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Der Volksaufstand 1953 und der Mauerbau 1961 gehören zu den brisantesten Ereignissen der DDR-Geschichte. Verbanden sich mit dem Volksaufstand noch Hoffnungen auf die grundlegende Veränderung des politischen Systems, so erzeugte die Mauer eine »geschlossene DDR-Gesellschaft« mit Anpassungsdruck und Resignation, die auch den Wandel von »klassischem« Widerstand hin zu offener Opposition bei den Gegnern des SED-Staates erzwang. Im vorliegenden Sammelband analysieren 17 renommierte Wissenschaftler erstmalig vergleichend die Folgewirkungen auf internationaler Ebene sowie für das Herrschaftssystem in der DDR mit Militär, Justiz, Polizei und MfS. Sie zeigen auf, wie unterschiedlich die Folgen waren, von kontinuierlicher Aufrüstung und Militarisierung über differente Auswirkungen in Wirtschaft, Kultur und Medien bis hin zu deutlichen Einschnitten für die Menschen in der DDR.
Über den Autor / die Autorin
Torsten Diedrich ist Jahrgang 1956, Dr. phil., 1984/90 wissenschaftlicher Assistent am Militärgeschichtlichen Institut der DDR in Potsdam, seit 1990/91 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA), Potsdam; zahlreiche Veröffentlichungen zur Militärgeschichte der DDR.
Dr. phil. Ilko-Sascha Kowalczuk, geboren 1967, Historiker, war sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission "Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit" und arbeitet seit mehreren Jahren als Projektleiter in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde.
Zusammenfassung
Der Volksaufstand 1953 und der Mauerbau 1961 gehören zu den wichtigsten Einschnitten der DDR-Geschichte. Sie waren Schlüsselereignisse in der Entwicklung von Staat und Gesellschaft. Mit dem Volksaufstand verbanden sich in der Bevölkerung noch Hoffnungen auf die grundlegende Veränderung des politischen Systems, doch die Herrschenden installierten danach ein inneres Sicherungssystem der Repression und Überwachung. Die Mauer erzeugte dann eine 'geschlossene DDR-Gesellschaft' mit erhöhtem Anpassungsdruck. Sie erzwang bei den Gegnern des SED-Staates den Wandel von 'klassischem' Widerstand hin zu neuen Formen der Opposition. Während der Ausbau der SED-Macht nach 1953 einer 'inneren Staatsgründung' gleichkam, bildete der Mauerbau ein konstitutives Element für die weitere Existenz der DDR. Gab es also eine 'Staatsgründung auf Raten'? Diesen Fragen gehen die Autoren in ihren Beiträgen zu verschiedenen Bereichen in Staat und Gesellschaft nach und kommen zu recht erstaunlichen Ergebnissen. Der vorliegende Sammelband geht auf eine gemeinsame Tagung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und der Abteilung Bildung und Forschung der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR im Jahre 2004 zurück.