Ulteriori informazioni
Die Überlegenheit der Forensischen Psychotherapie gegenüber der bloßen Verwahrung im Regelvollzug wird durch die im Bereich der Sexualstraftäterbehandlung durchgeführten outcome-Studien belegt. Es mangelt jedoch an Wissen darüber, wie Psychotherapie bei forensischen Patienten wirkt. Es fehlen somit Prozeßuntersuchungen zur Identifikation der im therapeutischen Prozess wirksamen Veränderungsmechanismen. Deren Identifikation ist eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung, Implementierung, Evaluation und Verbesserung von gezielt auf die Behandlung von Sexualstraftätern bezogenen Behandlungsmaßnahmen und deren theoretische Fundierung. Die forensische Psychotherapieforschung hat bisher mit der allgemeinen Psychotherapieforschung nicht Schritt gehalten; denn im Rahmen der Prozessforschung sind bereits Wirkmechanismen identifiziert und empirisch validiert worden. Darüber hinaus wurden auf der Basis dieser Veränderungsmechanismen Prozessmodelle konzipiert, die den Verlauf der Wirk mechanismen und ihr Zusammenspiel im therapeutischen Prozess beschreiben.
Mit dieser explorativen Einzelfallstudie wird der Anschluss der Forensischen Psychotherapieforschung an die allgemeine Psychotherapieforschung und deren gut etablierten Untersuchungsmethoden hergestellt. Es werden computergestützte, textanalytische Verfahren und inhaltliche sowie klinische Ratings herangezogen, um auf der Basis von verbatimprotokollierten Therapiesitzungen den therapeutischen Prozess eines im Maßregelvollzug untergebrachten Sexualstraftäters zu evaluieren. Aus der zusammenhängenden Betrachtung der Befunde und einer kritischen Diskussion der Erhebungsverfahren werden deren vielversprechende Einsatzmöglichkeiten für die Forensische Psychotherapieforschung aufgezeigt.
Info autore
Dr. Mechthild Böhmer, geb. 1967, Diplom-Psychologin, absolvierte ein Psychologie-Studium an der Universität Tübingen, Promotion im Jahr 2000 an der Universität Ulm. Zwischen 1997 und 2000 war sie als wissenschaftliche Mitabeiterin in der Sektion Forensische Psychotherapie der Abteilung Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universität Ulm tätig. Seit Anfang 2000 arbeitet sie als Psychotherapeutin in der Hohenfeld-Klinik für Psychosomatik in Bad Camberg.