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In den Jahren 1920/21 zog der aus Odessa stammende jüdische Schriftsteller Isaak Babel mit der berüchtigten Kavallerie der Roten Armee in den Polnisch-Sowjetischen Krieg, um als Korrespondent von den Ereignissen zu berichten. Sein Erzählzyklus »Die Reiterarmee«, der 1926 auf Grundlage seines Tagebuchs erschien, machte ihn mit seiner schonungslosen Darstellung in den Augen einiger Militärkommandanten und Schriftsteller zum Feind der neuen Sowjetmacht; 1940 wurde Babel hingerichtet. Mit der Verbindung von äußerster Formstrenge und expressionistischen Bildern schuf Isaak Babel eine neue literarische Ausdrucksform. Anlässlich des 100. Geburtstags Babels legte Peter Urban eine neue Übersetzung vor, die erstmals den vollständigen, unzensierten Text übertrug. Das Buch enthält neben den Erzählungen im Anhang journalistische Arbeiten Isaak Babels aus dem »Roten Kavalleristen«, Skizzen und Entwürfe, Bemerkungen zum Stil Babels, ein historisches Stichwort zu General Budjënny u. a. sowie eine editorische Notiz und Anmerkungen. »Das Hauptwerk des wohl größten russischen Schriftstellers unseres Jahrhunderts, den Erzählungsband 'Die Reiterarmee' von Isaak Babel, haben wir endlich in einer unzensierten Ausgabe und in einer hervorragenden Übersetzung erhalten. Das Buch ist immer noch aufregend. Immer noch? Manche dieser poetischen Geschichten aus den zwanziger Jahren verstehen wir heute besser als früher.« Marcel Reich-Ranicki
Info autore
Isaak Babel, geb. 1894 in Odessa, Studium in Kiew und Petrograd, ab 1916 Veröffentlichung seiner Erzählungen. 1917 Kriegsteilnahme, danach verschiedene Tätigkeiten, dann Journalist in Petrograd und Tiflis. 1923 zog er in die Nähe von Moskau. 1925 Emigration seiner Frau nach Paris, Wegzug der Mutter sowie Schwester nach Belgien. Bis 1930 ohne festen Wohnsitz, vielfache Reisen in der UdSSR und in Frankreich. Veröffentlichung von Dramen und Erzählbänden. Verhaftung 1939 und am 17.03.1941 - offizielles Datum - in der Haft wahrscheinlich erschossen.
Peter Urban, geboren 1941 in Berlin, studierte Slavistik, Germanistik und Geschichte in Würzburg und Belgrad, war Verlagslektor bei Suhrkamp, Hörspieldramaturg beim WDR und ist Lektor im Verlag der Autoren in Frankfurt; er übersetzte u.a. Werke von Gorkij, Ostrovskij, Daniil Charms, Kazakov, Chlebnikov und das gesamte dramatische Werk von Anton Cechov. Für seine Neuedition und -übersetzung der Cechov-Briefe wurde ihm der Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis zuerkannt. Peter Urban verstarb 2013.
Riassunto
In den Jahren 1920/21 zog der aus Odessa stammende jüdische Schriftsteller Isaak Babel mit der berüchtigten Kavallerie der Roten Armee in den Polnisch-Sowjetischen Krieg, um als Korrespondent von den Ereignissen zu berichten. Sein Erzählzyklus »Die Reiterarmee«, der 1926 auf Grundlage seines Tagebuchs erschien, machte ihn mit seiner schonungslosen Darstellung in den Augen einiger Militärkommandanten und Schriftsteller zum Feind der neuen Sowjetmacht; 1940 wurde Babel hingerichtet. Mit der Verbindung von äußerster Formstrenge und expressionistischen Bildern schuf Isaak Babel eine neue literarische Ausdrucksform. Anlässlich des 100. Geburtstags Babels legte Peter Urban eine neue Übersetzung vor, die erstmals den vollständigen, unzensierten Text übertrug. Das Buch enthält neben den Erzählungen im Anhang journalistische Arbeiten Isaak Babels aus dem »Roten Kavalleristen«, Skizzen und Entwürfe, Bemerkungen zum Stil Babels, ein historisches Stichwort zu General Budjënny u. a. sowie eine editorische Notiz und Anmerkungen. »Das Hauptwerk des wohl größten russischen Schriftstellers unseres Jahrhunderts, den Erzählungsband ›Die Reiterarmee‹ von Isaak Babel, haben wir endlich in einer unzensierten Ausgabe und in einer hervorragenden Übersetzung erhalten. Das Buch ist immer noch aufregend. Immer noch? Manche dieser poetischen Geschichten aus den zwanziger Jahren verstehen wir heute besser als früher.« Marcel Reich-Ranicki
Testo aggiuntivo
Babel führt die später erfolgreich vertuschte Realität eines Terrorzugs,
der wider die Ideale einer kommunistischen Armee in willkürlichen Massakern
und Plünderungen an Gegnern sowie Bevölkerung, mit Judenpogromen und sogar
in antisowjetischer Haltung eine breite Blutspur hinter sich herzog, in
einprägsamen Bildminiaturen vor Augen. Am Beispiel der Schicksale u. a.
von Kriegern, Juden, katholischen Diakonen und Künstlern lässt er die Widersprüche
der revolutionären Bewegung aufeinander prallen: So stößt die >>Ethik<<
des Kriegers, der seinem Gefährten den Gnadentod gibt, mit der >>Ethik<<
des Intellektuellen zusammen, der sich die Fähigkeit zum Töten erfleht.
Weitere Kontraste bilden die Kraft der Kämpfer, ihr eigenes Leben genauso
wenig zu schonen wie das ihrer Opfer, das Leiden der Tiere und des Landes
unter den nicht weniger leidenden Soldaten, der Intellektuelle, der mit
seinen Idealen der Revolution in Konflikt mit den Kämpfern gerät, welche
den Kommunismus verbreiten sollen, durch die Eskalation der Gewalt aber
bloßstellen, oder der Jude, der mit der Zeit gehen will und in der Vernichtung
der erstarrten jüdischen Kultur von Wolhynien und Galizien Verlustschmerz
bei gleichzeitiger Unaufhebbarkeit seiner Bindung an die Tradition erlebt.
Relazione
"Isaak Babel ist hierzulande noch zu entdecken - als einer der leuchtendsten Erzähler des Jahrhunderts." (Sigrid Löffler)