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Boris Ignatowitsch gilt neben Alexander Rodtschenko und El Lissitzky als Wegbereiter des sowjetischen "fotografischen Konstruktivismus". Er gehörte zu jenen Künstlern, die sich aktiv beim Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft einbringen wollten. Wie kaum ein anderer hat Ignatowitsch die sowjetische Reportagefotografie thematisch und stilistisch geprägt.
Einige seiner in den zwanziger und dreißiger Jahren entstandenen Fotografien wie "Ermitage" (1931) oder "Dusche" (1935) gelten zu Recht als Ikonen der russischen Avantgarde. Dagegen sind seine Kriegsfotografien selbst in Russland bis heute weitgehend unbekannt, auch wenn sie unverkennbar Ignatowitschs Handschrift tragen.
Das Deutsch-Russische Museum zeigt daher neben wichtigen Arbeiten aus der Vorkriegszeit vor allem Fotografien aus der Kriegszeit, die Ignatowitsch überwiegend als Fotokorrespondent der Armeezeitung "Kampfbanner" der 30. Armee der Kalininfront erlebte.
Über den Autor / die Autorin
Boris Ignatowitsch
1899-1976; seit 1918 Journalist, 1919 Eintritt in die KPdSU; Redakteur der Moskauer Bergarbeiterzeitung Gornjaks. Tätigkeit für Leningrader Zeitschriften, 1925-27 Stellvertretender Redakteur der Zeitschrift Arbeitswoche, 1927-30 Fotoredakteur der Zeitung Bednota, eigene Fotoreportagen über das Landleben; als einer der ersten begann er mit der deutschen Kleinbildkamera Leica zu fotografieren, ab 1930 Arbeit bei der Sowjetischen Kinochronik als Kameramann, 1936-37 Fotoreporter für die Komsomolskaja Prawda, 1937-41 Fotoreporter bei Moskauer Zeitschriften, 1941-43 Fotokorrespondent der Armeezeitung Kampfbanner, 1943-44 Einsatz durch das Studio der Militärkünstler an der Westfront, porträtierte Marschall Shukow während der Kapitulation 1945; 1945-50 Fotokünstler am Grekow-Studio, danach fotografisch-künstlerische Tätigkeit für mehrere Redaktionen und Verlage.