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Thilo Sarrazin hat mit seinen umstrittenen Thesen die öffentliche Meinung gespalten, aber auch die Integrationsdebatte neu in Gang gebracht. Das war überfällig. Zu viel lief schief. Das denkt auch Lamya Kaddor. Doch pauschale Anklagen helfen ihrer Ansicht nach nicht weiter. Aufgewachsen als Tochter frommer arabischer Einwanderer, will sie als eine der ersten islamischen Religionspädagoginnen in Deutschland mit ihrem sehr persönlichen Buch einen Beitrag für eine fundierte Debatte leisten. Die Stimme einer neuen Generation.
Über den Autor / die Autorin
Lamya Kaddor, geboren 1978, vertritt das "Centrum für Religiöse Studien" der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie ist eine der muslimischen SprecherInnen für das "Forum am Freitag" auf der Homepage des ZDF. 2016 wurde sie mit dem "Integrationspreis der Stiftung Apfelbaum" ausgezeichnet.
Bericht
"Lamya Kaddor setzt sich für einen zeitgemäßen Islam ein. ( ) Kaddor nähert sich ihrem Thema aus der doppelten Perspektive der Gläubigen und der Islamwissenschaftlerin. Die Tochter syrischer Einwanderer ( ) schildert ihren ganz persönlichen Weg zum Islam und gewährt Einblick in ihr spirituelles Verhältnis zu Gott, gibt also auch Intimes preis. Dieses Sich-Entblößen beruht aber nicht auf einem Selbstdarstellungsbedürfnis, sondern darauf, dass sie die Debatte über den Islam nicht den Verbänden und den Kritikern überlassen möchte. ( ) Ich kann den Koran mit dem Verstand einer Wissenschaftlerin und mit dem Herzen einer Gläubigen betrachten , stellt Kaddor klar und kritisiert Islaminterpretationen, die beispielsweise mit der Unterdrückung der Frau einhergehen. Kritik übt sie mit dem Wissen einer versierten Expertin und aus der Position der Gläubigen, die einen positiven Bezug zu ihrer Religion hat."
Frankfurter Rundschau 9. April 2010