Descrizione
Dettagli sul prodotto
| Autori | Jasmin Schreiber |
| Editore | Eichborn |
| Lingue | Tedesco |
| Formato | Copertina rigida |
| Pubblicazione | 31.10.2025 |
| EAN | 9783847902232 |
| ISBN | 978-3-8479-0223-2 |
| Pagine | 432 |
| Dimensioni | 145 mm x 35 mm x 220 mm |
| Peso | 600 g |
| Categorie |
Narrativa
> Romanzi
> Letteratura contemporanea (dal 1945)
Liebe, Trauer, Mutter-Tochter-Beziehung, Deutschland, Tochter, Verlust, Resilienz, Mutter, Weltraumforschung, entspannen, Häusliche Gewalt, psychische Gesundheit, verarbeitung, Trauerbewältigung, Deutsche Gegenwartsliteratur, Trauerarbeit, Kindheitstrauma, emotionale Heilung, Femizid, Farbschnitt, literarische Unterhaltung, Familientrauma, Umgang mit / Ratgeber zu Tod und Trauer, Heilung nach Verlust |
Recensioni dei clienti
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Mehr als eine traurige Geschichte
Inhalt:
Frank Kopmann drangsaliert seine junge Frau Emma psychisch und physisch - bis er sie eines Tages umbringt. Damit stürzt die ganze Welt der neunjährigen Tochter Maja in sich zusammen. Sie muss von Hamburg ins weit entfernte Glauberg zu Emmas Eltern ziehen, die sie kaum kennt. Auch Majas Patentante, Emmas beste Freundin Liv, lebt dort in der Nähe. Die drei Erwachsenen bemühen sich um das traumatisierte Mädchen, kommen dabei aber mit ihrer eigenen Trauer und ihren Schuldgefühlen nicht wirklich klar.
Meine Meinung:
Wie gewohnt konnte mich Jasmin Schreiber auch mit ihrem neuesten Werk begeistern. Das schwere Thema liegt ihr persönlich am Herzen; das spürt man in jeder Zeile. Zunächst empfand ich den Schreibstil als relativ distanziert und war sehr froh darüber. Mich tiefer in die Geschichte hineinziehen zu lassen, wäre mir nicht gut bekommen, denke ich. Gegen Ende wird es doch noch sehr emotional, was an dieser Stelle dann aber auch gut ist. Eingestreute Zeitungsartikel, Gerichtsurteile und Ähnliches lassen den Roman sehr realistisch erscheinen.
Die Charaktere, vor allem Liv und Maja, aber auch Emma, die wir in Rückblenden näher kennenlernen, sind tiefgründig ausgearbeitet und offenbaren von Seite zu Seite immer mehr ihrer Facetten. Sowohl die Hauptfiguren wie auch die diversen Nebenfiguren wirken authentisch und realitätsnah. Als Astrophysikerin erzählt Liv Maja viel über die Sterne. Dies war durchaus auch für mich lehrreich.
In kurzen Kapiteln mit wechselnden Perspektiven (Liv, Maja, Brigitte, Per) begleiten wir die Hinterbliebenen in ihrer Trauer. Alle fühlen sich dabei auch irgendwie schuldig an Emmas Tod. Hätten sie ihn verhindern können, wenn sie an irgendeiner Stelle genauer hingeschaut, mehr nachgefragt, anders reagiert hätten? In drei schwarz hinterlegten Kapiteln, die eine alternative Realität aufzeigen, erfahren wir, was eventuell möglich gewesen wäre. Doch Brigittes Therapeutin bringt es auf den Punkt, wenn sie sagt:
»Wenn eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner ermordet wird, ist niemand schuld, Brigitte. Niemand außer dem Mann, der die Tat begeht.«
Die Autorin untermauert ihren literarischen Aufruf an die Gesellschaft, Femizide zu stoppen, mit Zahlen und Fakten. Für Betroffene und Angehörige sind im Anhang diverse Telefonnummern und Webseiten aufgeführt, wo man Hilfe bekommen kann.
Fazit:
Ein sehr berührender und bedrückender Roman, der stark an der leider grausamen Realität orientiert ist. Absolut lesenswert und wichtig! -
Sehr gute Grundidee, aber Luft nach oben in der Umsetzung
Maja ist neun Jahre alt, als ihr Vater Frank ihre Mutter Emma tötet. Das Buch setzt einige Monate später an: Maja lebt vorübergehend bei Brigitte und Per, ihren Großeltern mütterlicherseits, und auch ihre Patentante Liv, Emmas beste Freundin, ist für sie da. Alle vier versuchen auf ihre Weise, die Tat zu verarbeiten und weiterzuleben, hadern mit Schuldgefühlen. Maja und Brigitte gehen zur Therapie.
