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In Shakespeares "Hamlet" beschreibt der Dänenprinz sein Verhältnis zu König Claudius, dem Mörder seines Vaters, mit den Worten: "Mehr als befreundet, weniger als Freund". Es ist diese Hamlet-Formel, die besser als jede andere das Verhältnis der beiden großen Schriftsteller Heinrich Mann und Thomas Mann charakterisiert. "Mehr als befreundet", nämlich brüderlich verwandt, "weniger als Freund", nämlich rivalisierende Kollegen und, in der Zeit des Ersten Weltkriegs, politische Gegner, tief verstrickt in Bruderzwist und Bruderfeindschaft. Es ging nicht nur um persönliche Dinge. Dieser Zwist war zugleich ein exemplarischer, überpersönlicher: über die Rolle des Schriftstellers in Politik und Gesellschaft, über literarishes "Engagement" auf der einen Seite, "reines" Künstlertum auf der anderen, über den "politischen"Schriftsteller hier, den sogenannten "unpolitischen"dort.
Über den Autor / die Autorin
Thomas Mann, geb. 1875 in Lübeck, wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955. Thomas Mann zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns umfangreiches und vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Für seinen ersten großen Roman Die Buddenbrooks erhielt er 1929 den Nobelpreis für Literatur.
Heinrich Mann, geb. 1871 in Lübeck, begann nach dem Abgang vom Gymnasium eine Buchhandelslehre. 1891-92 volontierte er im S. Fischer Verlag, Berlin. Gleichzeitig war er Gasthörer an der Universität. Tätig als freier Schriftsteller veröffentlichte er Romane, Novellen, Essays, Schauspiele. 1933 emigrierte er nach Frankreich, später in die USA. Heinrich Mann starb 1950 in Santa Monica/Kalifornien.
Hanjo Kesting, geb. 1943, Studium der Philosophie, Geschichte und Literatur in Köln, Tübingen und Hamburg. Seit 1969 beim Norddeutschen Rundfunk. Dort seit 1973 Leiter der Redaktion Kulturelles Wort. Gründete 1977 die Reihe 'Autoren lesen', 1981 das Kulturjournal 'Texte und Zeichen'.
Gerd Wameling, geboren 1948 in Paderborn, ging 1974 an die Schaubühne in Berlin, deren Ensemble er fast 20 Jahre angehörte. Er spielte in diversen Fernseh- und Kinoproduktionen und ist einer der beliebtesten und bekanntesten deutschen Hörbuchsprecher.
Achim Gertz ist Rezitator, Synchronsprecher von u.a. Gary Cooper und langjähriger Rundfunksprecher des NDR. Er las zahlreiche Reisereportagen und Hörbücher von bekannten Autoren wie Thomas Mann und Theodor Fontane ein.