Ulteriori informazioni
Behördliche Entscheide verunmöglichten es dem jüdischstämmigen Berner Literaturprofessor Jonas Fränkel (1879-1965), daszu erfüllen, was er als seine Lebensaufgabe sah: die Vollendung seiner Gottfried-Keller-Edition und die Erarbeitung einer Werkausgabe und einer Biografie von Carl Spitteler. Der Zürcher Schriftsteller Rudolf Jakob Humm (1895-1977) griff 1950 in seiner Zeitschrift «Unsere Meinung» den Fall auf. So entstand eine Brieffreundschaft, die bis zu Fränkels Tod andauerte.Fränkel findet in Humm einen Verbündeten im Kampf um seine Rehabilitierung. In zwei grossen Artikeln denunziert er 1952 und 1953 die Keller- und Spitteler-Editoren, die ihn verdrängten, als Pfuscher. Humm vermittelt diese Kritik einem Laienpublikum in der Schweiz. Zusammen leisten sie so einen frühen Beitrag zur Aufarbeitung der geistigen Landesverteidigung unddes Antisemitismus in der Schweiz vor und während des Zweiten Weltkriegs. Im Briefwechsel der beiden spiegelt sich daneben Humms literarische Arbeit, die Fränkel, der von der Gegenwartsliteratur sonst kaum noch Notiz nimmt, freundlich kommentiert. Immer neuen Gesprächsstoff zwischen dem urbanen Schriftsteller und dem abgeschieden lebenden Gelehrten gibt Hummshektografierte Einmannzeitschrift, in der ein breites Spektrum an Themen zu Beginn des Kalten Krieges zur Sprache kommt.Die mit Sachkommentaren und einem Nachwort versehene und mit Fränkel- Artikeln Humms angereicherte Briefedition bildet auch eine Erweiterung der von den gleichen Herausgebern betreuten Korrespondenz Fränkels mit C. A. Loosli.
Riassunto
Jonas Fränkel (1879–1965), jüdischstämmiger Germanistikprofessor an der Universität Bern, verfolgte zwei Lebensaufgaben: die Vollendung seiner wissenschaftlichen Gottfried-Keller-Edition sowie die Erarbeitung einer Werkausgabe und einer Biografie Carl Spittelers.
Im immer aussichtsloseren Kampf gegen behördliche Widerstände, welche die Vorhaben schliesslich zum Scheitern bringen, findet Fränkel 1950 im Zürcher Schriftsteller Rudolf Jakob Humm (1895–1977) einen Alliierten. Engagiert tritt Humm mit Artikeln in der Weltwoche und in seiner hektografierten Einmannzeitschrift
Unsere Meinung für Fränkel ein. Zwischen dem urbanen Schriftsteller und dem abgeschieden lebenden Gelehrten entsteht eine Brieffreundschaft. Man bespricht die Strategien und denunziert die Ideologien und den Antisemitismus der Gegner und der tonangebenden Presse.
Auch Humms literarische und journalistische Arbeit spiegelt sich in dem Briefwechsel. Etwa die Entstehung des Buchs Bei uns im Rabenhaus (1963), das erzählt, wie das Ehepaar Humm in den 1930er Jahren mitten in Zürich ein subkulturelles Diskussionsforum unterhielt, das auch Emigranten offenstand. Immer neuen Gesprächsstoff gibt auch Humms Zeitschrift, die zwischen 1948 und 1977 ein verblüffend breites Spektrum an Themen zur Sprache bringt. Ihr Ziel ist es, die Verhärtung der Meinungen im Kalten Krieg aufzubrechen, der in der Schweiz die Geistige Landesverteidigung ablöst.
Die mit Sachkommentaren und einem Nachwort versehene Briefauswahl bildet eine Fortsetzung zu der von den gleichen Herausgebern vorgelegten Auswahl aus der Korrespondenz Fränkels mit C.A. Loosli.