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Excerpt from Grundlegung der Allgemeinen Kunstwissenschaft
Tiefsinn ist ein Anzeichen des Chaos, das echte Wissenschaft in einen Kosmos verwandeln will, in eine einfache, völlig klare, aufgeloste Ordnung. Echte Wissenschaft kennt, soweit ihre wirkliche Lehre reicht, keinen Tiefsinn. Jedes Stück fertiger Wissenschaft ist ein Ganzes von den Denkschritten, deren jeder unmittelbar einsichtig, also gar nicht tiefsinnig ist. Tiefsinn ist Sache der Weisheit, begriffliche Deutlichkeit und Klarheit Sache der strengen Theorie. Die Ahnungen des Tiefsinns in eindeutige rationale Gestaltungen umzuprägen, das ist der wesentliche Prozel 3 der Neukonstitution strenger Wissenschaften Diese Worte Edmund Husserls stelle ich an den Anfang meines Buches; nicht als Versuch einer Rechtfertigung oder gar Entschuldigung, sondern als Programm. Sie sollen zugleich die Schar derer vor Enttäuschungen Warnen, die geistschillernde Betrachtungen über Kunst und Künstler erwarten; glühende Hymnen über das Mysterium der Kunst, über das unbegreifliche Wunder schöpferi scher Kraft. Nicht um Mysterien und Wunder handelt es sich mir, sondern um ernste und exakte wissenschaftliche Erkenntnis, um die Gewinnung von Grundlagen auf einem Gebiet, das - zwischen der Ästhetik und den historischen Kunstdisziplinen gelegen bisher fast gänzlich die angemessene Forschungseinstellung entbehrt hat. So wendet sich dieses Werk einerseits an Philosophen und anderseits an die Vertreter der Kunstgeschichte, Literaturgeschichte usw. Beide Parteien müssen verzeihen, wenn manche Ausführungen für ihre Bedürfnisse zu breit angelegt sind.
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