In den Medien und gesellschaftlichen Debatten stehen meist die Täter im Fokus, während über die Opfer und deren Umfeld wenig gesprochen wird. Jasmin Schreibers Ansatz ist daher umso wichtiger: Sie legt den Schwerpunkt klar auf die Angehörigen, die nach einem Femizid in Trauer zurückbleiben, deren Leben aus der Bahn geworfen wird und die sich mit Schuldgefühlen quälen: Hätte ich etwas bemerken müssen? Genauer hinsehen, nachfragen, nicht lockerlassen? Gab es Anzeichen die ich übersehen habe? Hätte ich die Tat verhindern können?
Leider gelingt die Umsetzung nur bedingt. Keine der erwachsenen Hauptfiguren - Per, Brigitte, Liv - stand in den letzten Jahren mit Emma in so engem Kontakt, um uns Leser:innen einen Einblick in die Beziehungsdynamik der Ehe oder in das Gefühlsleben von Emma zu geben. Das bleibt weitestgehend eine Blackbox. Hierdurch liefern uns auch alle drei Perspektiven ähnliche Eindrücke, und man kann sich fragen, wozu es dann drei Figuren braucht, die in gewisser Weise redundant sind.
Der Schreibstil ist eher gewöhnlich, hierhatte ich mir literarisch mehr erwartet. Manches ist recht plump geraten, etwa wenn Liv und ihre Mutter in einem spontanen Gespräch ihre verkorkste Beziehung aufarbeiten und hierbei dem bereits verstorbenen Vater ganz bequem die Schuld daran in die Schuhe schieben. Ferner werden Emma und Liv in Rückblenden als extrem wissbegierige und begabte Kinder dargestellt, die durch Männer ihre Karriere aufgeben bzw. an die patriarchale Gläserne Decke stoßen. Das ist mir zu plakativ, zu einfach. Vieles ist Schwarz-Weiß gezeichnet, es fehlen die Zwischentöne.
Liv ist Astrophysikerin. In diesem Zusammenhang gibt es immer wieder Anspielungen auf Astronomie und Paralleluniversen, die auch als Bild für Was-wäre-wenn-Szenarien dienen. Diese Anspielungen wirkten auf mich aufgesetzt und verkrampft. Als Naturwissenschaftlerin mag ich es einfach nicht, wenn die Wissenschaft metaphysisch instrumentalisiert wird.
Nebenschauplätze nehmen relativ Raum ein, dafür kommen die Eltern von Frank zu kurz. Ein wirklich interessanter, weil häufig unterschätzter Aspekt, das Sorgerecht für Maja, wurde ebenfalls viel zu schnell abgehandelt. Ärgerlich sind zudem inhaltliche Fehler und Widersprüche im Buch.
Am stärksten ist das Buch für mich in den Maja-Kapiteln, wo ihre Zerrissenheit, ihre kindliche Vorstellung von ihrer Schuld am Tod der Mutter und die körperlichen und seelischen Folgen wirklich eindrücklich vermittelt werden. Allerdings hatte ich beim Lesen manchmal das Gefühl, dass der Schreibstil in den Kapiteln aus Majas Sicht nicht zu einer Zehnjährigen passt.
Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte immer wieder durch Gerichtsdokumente, Protokolle und Zeitungsberichte unterbrochen wird. Etwas verwirrend war jedoch, dass die in den Berichten erwähnten Vorfälle und Namen alle fiktiv sind, während die Statistiken zu Gewalt gegen Frauen vermutlich korrekt sind.
Insgesamt muss ich leider sagen, dass ich mir mehr erwartet hatte, sowohl literarisch als auch konzeptionell. -
Das Leben nach dem Femizid
Nach der Ermordung von Emma durch ihren Ehemann, lebt deren Tochter Maja bei ihren Großeltern im hessischen Glauburg. Dort hat sie Schwierigkeiten, mit dem schrecklichen Verbrechen umzugehen. Auch Oma Brigitte und Opa Per sowie Patentante Liv sind noch fassungslos und können kaum mit der Trauer umgehen. Doch gemeinsam müssen sie versuchen, einen Weg zurück ins Leben zu finden und nicht an dieser Tat zu zerbrechen.
Jasmin Schreiber gelingt es, ein sehr schwieriges Thema unterhaltsam, aber auch feinfühlig und sensibel zu erzählen. Ihr Schreibstil geht ins poetische und enthält sehr schöne Metapher über das Leben, den Tod und vielem Mehr.
