Descrizione
Dettagli sul prodotto
Autori | Monika Helfer |
Editore | Hanser |
Lingue | Tedesco |
Formato | Copertina rigida |
Pubblicazione | 25.01.2021 |
EAN | 9783446269170 |
ISBN | 978-3-446-26917-0 |
Pagine | 176 |
Dimensioni | 133 mm x 22 mm x 210 mm |
Peso | 287 g |
Categorie |
Narrativa
> Romanzi
> Letteratura contemporanea (dal 1945)
Familie, Österreichische SchriftstellerInnen; Werke (div.), Erinnerung, Österreich, Kriegsenkel, Familienleben, Herkunft, Familiengeschichte, Sabine Bode, Nachkriegskinder, Dörte Hansen, Annie Ernaux, #ohnefolie, Die Bagage |
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Erinnerungen an den Vater und die eigene Kindheit
Wie schon in ihrem vor einem Jahr erschienenen Roman „Die Bagage“ und anknüpfend an diesen erzählt die Autorin von ihrer eigenen Kindheit. Während sie dort das Leben ihrer Großmutter Maria schilderte, steht hier das Leben ihres Vaters im Fokus, der Marias vermeintliches Kuckuckskind Grete heiratete. Er selbst ist der uneheliche Sohn einer Magd und dem Bauern aus einem österreichischen Dorf, wurde kurz vor der Matura zum Dienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen, aus dem er mit amputiertem Unterschenkel zurückkehrte, wurde zum Witwer mit vier kleinen Kindern. Vor allem aber war er ein Literaturliebhaber, der seine Neigung auf eben seine Tochter Monika übertrug.
Da der Vater wie alle Männer seiner Generation schweigsam war, greift die Autorin für die Geschichte auf eigene Erinnerungen und Erzählungen ihrer weit verzweigten Verwandtschaft zurück. Es ergibt sich ein wunderbares Portrait eines Mannes, der durch die Umstände seiner Zeit geprägt wurde. Interessant sind auch die immer wieder eingeflochtenen Werdegänge der Onkel und Tanten der Autorin, die recht hanebüchen klingen.
Ein besonderes Buch für Leser mit Interesse an Familiengeschichten. -
Ein verschwommener Mensch
Monikas Helfers Erinnerungsroman „Vati“ drängt sich mit seiner klaren Prosa nicht auf – er entfaltet zart und reduziert etwas Faszinierendes zwischen dem Erzählten. Lakonisch, bruchstückhaft und in Zeitsprüngen versucht die Autorin anhand von ihren und der Erinnerungen der Stiefmutter halb fiktional, halb autobiografisch den rätselhaften und schwer zu durchschauenden Menschen, der ihr Vater war, einzufangen.
In der Schule blitzgescheit, fast das Matura in der Tasche, wird er in den Zweiten Weltkrieg eingezogen und verlor in Russland nicht nur ein Bein – das Kriegstrauma hat ihn auch seelisch verändert. Halt sucht er in seinen Büchern, die ihm alles bedeuten und heilig sind. Als Verwalter des Kriegsopfer-Erholungsheims auf der Tschengla, dem Hochplateau in Vorarlberg, ist er auch Herr über die umfangreiche Bibliothek. Monika erlebt dort mit ihren Geschwistern eine soweit idyllische Kindheit in den Bergen – doch die Mutter verstirbt früh und der Vater wird nach diesem Verlust noch abwesender. Die Kinder werden bei unterschiedlichen Verwandten untergebracht.
Nach ihrem erfolgreichen Roman „Die Bagage“ ordnet Monika Helfer nun weiter klug, sensibel und in ihrer ganz eigenen Atmosphäre ihre Familiengeschichte – dabei erschafft sie episodenhaft sehr plastische Menschen und poetisch bildhafte Umgebungen in einer Nachkriegswelt. Schönes trifft auf Trauriges, ohne rührselig zu werden – Helfer beschreibt ohne zu urteilen. Auch der Tod der eigenen Tochter Paula wird thematisiert.
