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Wie verlief die politische und fachliche Debatte über Fremdplatzierungen von Kindern? Wie kam es, dass in Winterthur mehrheitlich Kinder aus armen Familien in Pflegefamilien 'versorgt' wurden? Wie stand es mit der Ausübung von formalem und informellem Zwang gegenüber armutsbetroffenen Eltern und Kindern? Ging es den Pflegekindern tatsächlich so gut, wie von den Behörden berichtet? Wie erfolgte der Zugriff auf Familien durch die Armenpflege? Und was hatte die Schule mit Fremdplatzierungen zu tun? Zeitgenössische Normen steuerten den Umgang mit Armutsbetroffenen und die Praxis von Fremdplatzierungen. Der Mythos der guten Familie nach bürgerlichem Ideal verstellte den Blick auf die Realität: Mit dem Fabriklohn eines Arbeiters war eine Familie nicht zu ernähren. Ohne Zuverdienst der Mutter reichte das Einkommen nicht zum Überleben. Kinder aus armen Familien waren gefordert, im Haushalt mit anzupacken, Geschwister zu hüten und ihre Hausaufgaben selbständig zu erledigen. Oft waren sie unbetreut im öffentlichen Raum unterwegs. Arme Kinder galten als gefährdet und zugleich als gefährlich. Gemäss dem damalige Diskurs war es ein logischer Schritt, dass aus armen Kleinkindern 'verwahrloste' Schülerinnen und Schüler wurden, die sich als Jugendliche zwangsläufig zu Kriminellen entwickelten, sollte der Staat nicht für ergänzende oder korrigierende 'gute Erziehung' besorgt sein. Hier trat die Jugendfürsorge auf den Plan - unter anderem mit Fremdplatzierung von Kindern.