Die Kapitel sind aus verschiedenen Perspektiven verfasst, sodass man einen guten Einblick in die Gefühlswelten der Charaktere erhält. Ihre Trauer und ihr Verlust ist spürbar, aber auch die Selbstvorwürfe die sich jede*r macht. Niemand hat gewusst oder erkannt, dass Emma von ihrem Mann misshandelt wurde und diese war offensichtlich nicht in der Lage, eigenständig um Hilfe zu bitten.
Verschiedene Stilmittel werden im Roman eingesetzt. So tauchen ab und zu (aber nicht zu oft) Kinderzeichnungen, fiktive Zeitungsartikel oder auch Protokolle auf. Dadurch wirkt die Geschichte noch authentischer und nahbarer.
Das Weltall ist ein Thema, was immer wieder auftaucht. Liv ist studierte Astrophysikerin und kann auch Maja für den Weltraum begeistern. Sprachlich durchzieht es ebenfalls das Buch, so wird die Trauer mit einem Schwarzen Loch verglichen, was ich sehr passend finde. Zudem ist jedem Charakter ein Sternbild zugewiesen, welches über dem jeweiligen Kapitel abgebildet ist. Majas Sternbild ist bspw. Perseus oder Livs Andromeda.
In "Da, wo ich dich sehen kann" steht das Opfer und deren Angehörige im Zentrum, der Täter nimmt keinen Raum ein. Viel zu oft geschieht es in der Realität, dass die "Täter*innen" in der Öffentlichkeit deutlich bekannter sind, als die Opfer. Jasmin Schreiber hat sich bewusst dazu entschieden, dass hier Emma und deren Familie sowie ihre beste Freundin im Fokus stehen. Das war eindeutig die richtige Entscheidung! Nicht grausame Details der Tat, sondern die Grausamkeit des Verlustes stehen hier im Mittelpunkt.
Mir hat "Da, wo ich ich sehen kann" sehr gut gefallen. Bevor man jedoch zum Buch greift, sollte einem klar sein, dass es ein sehr belastendes Thema sein kann, vor allem wenn man persönliche Erfahrungen damit hat. Es ist ein emotional aufwühlendes Werk, was aber trotzdem auch Hoffnungsschimmer hat. Es sollte von vielen Leute gelesen werden, da häusliche Gewalt leider ein weit verbreitetes Problem ist und mehr Aufmerksamkeit benötigt. Es tritt bei allen Gesellschaftsschichten auf und auch Menschen, die nach außen hin sympathisch sind und auf andere einfühlsam wirken, können innerhalb von einer Familie oder Partnerschaft gewalttätig und kontrollierend sein.
Jasmin Schreiber hat dies alles sehr gut ausgearbeitet und einen einfühlsamen Roman verfasst, der einen zum Nachdenken anregt. -
Die Folgen eines Femizids
Bekannt war mir die Autorin bislang als Schreiberin über naturwissenschaftliche Themen. Hier nun behandelt sie ganz behutsam und sehr detailliert ein anderes Thema, das in der deutschen Gesellschaft leider gar nicht so selten ist, aber häufig nicht als solcher bezeichnet wird: den Femizid, d.h. die Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind. Das Opfer, von dem die Geschichte handelt, ist eine junge Mutter mit einem tyrannischen Ehemann, der sie nach unzähligen vorherigen Gewaltausbrüchen während eines Streits schließlich erdrosselt. Ihre Hinterbliebenen kommen abwechselnd während der Folgezeit immer wieder zu Wort – die neunjährige Tochter, die Eltern, die beste Freundin. Gemeinsam ist ihnen, dass sie von dem Ereignis traumatisiert sind und sich zugleich die (Mit-)Schuld an dem Geschehenen geben. Sie zermartert die Frage, ob sie etwas hätten ändern können, wenn sie in einem bestimmten Zeitpunkt anders gehandelt hätten. Es verwundert nicht, dass die Beteiligten an Trauer und Traumata seelisch und körperlich erkranken. Wie alternatives Handeln ausgesehen hätte, stellt die Autorin gelungen auf eingefügten schwarzen Seiten dar. Es ist dem gesamten Buch anzumerken, dass es sich um ein Herzensthema der Autorin handelt. Das beschließt sie letztendlich mit der Auflistung von Anlaufstellen zur Hilfe für Betroffene. Ihre Neigung zu Naturwissenschaften lebt die Autorin letztendlich auch in diesem Roman aus. Die beste Freundin der Getöteten ist Astrophysikerin und mit Hilfe von dazu gehörigen Dingen wie Weltall, Sternen etc. macht sie der kleinen Tochter erfolgreich Mut.
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