„Wieder tagträume ich und sehe die Farben der Tschengla, das Lilienweiß, Enzianblau, Erdbeerrot. Jeden Tag gehe ich über den Berg, der Schlossberg heißt, von dem meine Tochter gefallen ist, sie war einundzwanzig.“
Eine eindringliche, subtil arrangierte Konstruktion in faszinierenden Bruchstücken, die als Ganzes den Vati nicht komplett klar werden lässt, aber in der zwischen den Zeilen mit wenigen präzisen Worten viel berührendes, existenzielles Zwischenmenschliches steckt. Es ist auch eine gelungene, pathosfreie Hommage an das Erinnern und das Erkennen, das dieses nicht immer wahrheitsgetreu ist. -
tiefgreifend und ruhig
Monika Helfer schafft es in diesem doch recht kurzem Erinnerungsbuch sehr tiefgreifendes zu erzählen. Die Schilderungen sind sehr respektvoll und angenehm (ohne "Stress") geschildert - das macht das Lesen sehr entspannend. Aber auch unangenehme Dinge werden nicht weggelassen.
Die Beziehung zwischen Vati und Monika war sehr speziell - er machte sie quasi zu seiner Komplizin.
Das Buch wird nicht chronologisch erzählt, sondern nach bestimmten Episoden - wie sie aus der Erinnerung kommen - dennoch wirkt das Buch gut strukturiert. Einzelne Passagen sind sehr berührend, weil man auch an die eigene Kindheit erinnert wird.
Ein sehr schön geschriebenes Buch, welches ich weitererzählen kann. -
Der abwesende Städter
Monika Helfer schreibt dort weiter, wo sie mit ihrem erfolgreichen Roman „Die Bagage“ aufgehört hat – eine autobiografisch-fiktionale Aufarbeitung ihrer Herkunft, ihrer Familie in Fragmenten. Diesmal hat sie sich mithilfe ihrer Stiefmutter auf die Spurensuche ihres verschlossenen Vaters begeben, der sich gerne entgegen der Wahrheit als Städter gesehen hat. Aber Vati war auch im Krieg, hat dort physische und psychische Traumata erlitten, die ihn teilweise stoisch, abwesend und eigenartig werden ließen. Hoch oben auf der Tschengla, im Kriegsopfer-Erholungsheim in den Bergen lebt die Familie und der Vater kümmert sich als Verwalter um Gäste und die hauseigene, gespendete Bibliothek. Bücher sind ihm neben dem Inhalt auch als Gegenstand so wertvoll, dass er sie gerne anstatt Gespräche zwischen die Menschen schiebt und sogar als Schatz im Wald vergräbt.
„Ihm war sein ganzes Leben hindurch der Gegenstand ebenso wichtig wie der Inhalt. Das ist untertrieben. Heilig war ihm das Buch.“ (S. 21)
Monika Helfer erzählt zarte Anekdoten ihrer Kindheit, flechtet Geschwister und verschiedene Verwandte ein, fängt alle Charaktere sehr authentisch und plastisch ein – in einer präzisen, klaren, lakonischen und schnörkellosen Sprache. Vieles Reflektierte steckt zwischen den Zeilen und Gesprächen. Szenisch reihen sich wunderschöne Tier- und Landschaftsbeschreibungen in subtil erzählte Schicksalsschläge einer Familie in der Nachkriegszeit. Helfers Mutter verstirbt sehr früh, die Kinder werden zeitweise auf verschiedene Verwandte aufgeteilt.
Erinnerungsbruchstücke versuchen dem Verschwommenen chronologisch abwechselnd etwas Schärfe zu verleihen. Wer war ihr Vati wirklich? Was ist wahr, was ist nur angedichtet in den Erinnerungen? Kann sie ihn später so akzeptieren, wie er ist und war? Und war Vati mit seinem Leben zufrieden? Feinfühlig und melancholisch flechtet Helfer auch eigene Erfahrungen ein, wie den Tod ihrer Tochter Paula.
Monika Helfer hat einen eindringlichen, episodisch gut komponierten Erinnerungsroman geschrieben, der sich mit seiner gewissen Distanziertheit nicht aufdringt, sondern gerade wegen seiner klaren Reduziertheit und Skizzenhafte tief in die Gefühlswelt gräbt und bleibenden Eindruck hinterlässt.
"Er sei ein Städter. Mit einem solchen Fleiß erzählte er ihr, dass sie ihm nicht glaubte. Aber das spielte keine Rolle. Inzwischen tat jeder, als wäre die Welt eine andere." S. 31
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