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Wenn Film Zeit in Form und Gestalt von Übergängen, Wiederholungen und Schichtungen szenisch zur Anschauung bringt, eröffnet dies ein audiovisuelles Erleben von Zeit, das über die unmittelbaren realweltlichen Erfahrungsmöglichkeiten hinausgeht. Die Untersuchung widmet sich genau diesen besonderen filmischen Zeiteinheiten, die als temporale Schlüsselszenen konzeptualisiert werden. Basis dafür bildet die Entwicklung eines integrativen Modells zum Erleben filmischer Temporalität, welches Positionen der Filmnarratologie, der kognitiven Filmtheorie und der Filmphänomenologie zusammenführt. Dabei wird aufgezeigt, dass temporalen Schlüsselszenen ein spezifisches rezeptionsästhetisches Potenzial zukommt, indem sie ein Differenzerleben zwischen sinnlich-verkörpertem Erfahren und kognitiv-prozessiertem Verstehen von Zeit vermitteln. In umfassenden Fallstudien wird eine differenzierte Typologie temporaler Schlüsselszenen im narrativen Spielfilm entfaltet, wobei besonderes Augenmerk auf dem Zeitreisefilm als Spezialfall filmischer Temporalität liegt. Über die analytische Reflexion der sinnbildlichen Schlüsselfunktion dieser Szenen werden zudem Überlegungen für eine weitergehende medientheoretische Auseinandersetzung mit audiovisueller Zeitlichkeit ausgearbeitet.
Info autore
Sandra Ludwig studierte Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft an der Universität Siegen sowie Medienmanagement und -kulturwissenschaft an der Universität zu Köln. Nach Abschluss ihrer Promotion im Rahmen des Doktorandenkollegs "Geisteswissenschaften" an der Universität Hamburg arbeitet sie aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind mediale Temporalität und zeitlich komplexes Erzählen, Serialität in Fernsehen und Internet, Social Media sowie Transmedia Storytelling. Durch ein ergänzendes Studium der Psychologie verfolgt sie methodisch und thematisch zudem eine interdisziplinäre Ausrichtung.