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»Das Lächerlichste auf der Welt: Hörer abheben, Nummer wählen, warten, bis sich am anderen Ende der Leitung eine Stimme meldet. Es ging nicht. Es ging einfach nicht.«
Unvermittelt, an einem Tag wie jeder andere, muß Rolf Lyssy, der Generationen mit seiner Komödie »Die Schweizermacher« zum Lachen gebracht hatte, erkennen, daß nichts mehr funktioniert in seinem Leben. Er befindet sich in einer schweren Depression.
Der Meister der hellen Ironie und der lächelnden Kritik beginnt nach seiner Krankheit eine Reise in sein Innerstes, die ihn von der Emigration seiner jüdischen Großeltern aus Osteuropa nach Frankfurt und schließlich in die Schweiz führt. Aus Aufzeichnungen, die ihm die Mutter hinterlassen hat, erfährt er, daß seine schweizerische Geburt ihr Überleben bedeutete ¿ während den Großeltern und den anderen Verwandten der rettende Paß verwehrt blieb. Sie wurden deportiert und ermordet.
Das vorliegende Buch ist Rolf Lyssys literarische Verarbeitung seiner Depression, seiner Regisseurenlaufbahn und der Geschichte seiner Vorfahren.
Info autore
Rolf Lyssy, 1936, fand 1975 mit 'Konfrontation' erste Anerkennung als Regisseur und Autor. Nach 'Die Schweizermacher' (1978), der noch immer der größte Publikumserfolg des Schweizer Kinoschaffens ist, folgten u.a. 'Teddy Bär' (1983), 'Leo Sonnyboy' (1989), 'Die Vitusmacher' (2006), 'Hard(ys) Life' (2008) und 'Ursula - Leben in Anderswo' (2011). Rolf Lyssy lebt in Zürich.
Testo aggiuntivo
¯So saß ich, wie in einem Schraubstock gefangen, auf meinem Bürostuhl und
grübelte stundenlang vor mich hin. Wollte die Anrufe beantworten, die ich
auf meinem Apparat abgehört hatte. Ich saß da und konnte nicht. Das Lächerlichste
auf der Welt: Hörer abheben, Nummer wählen, warten, bis sich am anderen
Ende der Leitung eine Stimme meldet. Es ging einfach nicht. Und das zu
realisieren, war die reinste Folter.® Unvermittelt muß der erfolgreiche
Filmregisseur, der Generationen von Schweizern und Nicht-Schweizermachern
mit seiner Komödie Die Schweizermacher zum Lachen gebracht hatte, erkennen,
daß nichts mehr funktioniert in seinem Leben: Er ist erschöpft vom mühsamen
Kampf um finanzielle Zuschüsse, ohne die kein Film entstehen kann, er fühlt
sich ausgebrannt, und das Drehbuch, an dem er jahrelang gearbeitet hat,
erweist sich als unbrauchbar. Der Meister der hellen Ironie und der lächelnden
Kritik wird freudlos, schwermütig, düster und von Ängsten niedergedrückt.
So sehr, daß ihm als einziger Ausweg der Gang in die psychiatrische Klinik
bleibt. Und so beginnt er die Reise in sein Innerstes. Eine erinnernde
Erkundung der familiären Vergangenheit, die ihn von der Emigration seiner
jüdischen Großeltern aus Osteuropa nach Frankfurt und schließlich in die
Schweiz führt. Intensiv setzt sich Rolf Lyssy in Swiss Paradise mit seiner
jüdischen Herkunft, seiner Arbeit und seiner Art, die Welt zu sehen, auseinander.
Es wird ein Prozeß autobiographischer Selbstbestimmung, der durch den Terror
unvermeidlicher Schmerzen geht und durch die Mutproben der Selbstkritik,
um am Ende zum Lachen und zu gelassener Heiterkeit zurückzufinden. Der
nachdenkliche und gleichwohl spannende Bericht eines bekannten Künstlers,
der exemplarisch zeigt, wie individuelle Geschichte und kollektives Schicksal
ineinanderspielen. Und wie man aus den erfahrenen Zufällen der Existenz
- aus den freundlichen wie aus den furchtbaren - ein eigenes und verantwortliches
Leben macht.