Ulteriori informazioni
Ein Erzähler, durch aktuelle Erinnerungslücken beunruhigt, findet einen ungewöhnlichen Ausweg, dem vorstellbar gewordenen Verlust des Gedächtnisses zu begegnen. Er "verteilt" die wichtigsten seiner Erlebnisse mündlich und in Briefen an seine Freunde. Eines Tages, so sein Auftrag, wenn ihm gewisse Details der eigenen Biographie nicht mehr zur Verfügung stehen, sollen ihm die Freunde seine Erinnerungen "zurückerzählen". Rasch fällt auf, daß der Erzähler nicht einfach Stationen seines Lebenslaufs aufbewahrt wissen möchte. Sondern irritierende, oft rätselhafte Ereignisse, die er bis heute umbaut und umformt, um ihrer verborgenen Bedeutsamkeit inne zu werden. Dabei muß sich der Erzähler nicht anstrengen, seine Erinnerungen umzuordnen oder neu zu erfinden. "Ich denke, eine umgebaute Erinnerung ist nichts weiter als ein Versteck, vielleicht das Beste, was es für uns gibt, weil sich ein Ort im Bewußtsein verbirgt, unauffindbar". Auf diese Weise dient das Experiment der Erinnerungs-Depots nicht irgendeiner Seligkeit des Wieder erlebens, sondern der Rettung des Unverstandenen, die das Staunen über die abgelaufene Zeit lebendig erhält.
Info autore
Wilhelm Genazino, geb. 1943 in Mannheim, lebt heute als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main. 1998 erhielt er den 'Großen Literaturpreis' der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und 2004 den 'Georg-Büchner-Preis'. 2007 wurde Wilhelm Genazino mit dem 'Kleist-Preis' und der 'Corine' ausgezeichnet. 2010 erhielt er den 'Rinke-Sprachpreis', im Jahr 2012 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor und 2014 den Samuel-Bogumil-Linde-Preis.