint.
Bericht
'Wie oft habe ich das geliebte schnurrige Werk gekauft, und immer, wenn ich es wiederlesen wollte, war es weg, hatte es einer mitgehen lassen. Ich sage auch nichts dawider, denn es ist ja begreiflich.'Peter de Mendelssohn, Süddeutsche Zeitung